Wer seine Äußerungen im
Konjunktiv macht,
kann eine Menge grammatikalischer und stilistischer Probleme haben, die von
der Mehrheit, wie der Publizist
Wolf Schneider (1996, S.300) sagt, "die ohnehin die Konjunktive
verwechselt", kaum bemerkt werden, mitunter aber bei dieser auch
Schadenfreude auslösen.
Die wichtigsten
stilistischen Probleme beim
Konjunktivgebrauch werden hier aufgeführt:
Der Konjunktiv in der Alltagssprache und in der Mundart
In der Alltagssprache werden die Formen des Konjunktiv II und
des Indikativs meist denen des
Konjunktiv I
vorgezogen, der vielen Menschen einfach zu geziert, zu vornehm
vorkommt. Dazu meinen viele, die Konjunktiv-I-Formen seien zu undeutlich.
In nahezu allen
Mundarten außer dem Alemannischen und dem
Bayerisch-Osterreichischen fehlt der Konjunktiv I vollständig.
Die würde-Umscheibung in der Alltags- und Standardsprache
In der Alltagssprache ist die Verwendung eines
würde-Gefüges
(Infinitiv + würde) statt dem Konjunktiv weit verbreitet.
Statt:
heißt es dann:
In der Standardsprache sollte man das
würde-Gefüge vor
allem dann verwenden, wenn etwas in der Zukunft Liegendes, noch nicht
Eingetretenes oder Begonnenes ausgedrückt werden soll.
Beispiele:
-
Wenn wir heute Abend ins Kino
gehen würden, dann müssten wir
mit dem Fahrrad fahren, weil wir sonst zu spät kommen würden. (=
Konditionalsatz;
würde-Form statt gingen und kämen,
was weniger betont wirkt)
-
Anke sagte, sie
würde später noch kommen. (statt: werde, bzw.
käme)
In der Standardsprache sollte die
würde-Umschreibung nur
dann statt des
Konjunktivs
II verwendet werden, wenn dessen Formen, wie das bei den meisten
schwachen Verben der Fall ist, mit denen des
Präteritums übereinstimmen. Ebenso stimmen die mit den Personalformen
wir und sie verbundenen Formen des Präteritums mancher
starker Verben
mit denen des Konjunktiv II überein. (z.B.
rufen/riefen/riefen/rufen würden) (vgl.
Bildung des
Konjunktiv II).
In der Standardsprache
wird die würde-Umschreibung für
den Konjunktiv II aber auch verwendet, wenn die Konjunktiv-II-Formen als
altertümlich angesehen werden. (z. B. : helfen/hülfe/helfen würde)
Beispiel:
-
"Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme
doch Schaden an seiner Seele?" (Matthäus 16,26, zit. n.:
Wolf Schneider 1996, S.297)
(vgl.
DUDEN - Richtiges und gutes Deutsch. (1997), S.468-472) Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.05.2022
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