Die Visualisierung von Daten in Form von Bildstatistiken/Diagrammen
ist stets auch ein Kampf um Aufmerksamkeit. Nur wenn es gelingt, die
Aufmerksamkeit eines Rezipienten zu erlangen, kann die Darstellung
erreichen, worauf sie abzielt: Den Leser/Betrachter über eine Sache
bzw. einen durch die Daten ausgedrückten Sachverhalt zu informieren.
Dies gilt umso mehr heute, in der wir einer Unmenge visueller Reize
ausgesetzt sind, so dass manche von einer Reizüberflutung
sprechen (Information overload).
Diese unübersehbare Menge von Informationen
begünstigt die "schnelle" und "verdichtete" Bildrezeption und fördert
damit die
•
Dominanz der Bildkommunikation.
In der Informationsflut
der modernen Gesellschaft kommen die
Rezipienten, allein schon aus Zeitgründen, nur zurecht, wenn sie aus der
Unmenge der produzierten und medial vermittelten Informationen auswählen. Man hat schon Mitte der achtziger Jahre errechnet, dass aus
der Informationsflut lediglich 2% der angebotenen Informationen von den
Rezipienten wahrgenommen werden. (vgl.
Brünne/Esch/Ruge 1987)
Dabei geht natürlich die Schere zwischen dem ständig wachsenden
Informationsangebot und der Fähigkeit, diese wahrzunehmen und zu
verarbeiten, immer weiter auseinander.
Was der einzelne aus dieser Informationsflut auswählt, hängt von seinen individuell ausgebildeten
Prädispostionen (z. B.
Interessenlage, Geschlecht, Alter, usw.) und von der Wirkung
externer
Reize mit einem hohen • Aktivierungspotential
(z. B. Großflächigkeit, Farben) ab.
So kann es auch vorkommen, dass Infografiken oder Bildstatistiken, die keine typischen Blickfangelemente
aufweisen, die Aufmerksamkeit stärker erregen und steuern können,
weil sie einfach einen bestimmten Rezipienten eher ansprechen. Wenn
es z. B. um etwas geht, was mit dem konkreten Leben des einzelnen
und seinen Erfahrungen zu tun hat, kann man das häufig erleben.
Wie sehr ein Gestalter bzw. eine Gestalterin um die Aufmerksamkeit
eines möglichen Betrachters buhlen muss, hängt natürlich auch von
den Adressaten und dem Ort ab, an dem die Daten präsentiert werden
sollen.
-
In einer wissenschaftlichen Abhandlung könnte man
sagen, sprechen die Daten für sich, d. h. dass ihnen in der Regel
ohne besondere grafische Aufmerksamkeitswecker die Bedeutung
zukommt, die sie für den dargestellten Sachverhalt haben.
-
Werden
Daten allerdings einem breiten und wenig differenzierten Publikum
präsentiert, geht es zunächst um das Wecken von Aufmerksamkeit. Dies
ist die Kommunikationssituation, in der Infografiken im
Allgemeinen stehen (z. B. Zeitungen, Zeitschriften, Medien wie
Fernsehen und Internet).
Hier gilt also: Ohne
•
Produktion von Aufmerksamkeit
keine
•
Wahrnehmung.
Nach
Steffenhagen (1984, S.86)
wird Aufmerksamkeit
definiert als
"momentane, bewusst selektive (»interessierte«) Zuwendung einer Person zu
einem dargebotenen Reiz oder Reizbündel". Infografiken und
Diagramme sind solche Reize bzw. Reizbündel. Sollen sie vom Rezipienten
überhaupt wahrgenommen und dann ggf. genauer betrachtet und analysiert
werden, bedarf es also oft mehr als einer sachlich nüchternen
Darstellung.
-
Vielleicht wird die
Aufmerksamkeit eines Betrachters durch die ein Diagramm umgebenden
Reize (Bilder, Fotos, Headlines in Textform u. ä.) erregt.
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Oft werden Diagramme
in der • Diagrammfläche
oder • Zeichnungsfläche mit kleinen Bildern oder Grafiken versehen, um
die Aufmerksamkeit zu gewinnen. In diesem Fall handelt es sich bei
einem Diagramm im Prinzip schon um eine
• Bildstatistik im
Stil einer komplexeren Infografik.
•
Ein Säulendiagramm erstellen
▪ Überblick
▪
Gestaltungstipps für Säulendiagramme
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
21.06.2024