Wie man der Plagiatflut aus dem Internet bei
Referaten,
Kurzvorträgen und
Präsentationen Herr zu werden gedenkt, erhitzt im Allgemeinen sehr die
Gemüter.
Debora Weber-Wulff (2003) hat dafür einige bemerkenswerte Standpunkte
gesammelt:
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Prof. Dr. Dipl.-Ing. Michael Franz von der University of California,
Irvine äußert sich dazu wie folgt:
"Bei uns fliegen Abschreiber beim Erstversuch summarisch von der
Universität. Kein wenn und aber. Und so etwas geschieht mehrmals im Jahr.
Nur durch extreme Abschreckung kann das Problem unter Kontrolle gebracht
werden."
-
Und der Gymnasiallehrer Andreas Butz gibt an gleicher
Stelle u. a. zu bedenken:
"Des Weiteren ist es aus meiner Erfahrung heraus sehr wichtig darauf zu
drängen, dass in einer Fachschaft, an einer Schüle oder besser noch in
einem Bundesland einheitliche und verbindliche Absprachen getroffen
werden, [...] wie im Falle von nachgewiesenen Plagiaten verfahren wird.
Für gewöhnlich schreibt man diese Aufgabe den Deutschlehrern zu. Jedoch
habe ich erlebt, dass es hierbei ein solches Spektrum von Vorstellungen
unter den Kollegen gibt, dass sich einige Herangehensweisen total
unterschieden. Von "Ist ja nicht so schlimm!" bis zu sehr überzogenen
Reaktionen habe ich alles kennen gelernt. Eine klare und für alle an einer
Schule unterrichtenden Lehrer verbindliche Regelung (nach gemeinsamer
Absprache) würde sicher zur besseren Akzeptanz auch unter den Schülern
beitragen. Den teils unsachlichen Diskussionen mit den Schülern nach
Bekanntgabe der abwertenden Bewertung könnte man dadurch auch argumentativ
viel besser begegnen."
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Und Carsten Hinrichs von der Universität Oldenburg meint, es
dürfe nicht sein, "dass alle Studierenden unter Generalverdacht stehen
[...]. Der Vorwurf eines Plagiats ist eine schwerwiegende Anschuldigung
und muss auf jeden Fall nachgewiesen werden, bevor er geäußert wird. "
(Debora Weber-Wulff: Aufdeckung von Plagiaten:
Suchen im Internet für Lehrkräfte, (
http://www.f4.fhtw-berlin.de/~weberwu/papers/plagiat.shtml , 8.8.03)
Um das Vorgehen gegen Plagiate nicht zu einer - von Schülern und Lehrern
gleichermaßen - leicht als reine Kontrolle und Schikane wahrgenommene
Maßnahme werden zu lassen, sollte man im schon bei der Vergabe von Themen
für Hausarbeiten,
Kurzvorträge,
Referate oder
Präsentationen
darauf achten, dass
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es sich nicht um Allerweltsthemen handelt, die schon x-mal, selbst von
eigenen Schülern, bearbeitet worden sind
-
Standardthemen wie z. B. biographische Themen oder allgemeine
Darstellungen besonders anfällig für Plagiate sind
Es könnte unter diesen Umständen hilfreich sein,
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eine bestimmte Informationsgrundlage selbst auszuwählen und zur
Be- und Erarbeitung bei der Themenvergabe auszugeben
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eigenes Wissen über andere einschlägigen Quellen aus dem Internet
zu dem Thema zu dokumentieren (dabei kommt es nicht auf die Menge der
Quellen an) Die Schüler über die
Möglichkeiten
der Plagiataufdeckung informieren.
Auf alle Fälle müssen die Schülerinnen und Schüler über Wesen und
Bedeutung von Plagiaten informiert werden. Sie müssen wissen, was gestattet
ist und was nicht.
Kommt es trotz klarer Hinweise zu Verstößen, dann sollten diese auch
konsequent geahndet werden. Solche Verstöße haben natürlich im Zusammenhang
mit dem Erbringen eines Leistungsnachweises in der Schule den Charakter von
Täuschungshandlungen. Wie im Einzelfall dann zu verfahren ist,
liegt dabei natürlich im Ermessen des jeweiligen Lehrers. Aber: Auch
abschreckende Beispiele wirken manchmal Wunder!
In der Praxis könnte man, wenn es zeitlich möglich sein, Schülerinnen und
Schülern, deren Arbeiten unter Plagiatverdacht stehen, (unter Notenabzug
oder nicht) eine gewisse Frist zur Überarbeitung zu setzen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.12.2019