Der Konjunktiv
I wird als
Modus der finiten
Verbformen hauptsächlich dafür verwendet,
Daneben steht er, allerdings weniger häufig als der
Konjunktiv II,
zur Verfügung, wenn irreale Vergleichssätze kenntlich gemacht werden sollen.
Konjunktiv I zur Kennzeichnung der
indirekten Rede
Der Konjunktiv I ist dabei das wichtigste und verlässlichste Signal für
die
indirekte Wiedergabe von mündlichen oder schriftlichen Äußerungen.
Meistens wird die indirekte Rede durch ein redeeinleitendes Verb oder
einen Ausdruck des Sagens eingeleitet. Zwingend nötig ist dies jedoch nicht,
denn auch für sich allein reicht der Konjunktiv I als Wiedergabe-Indikator
aus, um zu verdeutlichen, dass das Gesagte nur wiedergegeben wird.
Konjunktiv I als Ausdruck eines Wunsches o. ä.
Außer in der indirekten Rede wird der Konjunktiv I auch verwendet, wenn
man einen Wunsch äußern oder eine Aufforderung aussprechen will.

Ein Wunsch, dessen Realisierung aus Sicht des Sprechers möglich ist,
kann mit dem Konjunktiv I in der 1. oder 3. Person ausgedrückt werden.
-
Sie lebe hoch!
-
Seien wir doch schlau!
-
Setzen wir uns!
-
Dem Autor sei Dank!
Wenn der Konjunktiv I
Sprechakte wie einen
Wunsch, eine
Aufforderung oder Ähnliches ausdrücken soll, erfüllt er ähnliche
Funktionen wie der
Imperativ.
Allerdings fordert man mit dem Konjunktiv niemanden direkt persönlich zu
einer bestimmten Handlung auf, sondern diese Aufforderung erfolgt eher
mittelbar und indirekt. Was damit gemeint ist, wird am Beispiel der
Textsorte Kochrezept klar. Da heißt es
z. B.: Man nehme drei Eier, 10 gr Butter und eine Prise Salz.
Auch andere Formulierungen zielen in die gleiche Richtung:
-
Sie hofft, die Klassenarbeit möge verschoben werden.
-
Gegeben sei die Gerade h mit der Länge von 5 cm.
-
Das sei im Augenblick mal alles.
Wie das mittlere Beispiel zeigt, wird dieser Konjunktiv auch besonders
häufig in mathematischen
Fachtexten verwendet.
Schließlich kommt der Konjunktiv I auch in
einer Reihe von formelhaften Wendungen
vor, die eine Einräumung oder ein Zugeständnis (konzessiv) ausdrücken:
Konjunktiv I zur Kennzeichnung irrealer Vergleichssätze
Irreale Vergleichssätze werden durch als, als ob und
manchmal auch durch wie wenn eingeleitet.
-
Er rast, als ob der Teufel hinter ihm her sei.
-
Er brüllt, wie wenn sie keiner hören könnte.
-
Sie spricht so undeutlich, als sei es ihr egal verstanden zu werden
oder nicht.
Wenn der Konjunktiv I für die Kennzeichnung irrealer Vergleichsätze
verwendet wird, kann er jederzeit, ohne dass der geringste
Bedeutungsunterschied sichtbar wird, gegen den Konjunktiv II ausgetauscht
werden.
-
Er rast, als ob der Teufel hinter ihm her sei.
-
Er rast, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.
(vgl.
Engel 1996, S.419) Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.05.2022
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