Etwas vereinfacht lassen sich drei
Grundmöglichkeiten
unterscheiden, mit denen ein Sprecher auf den
initiierenden Beitrag seines Vorredners reagieren kann (Respondierung).
Dabei geht es um die Frage, ob und inwieweit der Sprecher die Erwartungen
seines Vorredners mit seiner Antwort erfüllt. Die drei Grundmöglichkeiten
sind (vgl.
Brinker/Sager 1989, S.69f.):
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Akzeptierung
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Zurückweisung
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Selektion
Akzeptierung
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Zurückweisung
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Selektion
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auch: Nonresponsivität
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Angesprochener lehnt die Erwartungen
ab, z. B. verweigert Antwort auf eine Frage
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weder Inhalt noch Intention des
initiierenden Akts sind berücksichtigt
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(vgl.
Schwitalla 1979, S. 133ff.,
Brinker/Sager 1989, S.69f.,
Linke u. a. 1995, S. 281)
Respondierende Akte in Politikerinterviews
Besonders gutes Anschauungsmaterial für den Grad der
Responsivität von Antworten (respondierenden Akten) liefern
Politikerinterviews und verschiedene Talkshows im Fernsehen.
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Beliebt ist, seine selektive (teilresponsive) oder gar
zurückweisende (nonresponsive) Antwort mit nonverbaler Zuwendung oder
mit eigentlich akzeptierenden (responsiven) sprachlichen Mitteln wie
zustimmenden Floskeln oder der Übernahme syntaktischer Konstruktionen
des Vorredners zu kaschieren. (z. B. Dazu möchte ich anmerken ...;
Genau, das ist es eben ...)
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Geschieht dies kann der Interviewer darauf mit einer
initiierenden Strategie, dem so genannten
Nachhaken, reagieren. Solche Wiederholungen haben den Sinn, die
gestellte Frage für den Interviewten klarer werden zu lassen und ihm ein
Ausweichen zu erschweren.
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Auch der Interviewte kann sich natürlich mit einer
respondierenden Strategie gegen das Nachhaken zur Wehr setzen, indem
er einfach dieselbe Antwort mehrfach, lediglich etwas mehr
aufgebläht, wiederholt. Dabei wird bei diesen Wiederholungen nichts
gesagt, was nicht schon gesagt worden ist. Die explizit gemachte
Äußerung "wie ich zuvor schon sagte" legt dabei den kommunikativen Sinn
dieser Strategie bloß: Man will den Hörer wissen lassen, "dass man nicht
bereit ist, noch mehr Informationen zu geben, als man schon gegeben
hat." (Schwitalla
1979, S. 154).
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Interview - Politikerinterview Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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