Eine komplexe Schreibaufgabe
Die Erstellung einer ▪ strukturierenden Stichwortliste
ist eine komplexe Schreibaufgabe, die auf kognitive
Transformationsprozessen im Umgang mit dem Primärtext beruhen.
Man folgt dabei
einer ▪ Organisations- bzw.
Strukturierungsstrategie, die einem im Idealfall (bei
Beachtung entsprechender ▪
affektiver und volitionaler Stützstrategien) helfen kann, den ▪
Inhalt eines Textes
und/oder den Gedankengang eines Textes weiter zu erfassen
erfassen und dadurch ein weiter vertieftes
Textverständnis zu erlangen.
Eine Form der diskontinuierlichen Sekundärtextgestaltungen bei
der Textwiedergabe
Als eigenständige Schreibaufgabe gehört die strukturierende Stichwortliste
zu den ▪
Formen diskontinuierlicher Sekundärtextgestaltungen bei
der ▪
Textwiedergabe.
Sie kann auch Grundlage für die nachfolgende
Formulierung verschiedener ▪
kontinuierlicher Sekundärtextgestaltungen bei der
▪
Textwiedergabe sein (z. B. bei ▪
Inhaltsangabe,
▪
Abstract oder ▪
strukturierte Textwiedergabe).
Ferner kann sie z. B. in weiteren Arbeitsschritten in einem
rekursiv
angelegten ▪ Schreibprozess für die
▪ Erstellung der Textgliederung
genutzt werden.
Allgemeiner Arbeitsauftrag
Der allgemeine Arbeitsauftrag für die eigenständige
Schreibaufgabe könnte wie folgt lauten:
Fassen Sie den Text in Form
einer strukturierenden Stichwortliste zusammen.
-
Markieren Sie bei der
Texterfassung max. 5-7 Wörter zusammenhängend.
-
Bei der
Übernahme der markierten Textstellen in Ihre Liste nehmen
Sie eine weitere Reduzierung vor: Es sollten dann pro
Listenelement nur 4-5 Wörter verwendet werden.
Das Schreibziel
Bei
der Erstellung der ▪ strukturierenden Stichwortliste
werden die wichtigen Inhalte des Primärtextes noch weitgehend
dem Wortlaut nach gemeinsamen Bedeutungsmerkmalen geordnet.
Dabei werden auch inhaltliche Aspekte zu Gruppen
zusammengefasst, die im Primärtext weiter auseinander
dargestellt worden sind. Die Textsukzession des
Primärtextes wird also einem eigenständigen Ordnungsprinzip
unterworfen, der den Inhalt auf diese Weise neu strukturiert.
Dabei
kommt es zunächst nicht darauf an,
gemeinsame Oberbegriffe für die (neu) gruppierten Listenelemente
zu formulieren. Stattdessen werden nur "Blöcke" mit
(unterschiedlichen) Abständen dazwischen gebildet.
Bei der Umstrukturierung können natürlich auch schon
Umformulierungen angebracht sein, müssen es aber nicht. So
können z. B.
Die weitere Arbeit mit der strukturierenden Stichwortliste
erfolgt auf der Grundlage von ▪
Elaborationsstrategien, indem Oberbegriffe, die
im Text verwendet werden, als solche erkannt, und/oder eigene
Oberbegriffe gebildet werden.
Arbeitsschritte
Die ▪ strukturierende Stichwortliste
kann mit zwei Varianten erstellt werden, die unterschiedliche
Kompetenzniveaus darstellen.
-
Bei der
ersten Variante geht ihr die Erstellung einer ▪
linearen Stichwortliste
voraus. Dabei werden die bei der linearen Liste noch dem
Text folgenden Listenelemente nach ihrer Zusammengehörigkeit
bzw. nach gemeinsamen Bedeutungsmerkmalen in eine neue Ordnung
gebracht.
-
Bei der
zweiten Variante wird der mit Markierungen,
Unterstreichungen oder Hervorhebungen ▪
annotierte Primärtext ohne
Zwischenschaltung der linearen Stichwortliste gleich zur
Erstellung der strukturierenden Stichwortliste verwendet.
Beide ▪
Organisationsstrategien
dienen dazu, das Textverständnis schrittweise zu vertiefen.
Beide Strategien sind natürlich prinzipiell möglich, wobei die
zweite Variante grundsätzlich schwieriger sein dürfte.
Variante 1: Die Erstellung
strukturierenden Stichwortliste aus einer existierenden linearen
Stichwortliste
-
Die
erstellte lineare Stichwortliste durchgehen und so
handschriftlich (analog) oder digital bearbeiten, das
Listenelemente, die unter einem gemeinsamen
Bedeutungsmerkmal zusammengehören, zu Gruppen
zusammengefasst werden.
-
Dabei können
auch über die Liste "verstreute", zusammengehörige Elemente
neu angeordnet werden.
-
Die dabei
entstandenen Neugruppierungen der Listenelemente in
"Blöcken" voneinander abheben, wenn die strukturierende
Stichwortliste niedergeschrieben wird. Dabei können
Neuformulierungen vorgenommen, einzelne Listenelemente
verworfen aber auch noch neue Listenelemente im Rückgriff
auf den Text ergänzt und in die neue Liste aufgenommen
werden.
Variante 2: Die Erstellung
der strukturierenden Stichwortliste unmittelbar nach der Annotation
des Textes
-
Erste Lektüre des Textes.
-
Im zweiten
Lektüredurchgang empfiehlt es sich, den Text mit ▪
Annotationen zu erfassen, um
damit die wichtigen Aussagen/Ausführungen des Textes
hervorzuheben (Faustregel:
nicht mehr als 5 -7 Worte zusammenhängend markieren)
-
Im nächsten
Schritt werden die markierten
Textelemente nach ihrer Zusammengehörigkeit in einer
Tabelle
untereinander mit Spiegelstrichen aufgelistet. Am besten verknüpft man dieses Herausschreiben und
Übertragen von Textelementen in die Stichwortliste mit
einer erweiterten Reduktionsaufgabe. So könnten In die Liste dürfen nur
pro Listenelement max. 4 Wörter stehen!).
Gängige Probleme mit der
Schreibaufgabe
So einfach es auf den ersten Blick auch scheinen mag, nicht
jeder Schreiberin und jedem Schreiber fällt es leicht, eine
ihre lineare Stichwortliste zu einer strukturierenden
Stichwortliste weiterzuentwickeln. Das meiste hängt dabei von
der ▪
Verständlichkeit,
insbesondere der
Gliederung und Ordnung, des Primärtexts und, sofern
erstellt, von Qualität der linearen Stichwortliste ab.
Auch wenn die Hürde, bestimmte Listenelemente unter einem
gemeinsamem Bedeutungsmerkmal einfach nur zu gruppieren, auf den
ersten Blick leicht zu nehmen scheint, steht doch eine kognitive
Transformation dahinter, die das gemeinsame Bedeutungsmerkmal
erkennen muss. Zudem müssen schließlich auch Textelemente unter
diesem Bedeutungsmerkmal zusammengeführt werden, die im Text
selbst nicht eng beieinander stehen.
Die Probleme mit
der linearen Stichwortliste, aber eben auch mit der
strukturierenden Stichwortliste liegen also meistens in der
Planungsphase der Schreibaufgabe begründet, wenn es darum geht,
die wichtigen Begriffe und Textelemente zu erkennen. Deshalb
sollte man versuchen, die hinter den Problemen stehenden
Schwierigkeiten zu erkennen, um die Entstehung von
▪
Schreibschwierigkeiten
bis hin zu Schreibblockaden zu vermeiden.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
10.01.2024
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