 Diagramme sind
als
Bildstatistiken in der heutigen
Informationsgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Sie veranschaulichen Daten,
die als Zahlenwerte ausgedrückt werden können und finden sich in zahlreichen
Publikationen. In Präsentationen
sind sie überall dazu finden, wo "trockene" Zahlen
visualisiert werden sollen. Sie sind Teil der allgemeinen Bildkultur von
heute und prägen sie auf ihre Weise mit.
Ihre Erstellung mit Computersoftware
und Apps gehört inzwischen zur informationstechnischen Grundausbildung, die
in der Schule gelehrt und in der Arbeitswelt angewendet wird.
Ein Diagramm sagt mehr als tausend Zahlen
Tabellen und Diagramme liefern, wenn sie dieselben Daten repräsentieren,
grundsätzlich gleichwertige Informationen. Jede der beiden hat je nach
Kommunikationssituation und Art der Daten aber ihre Vor- und Nachteile.
Diagramme setzen auf Anschaulichkeit, d. h. sie wollen abstraktes
Datenmaterial bildhaft und damit leichter verständlich machen. Sie setzen in
Abwandlung einer bekannten Redensart bei der →Bildkommunikation
(»"Ein
Bild sagt mehr als tausend Worte", vgl.
Tuchdolsky) darauf: "Ein Diagramm sagt mehr als tausend Zahlen."
Gewöhnlich sind wir für Bildbotschaften überhaupt sehr empfänglich. Und
dies gilt auch für Diagramme, die ja zu den
Bildstatistiken
gehören. Weil wir dafür besonders empfänglich sind, können wir auch Daten in
einem Diagramm verglichen mit ihrem Herauslesen in einer Tabelle leichter
und schneller erfassen. Der visuelle Vergleich der Daten in einer
Bildbotschaft lässt sich von unserem Gehirn eben besonders leicht
verarbeiten.
Diagramme haben viele Vorteile
Was allgemein für
bildliche Darstellungen gilt, lässt sich zum Teil auch für die
Bildstatistik anwenden. Abgesehen von dem Sachverhalt, um den es geht, haben
Bildstatistiken und Diagramme zahlreiche Vorzüge, die sich
auf die Kommunikation ihres Gegenstands positiv
auswirken können. Dazu zählen:
-
Bildstatistiken/Diagramme lassen sich
schnell rezipieren Die Informationen einer Bildstatistik/eines
Diagramms können in vergleichsweise kurzer Zeit aufgenommen
werden. Wenn das, was ein Diagramm beinhaltet und aussagt, dagegen in Worte
gefasst werden muss, dauert das nicht nur länger, sondern ist darüber
hinaus auch meistens weniger
verständlich.
Die Geschwindigkeit bei der Rezeption hat aber auch ihren Preis. Denn dadurch und
wegen der vergleichsweise geringen gedanklichen Anstrengung bei der
Rezeption von Bildern ist es sehr viel leichter, "Inhalte an der gedanklichen Kontrolle des Rezipienten »vorbeizumogeln«" (Schierl 2001,
S. 229) Hinzukommt, dass wir offenbar dazu neigen, Bildern im Vergleich zu
Text oder "nackten" Zahlen eine höhere Glaubwürdigkeit zusprechen.
Die mitunter fast automatische Aufnahme der Informationen ohne größere
gedankliche Anstrengungen -
Bilder werden mehr holistisch (holistisch = das Ganze betreffend)
wahrgenommen - führt dazu, dass wir sie bei der Informationsverarbeitung gedanklich sehr viel
weniger als sprachliche Mitteilungen analysieren und
kontrollieren. (vgl.
Kroeber-Riel 1985, S. 124) Das kann zur Folge haben, dass uns damit auch Botschaften gesendet werden und in unser (Unter-)Bewusstsein
eindringen, ohne dass wir dies merken. Dadurch entsteht also auch
die Gefahr der Manipulation.
-
Bildstatistiken/Diagramme können besonders effizient verarbeitet werden
Außer der Tatsache, dass
Bilder verglichen mit Text besonders schnell rezipiert werden können,
werden sie auch sehr effizient und in der Kapazität praktisch unbegrenzt gespeichert. (vgl.
Schweiger 1985, S. 229)
So haben auch auch Bildstatistiken im Vergleich zu Tabellen einen deutlich
besseren
Wiedererkennungswert.
Diagramme fördern wohl bei
der Rezeption ihrer sprachlichen und nichtsprachlichen Elemente durch den
Betrachter das Zusammenwirken beider
Gehirnhälften, was sich auf die Effizienz der Verarbeitung
auswirken könnte. Allerdings wird die Frage, wie Bilder und damit auch
Bildstatistiken in das
Gedächtnis gelangen, von der Wissenschaft sehr verschieden und zum Teil widersprüchlich
beantwortet. (vgl.
duale Kodierung,
Verarbeitungstiefe)
Der Begriff
Ein Diagramm (gr. diágramma = Umriss,
musikalisches Schema; dazu das Verb: diagráphein = "mit Linien umziehen")
stellt zunächst einmal eine zeichnerische, insofern grafische, Darstellung
von Größenverhältnissen in anschaulicher, leicht überblickbarer Form dar
(vgl.
DUDEN - Das große Fremdwörterbuch 2003,
S.328)
Die Darstellung von Größen- bzw. Mengenverhältnissen und damit
die Visualisierung von quantifizierbaren Daten oder zahlenmäßiger
Informationen unterscheidet das Diagramm von
kartographischen Infografiken
und
Prinzipdarstellungen.
Im Begriffsumfeld des Begriffs
Infografik tummeln sich viele
unterschiedliche Begriffe (s.o. Wordle-Abbildung), die zum Teil wie Synonyme verwendet werden (z.B.
Schaubild) oder dem Begriff Infografik untergeordnete Gruppen bilden. Am
besten ist wohl den Begriff Infografik als Oberbegriff zu verwenden. Dabei
bildet die informative Funktion der grafischen Darstellungsweise von Werten
und Sachverhalten die begriffliche Grundlage.
Infografik, Bildstatistik und Diagramm
Die Begriffe Infografik und
Diagramm
werden häufig nicht hinreichend voneinander abgegrenzt. Da Diagramme im
Gegensatz z. B. zu einer tabellarischen Auflistung von Daten Werte
visualisieren, kann man sie einem Darstellungstyp zuordnen, der auch
andere Visualisierungen von Daten umfasst. Dafür verwenden wir im
Anschluss an
Jansen/Scharfe
(Handbuch der Infografik 1999, S.174) den Begriff Bildstatistik. Zu
dieser Gruppe zählen dann neben den herkömmlichen Diagrammen die Isotype-Grafiken,
bei denen gegenständliche Symbole zur Visualisierung der
Mengenverhältnisse verwendet werden.
Dabei sind Diagramme unterschiedlicher Art oft Bestandteil komplexer
Infografiken, die über
die Visualisierung von Daten hinaus, aus
einer komplexen Bild-Text-Kombination bestehen.
→Diagramme analysieren

Für die Visualisierung quantifizierbarer Daten in Form von Diagrammen
gibt es ganz unterschiedliche Formtypen, die Unterschiedliches leisten und
sich für jeweils besondere Darstellungsabsichten besonders gut eignen. Man
kann diese Typen von Diagrammen auf der
Grundlage unterschiedlicher Kategorien bestimmen. So unterscheidet man
Formtypen,
Komplexitätstypen
und Vergleichstypen je danach, was das
dominierende Klassifikationskriterium darstellen soll. Am weitesten
verbreitet ist dabei die Unterscheidung nach
Formtypen mit
ihren Grundformen
Säulendiagramm,
Balkendiagramm,
Linien- oder Kurvendiagramm,
Kreisdiagramm,
Punktediagramm und Rechteckdiagramm.
→Anforderungen an die Gestaltung von Diagrammen
Beim Beschreiben, Analysieren und Interpretieren von Diagrammen muss
man das Zusammenspiel von Form und Inhalt in seiner Wechselwirkung
beachten.
Mitunter kommt es einem vor, als läge das, was ein Diagramm mitteilen
will, quasi auf der Hand. Und doch kommt es bei der Verständigung über
das, was ein Diagramm ausdrückt, stets darauf das Gesehene in Worte zu
fassen.
Wer die Informationen eines Diagramms beispielsweise benötigt, um eine
bestimmte Entscheidung zu treffen, muss wissen, was es aussagt. Die
Aussage ist also das, worauf es ankommt. Dabei
muss man bei der Diagrammbeschreibung und Analyse wie oben im Schaubild
dargestellt verfahren. Man muss
erfassen, um sich letzten Endes mit den Aussagen des Diagramms (kritisch)
auseinandersetzen zu können.
Vorsicht Manipulation!
Wenn der Autor eines Diagramms weiß, wie wir
visuelle
Informationen verarbeiten, kann er dies für seine Ziele ausnutzen. So kann er auf uns
Einfluss nehmen, ohne dass wir dies unbedingt merken.
In einem solchen Fall
will uns der "Diagrammmacher" als Betrachter / Leser
bewusst
manipulieren.
Diagramme eignen sich besonders deshalb zur Manipulation, weil sie die
dargebotenen Daten "aufbereiten", was im Klartext nichts anderes
bedeutet, als eine bestimmte Deutungsperspektive festzulegen.
Daraus folgt
natürlich: Wer Diagramme differenziert beschreiben und auswerten
kann, ist auch nicht so einfach zu manipulieren.
(vgl. u. a.:
Ganztägige Fehltage in den Klassen 10 und 11,
"Bei mir kommen alle Noten vor ..." - Ein Diagramm als
Diskussionsgrundlage,
Vorsicht Augenmaß! - Flächen und Volumen,
Vorsicht Augenmaß! - Linien)
Gert Egle, zuletzt
bearbeitet am:
23.07.2018
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