Informationen und Mitteilungen, die in den Bereich der
▪ nonverbalen
Kommunikation fallen, besitzen die folgenden Funktionen. Sie
können dazu dienen
Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen
Gefühle und Stimmungen finden in vielen körpersprachlichen Signalen
ihren Ausdruck und sie können sich aller Körperteile bedienen, die zur
nonverbalen Kommunikation eingesetzt werden. Dazu gehören der
Gesichtspartien (Mimik), dabei besonders die Augen, die Arme und
Hände, die Beine und Füße (Gestik), die Körperhaltung, der Tonfall,
Kleidung etc.. Solcherart nonverbale Signale kommen häufig unbewusst
zustande und zeigen auch auf der Empfängerseite mehr oder weniger
unbewusste Wirkungen.
So wird ein "ernstes Gesicht" gemeinhin als
Signal für eine ebenso "ernste", gefährliche oder bedrohliche Situation
aufgefasst. Und wer weiß nicht um die Wirkung eines Lächelns: Es motiviert
und löst die Bereitschaft aus, sich u. U. weiter mit einer bestimmten
Sache zu beschäftigen. Andererseits können erliegen wir einem gekünstelten
Lächeln, das nicht ernst gemeint ist, im Allgemeinen nicht, weil der
Effekt "strahlender Augen", der dazugehört, in einem solchen Fall eben
nicht zu sehen ist.
Mitteilung über die Art der Beziehung zum Kommunikationspartner
Nonverbale Signale informieren meist sehr deutlich über die Art der
Beziehung der Kommunikationspartner zueinander. Sie bringen zum Ausdruck,
ob jemand dem anderen freundlich oder feindlich gesinnt ist, ob er
sich in der Beziehung eher dominant oder unterwürfig sieht, ob er
sich jemandem oder einem bestimmten Sachverhalt gegenüber unnachgiebig
oder nachgiebig verhält. Mitunter kann es aber gerade dabei zu
inkongruentem Verhalten kommen, wenn sich die verbal-sprachlich geäußerten
Signale und die nonverbalen Signale widersprechen.
Wer z.B. mit einem mehr
oder weniger desinteressierten Gesichtsaudruck auf die Frage: "Wie
findest du meine Frisur?" äußert "Super!" antwortet, dessen
Verhalten wirkt inkongruent. (▪
Kommunikationspsychologischer Ansatz von Schulz von Thun). Von dieser
Seite aus betrachtet, wird die explizit sprachlich geäußerte Mitteilung
natürlich auch Quell der Selbstoffenbarung.
Mitteilung über die eigene Person (Selbstoffenbarung)
Viele nonverbale Signale sagen auch etwas über die sie jeweils äußernde
Person aus. Sie dienen damit der mehr oder weniger bewussten, aber auch
der unbewussten Selbstoffenbarung in der Kommunikation. Mit der Art seines
Auftretens, mit räumlichem Verhalten, mit Kleidung werden Beziehungen zum
anderen definiert, aber auch klare Signale der bewussten oder unbewussten
Selbstdarstellung gesendet.
Unterstützung und Modifikation von Gesagtem
Nonverbale Signale unterstützen das verbal Geäußerte. Sie können die
Funktion von Taktstocksignale beim Sprechen übernehmen und damit z. B. das
Gesagte rhythmisieren, betonen und unterstreichen. Beim Sprecherwechsel in
einem Gespräch spielt u. a. der Blickkontakt dazu zu regeln, wer wann
sprechen darf und als so genannte Metainformation hilft das Augenzwinkern
und ein bestimmter Tonfall bei Ironie.
Vermittlung von Gemeinschaftsbindung
Wir-Gefühle, die einen besonders klaren Ausdruck von
Gemeinschaftsbindung, signalisieren, werden häufig durch nonverbale
Kommunikation vermittelt. Gemeinsam erhobene Fäuste bei
Demonstrationen stellen dabei unter diesem Blickwinkel ritualisierte
Drohgesten dar, die den Beteiligten ein Gefühl der Solidarität und
Zusammengehörigkeit vermitteln. Ähnliche Rituale lassen sich bei
Fußballspielen oder Popkonzerten beobachten. Und auch die kollektiv
vollzogenen Beifalls- oder Missfallenskundgebungen durch Klatschen oder
Buhen bei Politikerauftritten zeigen, welches Gewicht diesen nonverbalen
Signalen zukommt.
Vollzug von Riten und Zeremonien
In allen Kulturen finden sich eine Vielzahl von rituellen Akten und
Zeremonien, die allein mit nonverbalen Signalen vollzogen oder aber im
Kontext von performativen sprachlichen Äußerungen ("Ich schwöre", "ich
drücke mein Beileid aus" ) stehen. Dazu zählen alle Formen religiöser
Segnungen, Handauflegen jeder Art, auf dem Boden Knien oder sonstige
mystisch-mythisch fundierte "Streicheleinheiten".
Einflussnahme und Manipulation
Nonverbale Signale werden auch häufig dazu eingesetzt, um auf einen
anderen bewusst oder unbewusst Einfluss zu nehmen oder diesen im
schlimmsten Fall einfach zu manipulieren. Hierher gehören alle jene
nonverbalen Signale die zur Erhöhung der sexuellen Attraktion beim Flirten
eingesetzt werden vom "raffinierten Augenaufschlag", bis zum Spiel der
Zunge am Rand der Lippe u. v. m.
Und selbst der altbekannte
Tramperinnen-Trick, einfach den Rock ein wenig hochzuziehen, um so
männliche Autofahrer schneller zum Anhalten zu bewegen, gehört hier her,
und sein bis heute sicherlich unbestrittener "Erfolg" zeigt die
Möglichkeiten der Manipulation in diesem Bereich auf. Dass sich die
moderne Werbung diese Manipulationsleistungen der nonverbalen
Kommunikation zu eigen macht, kann jeder an modernen Werbespots
beobachten, in denen das gesprochene Wort eigentlich nur noch eine
untergeordnete Rolle spielt. Und auch die Politik weiß heutzutage genau,
wie sich ein Politiker in einer Talkshow nonverbal präsentieren muss, um
eine bestimmte Wirkung beim Zuschauer zu erzielen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.01.2023
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