Eine der Problemfragen,
die im Zuge eines Schreibprozesses gelöst werden muss, ist die Frage
"Warum und für wen schreibe ich?" (Fix 2006/2008,
S.27). Dabei geht es um die sogenannte Zielsetzungskompetenz, die
eine der vier Teilkompetenzen der allgemeinen
Schreibkompetenz darstellt.
Die Zielsetzungskompetenz steht dabei in einem
interdependeten und
rekursiven Verhältnis zu den drei anderen Teilkompetenzen.
Zur Beantwortung der Frage "Warum und für wen schreibe
ich?" muss sich ein Schreiber darüber im Klaren werden, welche Funktion
das Schreiben für ihn hat und welche Ziele er damit verfolgen will.
Wer
weiß, weshalb er schreibt und für wen, kann, selbst wenn er von
Schreibfunktion und
Leserantizipation nur
eine gewisse Vorstellung hat,
den Schreibprozess beginnen und diese Vorstellungen im weiteren Verlauf weiter
entwickeln und präzisieren.
Allerdings darf das
Schreibziel dabei nicht
zu allgemein, genauer gesagt, zu global ausfallen. Ist dies der Fall,
lässt sich eben kaum mehr einem "roten Faden" folgen. Andererseits kann
es zu
Schreibschwierigkeiten und
Schreibstörungen bis hin zu
Schreibblockaden kommen, wenn das Ziel zu eng gefasst wird. (vgl.
Fix 2006/2008,
S.27).
Um das hinter der Frage "Warum und für wen schreibe ich?"
stehende Problem lösen zu
können, bedarf es der Zielsetzungskompetenz.
Diese Kompetenz zeigt sich bei der Durchführung bestimmter
Operationen im Schreibprozess.
Ein Schreiber muss dazu
-
den
Schreibanlass erfassen und zur Klärung der Schreibsituation auf sein
Weltwissen zurückgreifen
-
die Aufgabe
verstehen
-
die
Schreibfunktion und Schreibmotivation klären
-
ein erstes
Schreibziel setzen
-
wenn
erforderlich, Gefühle kontrollieren und kanalisieren (z. B. störende
Emotionen wie Unlustgefühle bearbeiten und ggf. zurückdrängen)
-
sich
Gedanken über den/die möglichen Leser machen und die Angemessenheit
seines Schreibens an dessen Erwartungen überprüfen und bestimmen (Leserantizipation)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.03.2023