Wird der Operator, wie im Falle des Operatorenkatalogs für das
Deutschabitur ab 2010 in Baden-Württemberg dem Anforderungsbereich I
zugeordnet, liegt der Schwerpunkt auf der Reproduktionsleistung.
Es müssen
dabei im Allgemeinen bestimmte inhaltliche oder sprachliche Elemente eines
Textes festgestellt werden. Insofern handelt es sich um eine
aspektorientierte Reproduktionsaufgabe.
Zugleich kann diese Aufgabe mit
einfachen Kriterien bzw. Kategorien des Textverständnisses verbunden sein.
Die im nachfolgenden Beispiel präsentierte Aufgabenstellung erfüllt diesen
Charakter nur dann, wenn der Text diese Ursachen für die Vieldeutigkeit mehr
oder weniger explizit aufführt. Diese können dann auf der Grundlage
fachwissenschaftlichen Grundlagenwissens (z. B. Grundbegriffe der
Erzähltechnik) identifiziert bzw. festgestellt werden. Der Schwerpunkt der
zu erbringenden Leistung besteht also, wenn man so will, in einer
reproduzierenden Feststellungsaufgabe.
bestimmen
(auch feststellen)
(Afb
I +
Afb II) |
- etwas, wie z. B. Ursachen, Motive, Ziele, prägnant,
akzentuiert und kriterienbezogen feststellen
|
Beispiel:
Bestimmen Sie die im vorliegenden Text genannten erzähltechnischen
Ursachen für die Vieldeutigkeit von Kafkas Roman "Der Prozess".
|
Wird der Operator
"Bestimmen" dem Anforderungsbereich II zugeordnet, wie dies in verschiedenen
Operatorenkatalogen zu finden ist, dann liegt der Schwerpunkt nicht so sehr
auf der Reproduktion, wenngleich er diese in der Regel auch mit einschließt.
Hier müssen wie im Falle des hier gegebenen Beispiels erlernte
fachwissenschaftliche Untersuchungsmethoden und fachwissenschaftliches
Grundlagenwissen auf einen neuen Gegenstand, hier der Text von Kafka
angewendet werden.
bestimmen
(Afb
I +
Afb II) |
- einen Sachverhalt / eine Textstruktur / ein Merkmal mit begründeten
Argumenten einem besonderen Typus in einer Auswahl von Typen zuordnen
|
Beispiel:
Bestimmen Sie die
Textsorte
für Franz
Kafkas
Text "Die
Heimkehr". |
Wenn man berücksichtigt, dass sich die Operatoren nicht immer ganz
trennscharf voneinander abheben lassen, sondern, "vor allem an den Rändern"
ihres "Operationsfeldes", immer wieder zu Überschneidungen und Überlappungen
tendieren, ist die definitive Zuordnung zu dem einen oder anderen
Anforderungsbereich in der Praxis dann nicht besonders, relevant, wenn dem
jeweiligen Bearbeiter der Aufgabe klar ist, was von ihm verlangt ist.
In den
beiden oben genannten Fällen ist davon auszugehen. Anders muss der
Sachverhalt allerdings bewertet werden, wenn man von der Aufgabenerstellung
ausgeht. Hier sollte dem jeweiligen Ersteller der Aufgabe schon eindeutig klar sein,
welche Anforderungen eine Aufgabe stellt, um auf dieser Grundlage das Profil
einer Gesamtaufgabe unter Berücksichtigung der drei Anforderungsbereiche zu
konstruieren.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.01.2024