Wir wissen vieles durch Hörensagen
Was wir wissen oder glauben, haben wir im
Allgemeinen aus eigenen Erfahrungen gewonnen oder durch Hörensagen in
Erfahrung gebracht. Im alltäglichen Leben kommt dabei der Tatsache, dass wir
mehr oder weniger genau wiedergeben können, was wir von einem Dritten gehört
oder gelesen haben, eine große Bedeutung zu.
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In vielen Situationen ist es nötig oder gewünscht, die Äußerung eines
anderen, im genauen Wortlaut wiederzugeben. In diesem Fall wird eine
derartige mündliche oder schriftliche Äußerung
wörtlich zitiert, d. h. man gibt diese Äußerung
▪
direkt wieder.
-
In anderen Fällen ist es aber auch erforderlich, in mehr oder weniger
eigenen Worten wiederzugeben, was ein anderer mündlich oder schriftlich
geäußert hat.
Man kann auch sagen: "Der Redende referiert die Worte des
Sprechers von sich aus." (vgl.
Hinze 1968. S.222)
Da man also das, was gesagt worden ist, nicht aber
seinen Sprecher, gewissermaßen indirekt zu Wort kommen lässt, sagt man auch, man gibt diese Äußerung indirekt wieder.
Dabei umfasst der Begriff der indirekten Wiedergabe sowohl mündlich
gemachte Äußerungen (d. h. die Redewiedergabe i. e. S.) als auch die
indirekte Wiedergabe schriftlicher Äußerungen (Textwiedergabe).
1. Man muss die Primäräußerung von der Sekundäräußerung
unterscheiden
Die indirekte Wiedergabe besteht aus der wiedergegebenen Äußerung, die
der indirekten Wiedergabe vorausgeht. Sie wird auch Primäräußerung
oder auch Primärtext genannt.
Die Klassenlehrerin sagt (zu Frau Kern): "Sie müssen zu Hause etwas gegen
Kais übermäßiges Computerspielen unternehmen."
Diese Primäräußerung wird bei der indirekten Wiedergabe in eine neue,
zweite Äußerung eingebettet, die derjenige macht, der diese Äußerung
referiert. Diese Äußerung wird Sekundäräußerung oder
Sekundärtext
genannt. (vgl.
Engel 1996, S.110)
Frau Kern sagt (zu ihrem Sohn Kai): "Frau Kern hat gesagt, ich müsse zu
Hause etwas gegen dein übermäßiges Computerspielen unternehmen."
In der deutschen Sprache gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, um zum
Ausdruck zu bringen, dass man die Äußerungen eines anderen wiedergibt.
Man
kann dies erreichen mit
Die standardsprachlich wichtigste Form der indirekten Wiedergabe ist die
▪ indirekte
Rede. Wer sie korrekt verwenden will, muss allerdings
eine ganze Reihe verschiedener grammatischer oder auch grammatikalischer
(man gebraucht heute beide Begriffe) Regeln beachten.
Die schwierigste Hürde besteht
gemeinhin in der Verwendung des ▪
Modus
▪
Konjunktiv, der wiederum umgangssprachlich kaum eine Rolle spielt.
3. Bei der indirekten Wiedergabe gibt es
auch einige Besonderheiten zu beachten
Die indirekte Wiedergabe von etwas Gesagtem oder Geschriebenen
hat auch ihre Tücken und Besonderheiten, die beachtet werden wollen.
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Es gibt
Sprechakte,
die man gar nicht indirekt wiedergeben kann. So
gelingt es z. B. nicht die
Sprechakte
zur
Kontaktumgrenzung wie Gruß, Anrede, meistens auch Adresse,
Vorstellung, Absender sowie die meisten
Ausgleichsakte indirekt wiederzugeben. (▪
FAQ
4)
-
Zustimmungsäußerungen wie
ja
oder o.k. o. ä. oder die
Ablehnungsäußerung
nein können im
Allgemeinen nur dadurch indirekt wiedergegeben werden, dass sie zu Sätzen
umformuliert werden. (▪
FAQ
4)
-
Wenn die mündliche oder schriftliche Äußerung, die wiedergegeben
werden soll, schon einen
▪
Konjunktiv enthält, bleibt er auch bei der indirekten Wiedergabe
erhalten.
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Ein Fragesatz in Stirnsatzform, also mit dem Verb in
Spitzenstellung am Anfang des Satzes, wird in ▪
indirekter
Rede zu einem ob-Satz, wenn er unmittelbar von
einem Verb des Fragens abhängt.
-
Dem ▪
Imperativ bei der
▪ direkten Rede
entspricht eine Formulierung mit
▪
sollen oder
▪
mögen in der
▪
indirekten
Rede.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2020
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