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Textauswahl zur nonverbalen Kommunikation

Sherlock Holmes studiert die Körpersprache Dr. Watsons

Arthur Conan Doyle


FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Linguistik (Sprachwissenschaft)
RechtschreibungGrammatik / Syntax Semantik PragmatikÜberblick Kommunikation Überblick ▪ Kommunikationsmodelle Sprechen als Handeln [ Nonverbale Kommunikation Didaktische und methodische AspekteÜberblick Klassifikation nach SinnenFunktionen Olfaktorische Kommunikation Akustische KommunikationVisuelle KommunikationSelbstdarstellung im Rahmen nonverbaler Kommunikation Textauswahl Bausteine ] Textauswahl   Soziolinguistik Textlinguistik Gesprächsanalyse Schreibformen Rhetorik Filmanalyse Operatoren im Fach Deutsch
 

Lösungsvorschlag

"Da Holmes anscheinend doch zu keiner Unterhaltung bereit war, stieß ich den Haufen Zeitungspapier beiseite, lehnte mich in meinen Sessel zurück und versank in Gedanken. Plötzlich unterbrach die Stimme meines Freundes meine Überlegungen.
   "Du hast recht, Watson“, sagte er, "das ist allerdings eine höchst unsinnige Art, Unstimmigkeiten auszuräumen."
   "Völlig unsinnig!“, rief ich. Erst dann kam mir zu Bewusstsein, dass er meine innersten Gedanken ausgesprochen hatte; ich fuhr in meinem Sessel hoch und starrte ihn an.
   "Was sagtest du eben, Holmes? Das übersteigt aber nun doch meinen Verstand."
   Er lachte herzlich über meine Fassungslosigkeit.
   "Erinnerst du dich nicht, wie ich dir vor kurzem eine Stelle aus einer Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe vorlas, wo ein geübter Logiker den Gedanken seines Freundes folgt? Du erblicktest darin eine tour de force seitens des Autors und wolltest mir nicht glauben, als ich behauptete, dasselbe täte ich auch ständig?"
   "Aber nein -"
   "Vielleicht drücktest du das nicht in Worten aus, mein Lieber, deine Augenbrauen jedoch ließen keinen Zweifel! Als ich dich vorhin die Zeitungen beiseite werfen und in Gedanken versinken sah, war ich froh über die Gelegenheit, ihnen folgen und mich vielleicht sogar in die Gedankenkette einschalten zu können, sozusagen zum Beweis, dass ich mit dir Schritt gehalten habe."
   Ich war noch längst nicht zufrieden.
   "In dem Beispiel, das du mir vorgelesen hast“, sagte ich, "zog dein Verstandesmensch seine Schlüsse aus den Handlungen des Mannes, den er beobachtete. Wenn ich mich recht erinnere, stolperte der über einen Haufen Steine, sah zu den Sternen auf – und so weiter. Ich aber habe ganz ruhig hier in meinem Sessel gesessen; welche Hinweise kann ich dir also gegeben haben?"
   "Du unterschätzt dich! Dem Menschen wurden Gesichtszüge gegeben, seine Gefühlregungen auszudrücken – und die deinen sind sehr zuverlässige Diener."
   "Willst du damit etwa sagen, du hast meine Gedanken von meinem Gesicht abgelesen?"
   "Genau das, besonders von deinen Augen. Vermutlich weißt du selbst nicht mehr, wie deine Träumerei begann?"
   "Nein, kaum."
   "Dann will ich’s dir verraten. Nachdem du die Zeitungen beiseite geworfen hattest – das war’s übrigens, was mich auf dich aufmerksam machte -, saßest du eine halbe Minute mit einem ganz leeren Ausdruck da. Darauf blieben deine Augen auf dem neu gerahmten Bild von General Gordon hängen und an der Veränderung auf deinem Gesicht bemerkte ich, dass du anfingst zu denken. Aber das führte nicht sehr weit. Dein Blick schweifte hinüber zu dem ungerahmten Bild von Henry Ward Beecher, da – ganz oben auf deinen Büchern. Dann blicktest du auf die Wand und damit trat deine Überlegung klar zutage. Du dachtest, wenn das Bild gerahmt wäre, könnte es die leere Stelle dort ausfüllen und mit dem von Gordon korrespondieren,"
   "Du bist mir wirklich genau gefolgt!"
   "Nun, bis jetzt konnte ich kaum fehlschlagen. Aber dann kehrten deine Gedanken zu Beecher zurück und du schautest angestrengt auf sein Bild, als wolltest du aus seinen Zügen seinen Charakter ergründen. Darauf entspannte sich deine Miene, aber immer noch schautest du unverwandt hin und dein Gesicht wurde geradezu nachdenklich. Du riefst dir die Situation seiner Laufbahn ins Gedächtnis. Mir war durchaus bewusst, dass du dabei seine Mission im Interesse der Nordstaaten während des amerikanischen Bürgerkriegs denken musstest, denn ich erinnere mich noch genau deiner leidenschaftlichen Empörung über die Art, wie er vom aufrührerischen Teil unserer Bevölkerung empfangen worden war. Du hattest dich damals so erregt, dass ich wusste, du könntest nicht an Beecher denken, ohne gleich auch darauf zu verfallen. Als dann einen Moment später deine Augen vom Bild wegglitten, vermutete ich deinen Geist im Bürgerkrieg und als ich dann bemerkte, wie sich deine Lippen zusammenpressten, deine Augen funkelten und die Hände zu Fäusten balltest, war ich sicher, dass du an die Tapferkeit dachtest, die beide Parteien in diesem verzweifelten Kampf bewiesen haben. Doch dein Gesicht wurde trauriger, du schütteltest den Kopf. Du brütetest über die Taktik, den Schrecken und die Vergeudung kostbarer Menschenleben. Deine Hand tastete nach deiner eigenen vernarbten Wunde und über deine Lippen ging ein flüchtiges Lächeln, das mir zeigte, wie sich dir auch die lächerliche Seite dieser Methode, internationale Probleme beizulegen, aufgedrängt hatte. An diesem Punkt angelangt, konnte ich dir meine Zustimmung nicht verhehlen."
   "Alles vollkommen richtig“, sagte ich. "Aber sogar jetzt noch bin ich verblüfft wie zuvor."
   "Ein simples Experiment, mein Lieber, sei beruhigt!“

(aus: Doyle, Arthur Conan (1976): Ein unheimliches Paket, in: Sherlock Holmes und die Spuren im Moor. Klassische Kriminal-Stories, München: Wilhelm Heyne 1976, S.103 f., auch zitiert bei Eunson 1990, S.140f.)

Lösungsvorschlag

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 18.12.2023

   
   Arbeitsanregungen:
  1. Fassen Sie den Inhalt des Textauszuges in Form einer Inhaltsangabe zusammen.

  2. Arbeiten sie heraus, welche Elemente der Körpersprache Holmes am nonverbalen Verhalten von Dr. Watson erkennt und wie er sie deutet.

  3. Ordnen Sie diese Elemente der Körpersprache in geeigneten Gruppen.

  4. Zeigen Sie an einem Beispiel aus dem Text auf, wo auch eine ganz andere Interpretation des nonverbalen Verhaltens von Dr. Watson möglich wäre und erläutern Sie, was dem entgegensteht.

  5. Wodurch bestehen in dem vorliegenden Fall dennoch Quellen von gegenseitigem Missverständnis?

  6. Erläutern Sie im Zusammenhang mit dem dargestellten Geschehen Paul Watzlawicks Axiom der Kommunikation: "Man kann nicht nicht kommunizieren."

  7. Lösungsvorschlag

 
   
 

 
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