▪ Sprechen als Handeln
▪
Überblick ▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
▪
Stilregister
Die Anrede stellt einen ▪ Sprechakt zur
Kontaktumgrenzung dar, der das ▪
Verhalten des/der
Sprecherin* als auch das Partnerverhalten festlegt.
Gewöhnlich
sprechen wir jemanden an, nachdem wir einen
▪
Gruß
ausgesprochen haben.
Gruß und
Anrede treten also häufig in Kombination miteinander auf.
Sie dienen
als ▪ Sprechakte der
▪
Kontaktumgrenzung, indem sie eine bestimmte Kommunikationssituation
eröffnen oder abschließen.
Es kommt nur selten vor, wirkt dabei meistens
sehr unhöflich, wenn man ohne vorangegangenen Gruß direkt angesprochen wird.
Als Schlusssignal kann schon mal einfach die Anrede verwendet werden. Dabei
werden aber gewöhnlich weitere ▪
nonverbale,
körpersprachliche
Signale gesendet. So ist es bei dieser Form des Schlusssignals
üblich, dass man sich kurz und knapp verbeugt oder das Signal mit
▪
Blickkontakt und Kopfnicken (Zunicken)
unterstreicht. In den meisten Fällen kommt dieser in die Anredeform
gekleidete
▪ Abschiedsgruß indessen als sehr förmlich und distanziert an, wenn andere
Formen der Verabschiedung möglich sind.
Das Anrederegister
In der mündlichen Kommunikation
greifen wir beim ▪
DURCHFÜHREN der Sprachhandlung ANREDEN auf ein sogenanntes
▪ Stilregister, in diesem Fall das
sogenannte ▪
Anrederegister zurück, aus dem wir die zur Kommunikationssituation
passende Formulierung der Anrede auswählen. Das Repertoire, der uns in
diesem Anrederegister zur Verfügung stehenden sprachlichen Anredevarianten
ermöglicht uns, den Beziehungsaspekt der Kommunikation adressaten- und
situationsgemäß auszudrücken.
Das Anrederegister, aus dem die entsprechende sprachliche
Äußerung ausgewählt wird, könnte für eine bestimmte
Kommunikationssituation z. B. aus den folgenden Varianten
bestehen (vgl.
Hoffmann 2017, S.310)
-
Ehrerbietig: Hochverehrte Frau Präsidentin!
-
Förmlich:
Sehr geehrte Frau Professor Dr. Franke!
-
Familiär:
Liebe Charlotte!
-
Intim:
Schatz! / Mausi!
Sie- und Du-Verhältnis
Wenn wir miteinander kommunizieren,
hängen die Formen der Anrede von den Kommunikationspartnern und der
jeweiligen Kommunikationssituation ab und davon, ob ein
Sie- oder Du-Verhältnis vorliegt.
-
Beim
Siezen (Sie-Verhältnis) kombinieren wir bei der
Anrede das Anredepronomen mit dem Namen oder Titel (z.B.
Frau Heinze,
Herr Professor), wobei ▪
Anredepronomen wie "Herr" oder "Frau" im Allgemeinen
nicht alleine stehen.
-
Spricht man
jemanden im Sie-Verhältnis nur mit seinem Nachnamen an, dann geht
das im Prinzip nur, wenn der Angesprochene hierarchisch deutlich
niederer gestellt ist, ist aber auch dann nicht sonderlich höflich. (z.
B. Maier, Sie sollen verschwinden, habe ich gesagt!)
-
Beim
Duzen (Du-Verhältnis) wird, wenn es korrekt
eingesetzt wird, auch bei der Anrede eine vertraulichere Form gewählt.
Beruht das Duzen aber nicht auf einer Vereinbarung zwischen den
Kommunikationspartnern wirkt es schnell herabsetzend, zumindest aber
unhöflich. (z. B. Du sollst abhauen, Hempel!)
Die Anrede im Brief
Im geschriebenen Deutsch gibt
es nicht so viele Anredeformen wie beim mündlichen Sprechen. In Briefen, ob
privat,
▪
offiziell oder "halboffiziell" (▪
privater Geschäftsbrief)
gehört die ▪
Anrede als Briefeinleitung
auch in ihrer Nebenfunktion als
▪
(mediostrukturelle) Positionsmarkierung
(vgl.
Engel
1996, S.105) in jedem Fall dazu.
In dieser Funktion signalisiert sie
die besondere Gelenkstelle des Briefes, nämlich den Beginn des
▪
(Brief-)Haupttextes. (vgl.
Engel
1996, S.105).
Grundsätzlich muss die
▪
Anrede
situationsangemessen und
adressatenspezifisch der Beziehung des Verfassers und
Empfängers des Briefes entsprechen. Damit gewinnt die Anrede
auch eine
▪
kommunikationspsychologische Bedeutung (Beziehungsaspekt).
Wer sie verwendet, muss aus der ganzen Palette unterschiedlicher soziosituativer
Bedeutungen, die bestimmte Formulierungen des ▪
Anrederegisters haben, die
passende auswählen. Wer sich hier schon im "(sozialen) Ton" vergreift,
hat oft keine guten Aussichten, das Kommunikationsziel des Briefes zu
erreichen. Bei den einzelnen Texthandlungen des Anredens geht es also
nicht nur darum, was die einzelnen sprachlichen Zeichen bedeuten,
sondern auch darum, ob mit ihrer stilistischen Gestaltung, "soziosituative
Bedeutungen" (Hoffmann
2017, S.311f.) wahrnehmbar gemacht werden, die Kommunikation also
"mit Sinn und Wirkung" (Sandig
22006, S.534) angereichert wird und zwar "immer in
Relation zu den Gepflogenheiten des Musters der Kommunikation und
bezogen auf den Typ der Kommunikationssituation" (ebd.)
Beim
▪
privaten Geschäftsbrief
wählt der Textproduzent bei der ▪
Anrede als
▪ Briefelement
zur Einleitung des eigentlichen ▪
Brieftextes (Haupt-/Kerntext) aus dem ▪
Anrederegister
die seiner Meinung nach bzw. nach allgemeiner Konvention
situationsangemessenen und adressatenspezifischen Varianten (Textbausteine)
als
Prozedurausdrücke
(▪
Textprozeduren)
aus. Dabei dürfte das
▪
Stilregister der Beziehungsgestaltung (vgl.
Hoffmann 2017,
S.319) des Anmelderegisters beim Durchführen der ▪
Texthandlung Anreden am wichtigsten sein.
-
Beim
Siezen,
im ▪ privaten Geschäftsbrief zum Beispiel (Sie-Verhältnis), verwendet man
u. a. Formulierungen wie a) "Sehr geehrte Frau Müller", b) "Lieber Herr
Dr. Lundt" c) "Sehr geehrte Damen und Herren". Jemanden ohne eine
vollständige ▪
Anredefloskel schriftlich anzusprechen (z. B. "Herr Jung") gilt als
schroff und unhöflich.
-
Beim
Duzen gibt
es zum Ausdruck der Intensität der Beziehung verschiedene Varianten, die
in der Regel mit dem Vornamen verbunden werden: a) "Lieber Jens" b)
"Liebste Karla", c) "Meine liebe Astrid" d) "Geliebte Ingeborg".
(vgl.
Engel
1996, S.62-64)
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Stilregister
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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