Welche Form der indirekten Wiedergabe muss man eigentlich
verwenden?
Zugegeben, wenn man sich ansieht, welche verschiedenen
▪ Formen es
bei der ▪ indirekten Wiedergabe gibt, kann einem das schon in den Sinn kommen.
Stellt sich doch die Frage: Sind alle diese Möglichkeiten gleich gut, gleich
geeignet und drücken sie das Gleiche aus? Welche also ist die beste Form?
Die absolut beste Form der indirekten Wiedergabe gibt es nicht
Die "beste" Form der indirekten Wiedergabe gibt es nicht! Wie immer hängt
auch hier alles von den Umständen, oder besser gesagt, dem Kontext ab.
Sicher, die
▪
indirekte Rede mit Konjunktiv I ist stets die grammatisch richtige und
stilistisch korrekte Form, wenn es darum geht, die mündlichen oder
schriftlichen Äußerungen eines anderen wiederzugeben.
Und dafür gibt es
natürlich auch wichtige Gründe:
-
In den allermeisten Fällen signalisieren nämlich der
▪
Konjunktiv I
oder seine
▪
Ersatzformen des
▪
Konjunktiv II
klipp und klar, dass es sich beim dem gerade Geäußerten,
der Sekundäräußerung wie man das auch nennt, um die Wiedergabe einer
Primäräußerung eines anderen handelt, für die der Sprecher letzten Endes
nicht die Verantwortung übernimmt.
-
Er macht damit deutlich, dass er sich nur
als Sprachrohr eines anderen versteht.
Es empfiehlt es daher schon,
die Regeln der indirekten Rede zu beherrschen und den Konjunktivgebrauch
einzuüben. Denn in der (gehobenen) Standardsprache gehört das heute einfach
dazu. (vgl. FAQ 2)
Aber: Es gibt eben nicht nur die indirekte Rede
Auch die anderen Formen der indirekten Wiedergabe haben ihren Sinn. Sie
kommen in der Alltagssprache und der Standardsprache vor.
-
Im Alltag
bevorzugen wir alle Formen ohne Konjunktiv, weil uns dieser häufig als zu
"geschwollen" vorkommt.
-
Außerdem gibt's den Konjunktiv in zahlreichen
Mundarten und Dialekten überhaupt nicht.
In schriftlichen Ausführungen in
der Standardsprache hilft das aber nicht weiter.
Wann also kann bzw. sollte man zu anderen Formen der Wiedergabe als
zur indirekten Rede greifen?
Grundsätzlich gibt es keine Beschränkungen,
so lange deutlich erkennbar ist, dass es sich bei dem Geäußerten
(Sekundäräußerung) um Wiedergabe einer Primäräußerung handelt.
Abwechslung tut auf alle Fälle gut!
Es ist natürlich immer wichtig, vor allem wenn längere Passagen indirekt
wiedergegeben werden, allein schon wegen der stilistischen Auflockerung
zwischen den verschiedenen Formen der indirekten Wiedergabe abzuwechseln.
Beispiele aus der
journalistischen Publizistik zeigen dies nachdrücklich. (Beispiel)
Vorsicht Modusfalle!
Bei den
Formen ohne Konjunktiv ist nicht immer hundertprozentig klar, ob das
Geäußerte auch tatsächlich so gesagt worden ist. Außerdem werden die
nichtkonjunktivischen Formen schnell zur Modusfalle. Denn allzu
leicht werden im Anschluss daran eigene Überlegungen im Indikativ
angefügt, so dass dann aus dem Kontext heraus eben überhaupt nicht mehr
klar ist, wo die Wiedergabe endet und die Äußerung der eigenen Ansichten
beginnt!
Ein Beispiel verdeutlicht das Problem der Modusfalle:
Zu dem Text von
Hans-Ulrich Grundler "Spicken und der schulische Alltag" hat eine Schülerin
im Rahmen ihrer ▪
strukturierten Textwiedergabe folgenden Text verfasst:
...Der Autor erläutert ferner, dass der Begriff "Mogeln" aus der
Gaunersprache stammt. Das wundert einen nicht. Allerdings wird das
Schummeln - so Grundler - als verwerfliches, unmoralisches Handeln
angesehen. Dies werde auch noch bestraft. Damit ist widerlegt,
dass die Schüler wenig Motivation, Arbeitszufriedenheit und Bildungswillen
von den Lehrkräften bekämen, was haben die Schüler noch mehr zu verlieren?
Es ist sogar bewiesen worden, dass es die Lernleistung nicht senkt,
somit schlussfolgert der Autor, ob es denn sich wirklich lohne so ein
"Trara" um die ganze Sache zu machen?!"
Wer genau hinsieht, kann leicht feststellen, dass an den
markierten Textstellen nicht mehr ersichtlich ist, ob es sich um
Textwiedergabe oder um die eigene Meinung der Schülerin handelt,
die die strukturierte Textwiedergabe verfasst hat oder um die
Wiedergabe einer Primäräußerung. Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2020
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