Wenn
Fotos im Nachhinein mit zeichnerischen Elementen (Pfeile,
Linien oder Umrahmungen etc.) versehen werden oder wenn ergänzende oder
erläuternde Hinweise zur Grafik in "Erläuterungskästen" als abgeschlossene
Textfelder in einer Gesamtgrafik zusammengefasst werden, handelt es sich,
sofern das Foto das Hauptthema trägt, um den Darstellungstyp der Fotografik.
Allerdings sind hier die Mischtypen wohl besonders häufig zu finden.
Keinesfalls gehören jedoch Grafiken dazu, in denen eine Fotografie
vorwiegend illustrative Funktion besitzt.
Häufig wird dabei auch wie in
nebenstehender Fotografik, einer öffentlichen Person, wie hier dem
früheren US-Außenminister Donald Rumsfeld vor dem »Krieg der USA und ihrer Verbündeten
gegen den Irak unter der Führung Sadam Husseins 2003, etwas in
satirischer Absicht "in den Mund
geschoben". Hier wird darauf angespielt, dass die USA unter dem
Vorwand, der Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen, die den Weltfrieden
bedrohen könnten, ihren Kriegszug gegen den Irak zu legitimieren suchten.
Solche Waffen wurden allerdings auch nach der Eroberung des Irak durch die
USA und ihre Verbündeten niemals gefunden.
Neben diesen Formen der fotografischen Pressegrafik, die sich vornehmlich
auf sonst unbearbeitete Originalfotos bezieht, hat sich auch ein weiterer
Mischtyp zwischen
▪
ikonografischer und
fotografischer Darstellungstechnik entwickelt. Dabei handelt es sich
um per Computer und vektororientiertem Grafikprogramm (z.B. Freehand, Adobe
Illustrator oder Corel Trace) nachgezeichnete Fotografien (vgl.
Sprissler 1999, S. 40ff.)
oder um mit verschiedenen Filtern einer Bildbearbeitungssoftware (z.
B. Adobe Photoshop Elements, Adobe Photoshop CS, Paintshop Pro etc.)
nachbearbeitete bzw. verfremdete Fotografien. Solche Darstellungen können
natürlich in allen ▪
Funktionstypen vorkommen und
müssen nicht stets die Hauptaussage tragen, sondern können auch der bloßen
Illustration dienen.
Wird eine einen Menschen abbildende Fotografie nachgezeichnet, dann
vermindert die aus dem Foto entstandene Zeichnung den ursprünglichen Farb-
und Schattierungsumfang und gibt daher nur einen groben Eindruck von dieser
Person wieder. Unter Umständen gehen dabei wichtige, ein bestimmtes
Individuum kennzeichnende Züge bzw. Detailinformationen verloren, oder
bestimmte andere Eigenheiten werden zu sehr betont.
Soll die Abbildung typisierend wirken, ist eine solche Nachzeichnung
durchaus in Betracht zu ziehen. Kommt es aber auf individuelle Züge an, ist
man mit der Verwendung einer Originalfotografie wohl besser bedient. Dies
betrifft insbesondere die Darstellung allgemein bekannter Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens, denn "bei unbekannten Personen addiert unser Gehirn
fehlende Details hinzu, bei bekannten Personen sucht es nach diesen Details.
Werden sie nicht gefunden, erscheint die Zeichnung der dargestellten Person
lediglich ähnlich, aber nicht wie ein reales Abbild." (Sprissler
1999, S.53)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.08.2023