Infografiken sind
aus den Print- und elektronischen Medien nicht mehr wegzudenken. Die
Infografikwelle, irgendwann in den späten siebziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts von den USA nach Europa herübergeschwappt, hat eine
"Infografik-Revolution" ausgelöst, die man in den Printmedien ebenso wie in
den elektronischen Medien nachweisen kann. So entsteht leicht der Anschein,
dass die Infografik ein reines Produkt der
Moderne ist
Der Blick in die Vergangenheit zeigt freilich, dass auch die Infografik bzw.
Schaubilder, wie sie häufig auch genannt werden, eine lange Geschichte
haben.
Auf der Suche nach
Vor- und Frühformen kann man schon
in der Urgeschichte der Menschheit mit ihren Wandmalereien fündig werden.
Später, in den altertümlichen Hochkulturen wie in
»Mesopotamien
zwischen
»Euphrat und Tigris findet man schone eine
"Gebrauchs-"»Kartographie, die dem Vermessungswesen, der Himmel- und Sternkunde wichtige
Impulse gab. Vorformen von
▪
Prinzipdarstellungen zeigen auf
Informationsbildern Arbeitsabläufe im alten Ägypten, wie z. B. die
Herstellung und Bearbeitung von »Pelzen
im »Kürschnerhandwerk
um 3500 v. Chr.

In der
griechischen Antike
entwickelten bekannte Philosophen wie »Strabon
(63 v. Chr.-23 n. Chr.), dessen Weltkarte erhalten geblieben ist,
»Anaximander
(610-547 v. Chr.), »Hekataios
von Milet (50-480 v. Chr.) oder auch
»Eratosthenes
von Kyrene (276/273-194 v. Chr.) und »Claudius
Ptolemäus (100-180 n. Chr.) bestimmte Vorstellungen
von der Welt und dem Erdkreis, die entweder Reisebeschreibungen oder aber,
wie im Falle von Erasthenes und Ptolemäus, wissenschaftliche Berechnungen zur
Grundlage hatten.
Die
Römer, die ihr Riesenreich mit einer ausgebildeten zivilen und
militärischen Verwaltung regierten, stützten sich auf eine z. T. sehr
ausgefeilte Kartographie, von der Karten wie z. B. die
Peutingersche Tafel (»Tabula
Peutingeriana), deren Original allerdings verloren gegangen ist,
Zeugnis ablegen.
In einer verzerrten Darstellung zeigt die wohl um ca. 400
in der spätrömischen Zeit entstandene, im 12. Jahrhundert kopierte Straßenkarte das römische Reich um
ca. 375 n. Chr. unter
Angabe von Militärstationen und Entfernungsangaben. (»volle
Auflösung bei Wikipedia: 21.657 × 930 Pixel, Dateigröße: 7,62 MB,
MIME-Typ: image/jpeg)

Das
▪
älteste
Kurvendiagramm, das man gefunden hat, stammt offenbar aus dem
Mittelalter und ist wohl zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert entstanden.
Mit der Entwicklung
des »Kartesischen
Koordinatensystems, das bis heute zahlreichen
▪ Diagrammen
zugrunde liegt,
beginnt in der »Renaissance,
in der frühen Neuzeit um 1500, die eigentliche Geschichte der Infografik.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Verfahren zur Vervielfältigung
machten dabei vor allem kartografische Infografiken (Landkarten) populär. (vgl.
Jansen/Scharfe,
Handbuch der Infografik 1999, S.22-26 )

Mit dem
Zeitalter der Aufklärung
beginnt in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Zeit didaktisch
konzipierter Infografiken. Sie ergänzen das enzyklopädisch zusammengetragene
Wissen in Textform mit Informationsgrafiken, "die bewusst über die
reine Abbildung hinausgehen und das Wesen und die Zusammensetzung der Dinge
visualisieren." (ebd.,
S.28)
So stammt denn auch die
erste Definition der
Infografik um 1770 von dem französischen Aufklärer und
Enzyklopädisten »Denis
Diderot (1713-84), der sich darüber wie folgt geäußert hat: "Die Abbildungen aber haben wir beschränkt (...)
auf solche Momente, die sehr leicht darzustellen und sehr schwer zu erklären
sind. Wir hielten uns dabei an die wesentlichen Umstände, das heißt an
solche, deren Darstellung, wenn sie gut ist, notwendig zur Kenntnis der
Umstände führt, die man nicht sieht." (zit. n.
ebd.)
Im
18. und 19. Jahrhundert ging man dazu über Daten mit
▪ Diagrammen
anschaulich darzustellen. Mit zunächst
▪ einfachen Vergleichen wurde z. B. eine
▪ Entwicklung (Zeitreihenvergleich) visualisiert. Diese
"Zeitreihen" wurden bald ergänzt um andere Formen von Diagrammen, wie
▪ Balkendiagramme und
▪ Kreisdiagramme, um deren Entwicklung sich vor allem der
schottische Ökonom »William
Playfair (1759-1823) verdient gemacht hat. Mit ihm beginnt der Siegeszug
des auf statistischen Daten basierenden Schaubildes (Diagramms), das
statistische Betrachtungen auch über Fachkreise hinweg interessant werden ließ.

100 Jahre später erhielt die Produktion von Bildstatistiken einen neuen
Impuls, der ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass solche Schaubilder immer beliebter
und von immer mehr Menschen verstanden werden konnten. Der britische
Statistiker »Michael
George Mulhall (1836-1900) begann erstmalig Mengen
gegenständlich zu visualisieren. Erstmals tat er dies mit der seinerzeit noch allseits
belächelten ▪ "Öchsleingrafik".
Doch
heute sind solche Darstellungen sind sehr populär.

Der Amerikaner
▪
Willard C. Brinton (1880-1957)
entwickelte den Ansatz von
»Michael George Mulhalls (1836-1900) weiter. Er war der
Ansicht, dass
größere Mengen anschaulicher mit Hilfe von
einer größeren Anzahl von Symbolen als nur mit größeren
Symbolen dargestellt werden sollten. Das hat auch einen
logischen Grund: Denn auf diese Weise wird eine
wachsende Anzahl von Elementen eher verdeutlicht als mit
einer schlichten Vergrößerung des Zeichens. Ein Beispiel
dafür ist die nachfolgende Bildstatistik. (»Online-Version
von: Grapphic Methods for Presenting Facts 1939)

Die
▪ Wiener Methode der
Bildstatistik um den Wiener Ökonomen und Museumsdirektor
»Otto Neurath
(1882-1945)
und den Grafiker
»Gerd Arntz
(1900-1988) griff in in zwanziger Jahren des
letzten Jahrhunderts dieses Gestaltungsprinzip auf und
entwickelte es mit der später ▪
Isotype
bezeichneten Methode weiter, indem sie es mit ihrem bildpädagogischen
Konzept verbanden. Sie wollten über diese Form der statistischen Darstellung
auch bildungsfernen Schichten ohne ausreichende Kenntnisse der
Schriftsprache statistische Daten und Erkenntnisse über die
Volkswirtschaft nahebringen.
