Der
▪ Referenzrahmen literarischer
Kompetenz für
Leserinnen und Leser beim akademischen Lesen
(intellectual reading) auf dem obersten der sechs Kompetenzniveaus (Witte
2008, S.533) umfasst leserseitige
und textseitige Faktoren sowie die
darauf Bezug nehmenden Niveaus der Aufgaben
und des jeweiligen niveauspezifischen Aufgabendesigns.
Leserseitige Faktoren
Schülerinnen und Schüler
-
verfügen über eine
gehobene • literarische Kompetenz
-
haben einen reichen
Erfahrungsschatz im Lesen literarischer Texte, einschließlich Texten
der Weltliteratur und sind insofern "belesen"
-
können ihre Lektüren
in einen breiten Kontext stellen
-
können ihre
Leseerfahrungen und Interpretationen mit "Experten" diskutieren
-
haben ein
ausgeprägtes Allgemeinwissen und können aufgrund ihrer spezifischen
kulturellen und literarischen Kenntnisse Verbindungen herstellen und
Bedeutungen innerhalb und außerhalb des Textes generieren
-
besitzen eine große
Bereitschaft, in Literatur zu investieren, sofern sie ein gewisses
Maß an Autonomie haben
-
schreiben der
Literatur zu, dass sie ihrem Leben eine weitere Dimension verleiht
und ihnen hilft, die Realität zu verstehen (existentielle Funktion)
-
haben einen
kritischen Zugang zum Lesen, der gekennzeichnet ist durch
Vielseitigkeit, Leidenschaft und Interesse an Fachliteratur zum
Thema
Textseitige Faktoren
Texte und Bücher die für die jugendlichen Leserinnen und Leser dieses
Niveaus in Frage kommen,
-
sind in in einem
ziemlich unzugänglichen literarischen Stil verfasst
-
umfassen
experimentelle Formen und Stile
-
haben vielschichtigs,
komplexe Strukturen, was es schwierig macht, in die Geschichte
vorzudringen und ihre Bedeutung zu konstruieren
-
nutzen symbolische
Bezüge (abstrakte Motive)
-
beziehen sich mit
Verweisen auf andere Texte (Intertextualität)
-
inferieren auf
textexternes Wissen, das für ein vollständiges Verständnis des
Textes unerlässlich ist
Aufgaben, Aufgabenniveau und niveauspezifisches Aufgabendesign
Aufgaben, die von
Schülerinnen und Schüler auf diesem Kompetenzniveau bewältigt werden,
können, sollten berücksichtigen, was diese auch leisten können und in
welchem Rahmen diese Leistungen erbracht werden.
Schülerinnen und
Schüler
-
können eine
umfassende und anspruchsvolle Interpretation zu liefern
-
können dabei ihre
eigene Sicht der Realität einbringen
-
können dadurch, ihre
Leseerfahrungen und Interpretationen auf andere Gebiete und
Phänomene übertragen
-
können mit der
Unbestimmtheit und Mehrdeutigkeit von literarischen Texten umgehen
-
interessieren sich
für den Vergleich der Literatur mit anderen Kunstformen
-
stellen sie dazu in
den Kontext bestimmter Bewegungen oder situieren bestimmte
Erscheinungen und Konventionen unter historischem Blickwinkel im
diachronen Vergleich miteinander
-
haben eine
persönliche Meinung über die Funktion von Literatur
-
setzen sich mit dem
literarischen Kulturbetrieb auseinander
-
machen Literatur
gerne zum Gesprächsthema
-
stellen aufgrund
ihres hohen Informationsbedürfnisses im Zusammenhang mit Literatur
hohe Anforderungen an die literarische Kompetenz des Lehrers
(vgl. Witte
2008, S.533, übersetzt und dabei leicht verändert und ergänzt)