teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

 

Karikaturen

Überblick

Arbeit mit Bildern

 
ARBEITSTECHNIKEN
  Glossar Arbeits- und Zeitmanagement Kreative Arbeitstechniken Teamarbeit ▪ Portfolio ▪ Arbeit mit Bildern Grundlagen der Bildkommunikation Infografiken analysieren [ Arbeit mit Karikaturen Überblick ◄ ▪ Bedeutende Karikaturisten "Handschriften" der Karikaturisten (Stilkategorien) Karikaturen analysieren ] Fotografieren ▪ Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche Kommunikation Visualisieren Präsentation Internet Verschiedene digitale Arbeitstechniken Bibliothek Projektmanagement • Sonstige Arbeitstechniken  Lesekompetenz Schreibkompetenz Schreibdidaktik
 

Der Begriff Karikatur leitet sich vom italienischen Verb caricare (beladen) bzw. von caricatura, einem Fachbegriff der Malerei ab, der etwa "Überladung" bzw. "Übertreibung" bedeutet.

Als Bildsatire zielt sie, "durch die Übertreibung der allgemein menschlichen oder der aktuellen politischen und sozialen Realitäten, auf Kritik am Dargestellten." (Rösch 2007, S.234)

Im Deutschen ersetzt das Wort Karikatur nach und nach die Begriffe Zerrbild oder Spottbild, die beide aber durchaus noch unterschiedliche Akzente haben.

  • Das  Zerrbild ist, unabhängig von dem Medium mit bzw. in dem es gestaltet ist, im Allgemeinen "eine überladene und zugespitzte Darstellung eher individueller Personen und ihrer Eigenschaften" (»Wiktionary, 20.10.2011), akzentuiert wird dabei "das zentrale Darstellungsprinzip: die Verzerrung", das meistens durch Reduktion, Übertreibung oder Entstellung realisiert wird (Riszovannij 2008, S.17)

  • Das Spottbild dagegen ist "direkt gegen bestimmte Gruppen, Institutionen in einer eher typisierenden Form mit dem Ziel" gerichtet, "das Dargestellte zu schmähen, bloßzustellen, zu verunglimpfen." (»Wiktionary, 20.10.2011). Das Spottbild zielt also deutlicher auf die Wirkung.

Wissenschaftlich ist trotz der Verbreitung und multifunktionalen Verwendung von Karikaturen nicht eindeutig beantwortet, was man darunter zu verstehen ist. Sie werden auch in den verschiedenen ▪ Fachwissenschaften unterschiedlich betrachtet. Dementsprechend fallen auch ▪ Typologien von Karikaturen verschieden aus.

Das hängt zum Teil auch damit zusammen, dass der Begriff der Karikatur oft auf die politische Karikatur eingeengt wird. So aufgefasst, ist oder war eine Karikatur, zumindest so lange die Printmedien dominierten, ein ▪ Funktionstyp der ▪ journalistischen Pressegrafik, genauer gesagt eine ▪ Kommentargrafik. Aber bekanntlich ist es höchst umstritten, was eigentlich das Poltische ausmacht bzw. wo der Kommunikationsbereich des Politischen beginnt und wo er endet.

Wird der Karikaturbegriff auf die politische Karikatur eingegrenzt, bleiben die eher der "normalen Alltagswelt" zugeordneten, "humoristischen" Cartoons außen vor.

Aber auch die Definition dessen, was man unter Humor zu verstehen hat, und insbesondere die Frage, was "humoristisch", "lächerlich" oder "komisch" überhaupt bedeutet, ist in der Wissenschaft umstritten.

Mihály Riszovannij (2008, S.39) fasst die visuelle Karikatur jedenfalls als eine "humoristische Gattung" auf, "weil sie den Leser aufgrund ihrer speziellen Darstellungs- und Pointierungstechniken zum Lachen bringt."

Stellvertretend für viele andere Definitionen stehen die nachfolgenden Definitionen der politischen Karikatur, wie sie von Franz Schneider (1988, S.4) und Thomas Knieper (2002, S.98) formuliert werden (zit. n.: Lenk 2010)

  • "Die politische Karikatur ist eine graphische oder graphisch-textliche Verfremdung von Aktualität, wobei die Verfremdungsanalyse durch den Betrachter zu einer Denk- bzw. Kombinationsleistung drängt, die dank der Verwendung komischer Verfremdungsmittel oft mit Lachen betont wird." (Franz Schneider (1988, S.4)

  • "Die politische Karikatur ist ein visueller Kommentar und damit eine meinungsbetonte journalistische Darstellungsform. [...] Formal ist die politische Karikatur ein verfremdendes und verdichtendes bildkünstlerisches Verfahren, das sich durch primär handgraphische Technik, eine graphisch-satirische Verkehrssprache und die Anwendung von Witztechniken auszeichnet. [...] Auf Seiten des Publikums fördert sie die (politische) Meinungs- und Willensbildung und dient zudem der Unterhaltung und Rekreation." (Thomas Knieper (2002, S.98)

Kleinster gemeinsamer Nenner oder integrative Definition?

Die Gründe dafür, dass es bis heute eigentlich "keine einheitliche, allgemein gültige und von der Mehrheit akzeptierte Karikaturdefinition gibt, die in den Grundwerken bzw. Nachschlagewerken kodifiziert vorläge" (Riszovannij 2008, S.14), hat verschiedene Gründe.

Es gibt keine für die Erforschung von Karikaturen zuständige wissenschaftliche Fachdisziplin und der Begriff, der im Laufe der Zeit in verschiedene Sprachen Eingang gefunden hat, "veränderte sich als Lehnwort und nahm unterschiedliche Bedeutungen an mit entsprechend vielfältigen Referenzobjekten." (ebd.) Zudem steht das Karikieren im allgemeinen Sprachgebrauch für ein Verfahren bzw. eine Darstellungstechnik, die "grundsätzlich medienunabhängig" ist, mit der Folge, dass auch der Begriff Karikatur "bis heute auf jede (auch musikalische oder szenische) Darstellung anwendbar [ist]." (ebd.)

Angesichts des herrschenden Definitionswirrwarrs, auf das an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden kann, könnte man sich wohl mit dem begnügen, was von Angelika Plum (1998, S.29)   "als kleinster gemeinsamer Nenner" bezeichnet wird: [...] dass die Karikatur die Konzentration auf ein übertriebenes, ungemein augenfälliges Bild und eine Mischung von Komik und Grauen ist." (vgl. Thomsen 1983)

Mihály Riszovannij (2008, S.21) versucht sich dennoch an einer integrativen Definition visueller (piktoraler) Karikaturen, die sowohl die prototypische Form der grafisch gestalteten Karikatur als auch die Fälle, bei denen nur das eine oder andere Merkmal zutrifft, erfassen soll:

"Karikaturen sind Zeichnungen, in denen Personen, Handlungen und Ereignisse vor dem Hintergrund der Verletzung ästhetischer oder verhaltensbezogener Normen, in kritischer Absicht durch Reduktion, Übertreibung oder Überladung verzerrt und/oder durch Inkongruenzen unterschiedlicher Art pointiert dargestellt werden, was beim Rezipienten Lachen unterschiedlicher Form auslösen kann." (Riszovannij 2008, S.21)

Nach Riszovannij wird eine prototypische Karikatur, eine Karikatur also, die "die zentralen Merkmale der Kategorie gleichermaßen aufweist" (Adamzik 2004, S. 47), durch das Vorhandensein der vier Eigenschaften Zerrbild, Pointe, Kritik und Lachen bestimmt. Das karikierende Verfahren als Darstellungstechnik kann aber außer für eine politische Karikatur, auch für eine Bildsatire oder einen Bildwitz verwendet werden. (vgl. ebd., S.22)

Ein Bildwitz bzw. eine Witzzeichnung bringt direkt zum Ausdruck, dass es sich um einen Witz handelt und gestaltet die Pointe verbal oder in seinem Bildteil. Ein Bildwitz kann, muss aber nicht gleichzeitig ein Zerrbild sein, Karikaturen, die eine Pointe enthalten, stellen aber zugleich auch Bildwitze dar. Wenn man von Bildsatiren oder satirischen Zeichnungen spricht, dann steht dabei im Vordergrund, dass etwas lächerlich gemacht werden soll. Wie das geschieht, ist eigentlich egal, ob dabei karikierende Darstellungsverfahren zum Einsatz kommen oder nicht, spielt ebenso wenig eine Rolle wie die Frage, ob es zum Lachen kommt oder nicht. Häufig sind gerade "politische Karikaturen" eher als gesellschaftspolitische Bildsatiren aufzufassen, die eher als "Denk- und Mahnbilder bzw. furchterregende Feindbilder" fungieren, denn als Spottbilder. (vgl. ebd., S.21, Hervorh. d. Verf.)

So wichtig Klarheit darüber sein mag, welche Merkmale eine prototypische Karikatur auszeichnen, erweisen sich die meisten Karikaturen als Mischformen, wie Riszovannij (2008, S.21) betont: "So enthält ein karikierender Bildwitz eine Pointe durch Entstellung des Abbildes, dieser können aber weitere Pointen folgen, die nicht auf Verzerrung beruhen müssen. In der Karikatur als Bildsatire erfolgt die Bloßstellung nur zum Teil durch Verzerren und Entstellen, während in der Satire als Bildwitz die kritische Pointe durch sozial relevante Inszenierungen (mit oder ohne Verzerrung) entsteht."

Merkmale des karikaturistischen Verfahrens

So wie Karikaturen heute in vielfältigen Kontexten zu finden sind, sind sie auch Gegenstand analytischer Betrachtung in verschiedenen Wissenschaften und wissenschaftlichen Teildisziplinen.

Das ist nicht zuletzt auch dem Umstand geschuldet, dass "die karikaturistischen Bildinstrumentarien und auch die Medien [...] so vielgestaltig [sind], so dass die Karikatur nicht als eine streng festgelegte Erscheinungsform begriffen werden kann, sondern als ein karikaturistisches Verfahren, »dessen Grundmerkmale - Überspitzen und Reduzieren - teilweise voneinander getrennt neue mediale Verbindungen eingegangen sind.« [Herding 1980, S.358]" (Plum 1998, S,28)

Strukturelemente von Karikaturen sind in diesem Verfahren "immer Typisierungen bzw. Stereotypen und Klischees und damit mit Verallgemeinerungen, die eine Reduktion der tatsächlichen Vielschichtigkeit sind." (ebd. S. 22)

Karikatur = Aufklärung?

Karikaturen lassen sich für vielfältige Zwecke instrumentalisieren und sind beileibe nicht immer "das intellektuelle Florett des Esprits gegen Unrecht und Macht", wie Manfred Brösamle-Lambrecht (2004, S.9) betont. Hier reicht der Verweis auf die Propagandakarikaturen in der nationalsozialistischen Wochenzeitung "Der Stürmer", in dem seit 1925 eine meist antisemitische Karikatur auf der Titelseite als Aufmacher diente (vgl. Buntz 2004, S.24), um den Mythos von der aufklärerischen, stets progressiven, gegen überholte Konventionen kämpfenden Karikatur ein für alle mal ad acta zu legen (vgl. Plum 1998, S.7ff.) Der Karikaturist ist eben nicht per se ein "Krieger der Wahrheit und Aufklärung" oder "Anwalt der Unterdrückten, wie zahllose Beispiele belegen können. (ebd., S.7) Die "Gleichung Karikatur = Aufklärung" (ebd., S.15) konnte und kann eben nur dann aufgehen, wenn "propagandistisch missbrauchte oder reaktionäre oder opportunistische Karikatur[en]" ausgeklammert werden. (ebd.)

Am Ende ihrer Ausführungen über den Mythos von der aufklärerischen Funktion der Karikatur kommt Angelika Plum (1998, S.22) daher zum Schluss: "In der Literatur wird weitgehend ignoriert, dass die Karikatur nicht immer nur Hintergründe offenlegt und zur (Auf-)Klärung eines politischen Sachverhalts beitragen will, sondern sehr schnell auch Agitation betreibt und unter Zuhilfenahme psychologischer Mittel lediglich an Emotionen rührt, statt an den Verstand. In diesen Fällen leistet die Karikatur einer verkürzten, irrationalen Sicht der tatsächlich komplexen Wirklichkeit Vorschub."

Indessen überschüttet nicht jede Karikatur ihr Objekt mit beißendem Spott. Es gibt auch Karikaturen, die ihr Objekt nicht der Lächerlichkeit preisgeben wollen, sondern bestimmte Mängel und "Macken" mit feiner humoristischer Ironie darstellen. Häufig wird dafür der Begriff Cartoon verwendet.

Es spricht jedoch auch manches dafür zwischen Cartoons und Comics auf der einen und der ´Karikatur auf der anderen Seite zu unterscheiden. Während die beiden erstgenannten, so Plum (1998, S.28), "gezeichnete Witze" seien und als "Konsumgüter" (Bornemann 1972) fungierten, impliziere die Karikatur stets Kritik. Inwieweit diese Trennung wirklich stringent ist, sei dahingestellt.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 15.01.2024

    
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie die methodisch-didaktische Bedeutung der Arbeit mit Karikaturen im Unterricht heraus.
  2. Stellen Sie dar, worin die Definitionsprobleme im Zusammenhang mit dem Begriff bestehen. - Bestimmen Sie außerdem den bei den vorgestellten Definitionen verwendeten Definitionstyp.
  3. Was versteht Angelika Plum unter dem karikaturistischen Verfahren?
  4. Nehmen Sie zu der lange vorherrschenden Gleichung  "Karikatur = Aufklärung" Stellung.
 
 
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
  

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz