Formen und Wirkungsweisen
▪ nonverbaler
Kommunikation lassen sich - insbesondere unter dem Aspekt ihrer
interkulturellen Vergleichbarkeit - auf verschiedene Art und Weise
systematisch erfassen.
 Bei einer
kanalorientierten Klassifikation nonverbaler Kommunikation, die von den
Sinnen ausgeht, kann man folgende Bereiche unterscheiden (vgl.
Funkkolleg "Anthropologie heute" 1992)
Geruchssignale, die von jedem Menschen ausgesendet werden, besitzen
heutzutage vor allem im Zusammenhang mit Sexualität und der Zuweisung von
Sympathie und Antipathie im menschlichen Kontakt wichtige Funktionen. Da
jeder Mensch seinen eigenen Geruch hat, für den die apokrinen Duftdrüsen in
den Achselhöhlen, der Anal- und Genitalgegend und im Vorhof der Brustwarzen
verantwortlich sind, kommt dem Geruchssinn - auch wenn er bei den Menschen
als nicht besonders hoch entwickelt gilt - in der Kommunikation immer noch
große Bedeutung zu. Wer unangenehm "riecht", besser natürlich "duftet" bzw.
"stinkt", wird schnell gemieden. Und eine ganze Legion von Deoproduzenten
lebt offenbar gut davon, dass die Fähigkeit unseres Körpers mit seinen
Haaren in den Geruch aussendenden Körperregionen - sie verteilen den Geruch
optimal und bieten am Individualgeruch mitarbeitenden Bakterien Heimstatt -
unsere jeweils eigene Duftmarke zu verbreiten, tunlichst unterdrückt wird. Dessen ungeachtet gibt es mehr oder weniger klar bewiesene Theorien oder
Behauptungen, die besagen, dass Frauen z.B. in der Zeit kurz vor ihrem
Eisprung besonders stark auf die Aussendung des männlichen Duftstoffes
Androstenon reagieren, der übrigens der "männlichen" Deovariante meistens
hinzugefügt wird.
Taktile/haptische Kommunikation
Die Herbeiführung von Körperkontakt, das gegenseitige Berühren spielt in
der Kommunikation eine durchaus wichtige Rolle. Beim Heranwachsen eines
Säuglinges wird dies auch in den Industriestaaten allmählich wieder so
gesehen. Man denke dabei nur an die Renaissance der so genannten
Brusttragetücher, mit denen Mütter und Väter (!) ihre Neugeborenen
herumtragen, weil sich die Einsicht verbreitet hat, dass der liebevolle
Körperkontakt die emotionalen, sozialen und intellektuellen Fähigkeiten des
Kindes stimuliert. Und auch das Berührungsverhalten von Erwachsenen in der Kommunikation
verändert sich. Das Umarmen von Freunden und Bekannten, das Küssen auf
Wangen und Mund bei Begrüßung und Abschied hat sich schon immer weiter
durchgesetzt.
Dass darüber hinaus gerade Körperberührungen von Kultur zu Kultur sehr
unterschiedlich sind, es dabei unterschiedlich ausgeprägte öffentliche und
private, tabuisierte Körperzonen gibt, zeigt, wie wichtig die Kenntnis der
Regeln taktiler und haptischer Kommunikation sind.
In den Bereich der akustischen Kommunikation fallen i. w. S. sämtliche
akustisch-verbal geäußerten sprachlichen oder nicht-sprachlichen Signale,
die mit dem Hörsinn wahrgenommen werden können. Im engeren Sinn der
nonverbalen Kommunikation fallen darunter nur diejenigen akustischen
Signale, die nicht der verbalen Kommunikation und dem herkömmlichen
Zeichensystem Sprache zugeordnet werden können.
Man hat festgestellt, dass ca. 40% aller über die Sinne wahrgenommenen
Informationen und Reize über den Sehnerv in unser Gehirn gelangen
(Rein/Schneider 1971). Dies allein zeigt, wie wichtig die visuelle
Kommunikation ist. Dazu kommt der allgemeine Trend der modernen
Informationsgesellschaft Informationen mehr und mehr in Bildern zu kodieren. Im Bereich der visuellen Kommunikation lassen sich folgende
Aspekte
unterscheiden:
-
Proxemik: begründet 1966 durch
Edward T. Hall; jeder Mensch hat verschiedene Schichten um sich herum,
die den unterschiedlichen Intimitätsgrad der Kommunikation definieren
-
Gestik: i. e .S. alle Informationen
übermittelnden Bewegungen der Arme und Beine, i. w. S. auch Mimik und
Körperhaltungen umfassend
-
Kopfnicken, Kopfschütteln:
Kopfnicken und Kopfschütteln als Ja-Nein-Bewegung in den meisten
Kulturen
-
Mimik: schon seit dem Ende des 18.
Jahrhunderts verschiedene Schulen der so genannten Physiognomik;
Bewegungen des Gesichts mit der "mimischen" Muskulatur der Augen,
Stirn, Nase, Mund usw.; Dazu kommen so genannte mimische
Aktionseinheiten wie Weinen, das finstere Brauenzusammenziehen, das
Naserümpfen, das Ekelgesicht u. a.
Sonderfälle der visuellen Kommunikation sind
künstliche Zeichensysteme,
bei denen die Informationsvergabe durch Schrift- und Zeichensymbole erfolgt
(Flaggenalphabet, Taubstummensprache, Blindenschrift u. a.) Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.01.2023
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