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Zu schreiben und mithin auch Texte
zu gestalten ist eine Kulturtechnik der Menschheit, deren Anfänge etwa 6.000
Jahre zurückliegen. Statt der über Jahrtausende hinweg üblichen mündlichen
Überlieferung brachte die Schrift mit ihren zunächst
einfachen Bildsymbolen,
Strichen und Punkten, mit denen Gegenstände oder Zahlen bezeichnet werden
konnten, einen enormen Fortschritt in der Geschichte der menschlichen Zivilisation, der
sich auf ihrer Grundlage in nahezu allen bekannten alten Hochkulturen der
Welt einstellte. Auch wenn die mündliche Überlieferung den Menschen jene
Informationen über Generationen hinweg zur Verfügung stellte, die das
Überleben sicherten, machte erst die Schriftform möglich, solche
Informationen wortgetreu weiterzugeben und damit kulturspezifisches Wissen,
aber auch Werte und Normen, abhängig von der Qualität des beschrifteten
Materials dauerhaft zu bewahren. Die Schrift wurde neben dem Bild zum materialen
Substrat des kollektiven Gedächtnisses der Menschheit.
Dabei hat sich das Äußere der Schriftsprache immer wieder gewandelt und
wurde zahlreichen Modetrends unterworfen. So hat sich heute eine Vielzahl von
Schriften entwickelt, deren Liste seit der Einführung des Computers immer
länger wird.
Die
Lehre von der Schrift- und Textgestaltung: Die Typographie
Die Typographie ist, allgemein betrachtet, die Lehre von der Schriftkunst
bzw. Schriftgestaltung. Genauer lässt sie sich als künstlerische Gestaltung
eines Druckwerks mittels Schrift, Bild, Linien, Fläche und Papier
definieren. (vgl.
Köhler 2002, S. 348) Sehr
prägnant ist auch die
intensionale Definition (Nominaldefinition): "Typografie
ist die visualisierte Form des gesprochenen Wortes." (ebd.,
S. 74, Hervorh. d. Verf.)
Zur Typographie zählen mithin makrotypographische Elemente
wie die
Seitengestaltung
mit Seitenformat (DIN-Formate,
Hoch- oder Querformat),
Papierformat (Seitengröße), Satzspiegel (Seitenaufteilung
durch Seitenränder, Spalten etc.), Farben, Schmuckelemente,
Grafiken und Fotos ebenso wie die mikrotypopgraphischen Elemente
Textgestaltung
mit
Schriftgestaltung
und
ihren
spezifischen Zeichenattributen (z. B. Schriftart, Schriftcharakter,
Schriftgröße, Zeilenabstand und -länge).
Aufgaben und Ziele der typographischen Gestaltung
Was der Ton bzw. die Stimmlage bei der gesprochenen Sprache (vgl.
prosodische Merkmale der Sprache)
sind, ist die Typographie bei der geschriebenen Sprache. Sie kann ähnlich
wie diese das Gewicht des geschriebenen Wortes bzw. Textes hervorheben oder
verringern, die Bedeutung modifizieren oder aber in einen Gegensatz zu
dieser Bedeutung rücken. Darüber hinaus kann die Typographie einen Text, z.
B. durch eine besondere Über- und Zwischenüberschriftengestaltung usw.,
strukturieren.

Besonders gut lässt sich dies an dem Drucklayout von Zeitungen beobachten,
das dem
Lead-Stil folgt, oder bei
Werbeanzeigen, die die
Aufmerksamkeit ihrer Leserinnen und Leser auch mit typographischen
Elementen (z. B. Gestaltung von
Headline und
Fließtext) erregen und steuern wollen.
In jedem Fall muss – wenn nicht, wie z. B. bei der
Konkreten Poesie andere künstlerisch-ästhetische Ziele
verfolgt werden – die Lesbarkeit der
Schrift gewährleistet sein. Die Lesbarkeit bzw. Lesefreundlichkeit
einer Schrift ist dabei von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig, die
mit der Schriftwahrnehmung im Allgemeinen und der Schriftgestaltung im
Besonderen zusammenhängen (vgl.
Kriterien für die Schriftgestaltung).
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.09.2016
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