Der ▪
Referenzrahmen für literarische
Kompetenz, den Theo
Witte
(2008) im Zusammenhang
einer
Längsschnittstudie an niederländischen Schulen entwickelt hat,
unterscheidet sechs verschiedene Kompetenzniveaus der ▪
literarischen Kompetenz, die auf
jeweils spezifischen Arten des Lesens beruhen. Vom untersten Level 1 bis
zum obersten Level 6 sind dies (Terminologie in der dt. Übersetzung von
Altinay-sezen
(2015, S.6 f.):
Aspekte des Referenzrahmens beim erlebenden Lesen
Der
▪ Referenzrahmen literarischer
Kompetenz für
Leserinnen und Leser beim erlebenden Lesen (experiental reading) auf dem untersten der sechs Kompetenzniveaus (Witte
(2008, S.528) umfasst leserseitige
und textseitige Faktoren sowie die
darauf Bezug nehmenden Niveaus der Aufgaben
und des jeweiligen niveauspezifischen Aufgabendesigns.
Leserseitige Faktoren
Schülerinnen und Schüler
-
verfügen über eine
sehr begrenzte literarische Kompetenz
-
haben wenig Erfahrung
im Lesen von Belletristik
-
lesen nur, wenn sie
müssen
-
haben Schwierigkeiten
beim Lesen, Verstehen und Interpretieren von fiktionalen Texten
-
bevorzugen sehr
einfache Texte
-
sprechen ungern über
ihre Leseerfahrungen und ihren Lesegeschmack
-
auf Grund ihres
allgemeinen Entwicklungsstandes finden sie keine Zugänge zu
Lesestoffen, die eher Erwachsene bevorzugen
-
stehen der Literatur
ablehnend gegenüber, weil ihnen der Inhalt zu abgelegen und der Stil
zu schwierig ist
-
ihre
volitionale
Bereitschaft, sich auf Literatur überhaupt einzulassen, ist gering
-
ihre Bereitschaft,
sich auf Literatur einzulassen, hängt stark vom Umfang des Textes
(Buchs) ab und der Art der Aufgabenstellung im Zusammenhang mit
diesem
-
ihre Vorstellungen
von Literatur und ihre Einstellung zum Lesen sind von einem
Bedürfnis nach Spannung (Aktion) und Dramatik (Emotion) geprägt.
-
ihre Art des Lesens
kann als erfahrungsbezogen (experiential) bzw. erlebendes Lesen
bezeichnet werden.
Textseitige Faktoren
Texte und Bücher die für die jugendlichen Leserinnen und Leser dieses
Niveaus in Frage kommen,
-
sind in einfacher
Alltagssprache verfasst
-
knüpfen inhaltlich
und mit ihren Charakteren eng an den Erfahrungen der Jugendlichen
an
-
verfügen über einen
klaren und einfachen, d. h. einsträngigen Handlungsverlauf, dessen
in rasantem Tempo dargebotenen Ereignisse spannend und gleichermaßen
dramatisch sind
-
besitzen wenige
strukturelle Elemente, wie Gedanken oder Beschreibungen, die die
Handlung unterbrechen
Aufgaben, Aufgabenniveau und niveauspezifisches Aufgabendesign
Aufgaben, die von
Schülerinnen und Schüler auf diesem Kompetenzniveau bewältigt werden,
können, sollten berücksichtigen, was diese auch leisten können und in
welchem Rahmen diese Leistungen erbracht werden.
Schülerinnen und
Schüler
-
können den
wesentlichen Inhalt solcher Texte zusammenfassen
-
können grundlegende
Strukturelemente identifizieren, die zur Gewinnung eines
Textverständnisse nötig sind (z.B. zeitliche und örtliche
Veränderungen)
-
reagieren auf den
Text subjektiv und neigen dazu ihre Äußerungen darüber unreflektiert
vorzunehmen
-
lassen sich von ihrer
Sympathie oder Antipathie für die jeweilige Hauptfigur leiten
-
gehen von ihren
eigenen Erfahrungen aus
-
bewerten die Texte
und Charaktere in erster Linie emotional ((aufregend, langweilig,
traurig, cool, dumm)
-
können ihre
Leseerfahrungen kaum kommunizieren und ihre und Meinung in der Regel
nicht plausibel mit dem Text begründen oder sich aktiv an der
Diskussion einen Text / eine Lektüre beteiligen
-
schaffen es oft nur
schwer, ihre eigenen Vorlieben auszudrücken und diesen entsprechen
eine Lesestoffe zu finden und auszuwählen
(vgl. Witte
2008, S.528, übersetzt und dabei leicht verändert und ergänzt)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
27.07.2024
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