Der
▪
Imperativ, auch Befehlsform
genannt, stellt einen ▪
Modus des ▪ Verbs
dar. Man kann ihn als "Modus der Noch-nicht-Wirklichkeit" bezeichnen, weil
ein Sprecher damit verlangt, "dass etwas erst wahr gemacht oder vollzogen
wird." (Heringer
1989, S.59)
1. Der Imperativ und seine Bedeutung im situativen Kontext
Was für den Sprecher, wenn er die Aufforderung ausspricht, von Belang
sein muss, setzt im Allgemeinen voraus, "dass der Angesprochene in der Lage
sein sollte, die verlangte Handlung auszuführen." (
Engel 1996, S.428)
Die Hauptaufgabe des Imperativs besteht im Allgemeinen darin, eine
Aufforderung zu realisieren.
Ob es sich darüber hinaus oder genauer betrachtet um eine Bitte, eine
Anweisung, eine Forderung oder einen Befehl handelt,
bestimmt der situative Zusammenhang, in dem die imperativische Äußerung
steht. Dabei spielen
▪
nonverbale Signale der Kommunikation (▪
Mimik,
▪
Gestik usw. ) und
prosodische (Intonationskurve,
Akzent
usw.) und
paraverbale Signale (flüstern, brüllen usw.) eine besonders
wichtige Rolle.

Imperativformen kommen bei nahezu allen Tätigkeits- und
Handlungsverben, aber auch bei zahlreichen Vorgangs- und
Zustandsverben. Beispiele:
-
Lass das!
-
Schau her!
-
Bleib gesund!
-
Sei still!
Wenn Gegenstände oder Pflanzen "vermenschlicht" werden, können
Imperativformen auch verwendet werden, wie die nachfolgenden Beispiele
zeigen:
Mit ganz wenigen Ausnahmen existieren zum Imperativ keine
Perfektformen und, vielleicht abgesehen von der formelhaften Wendung
Seid gegrüßt! auch keine Passivformen.
2. Die Bildung der Imperativformen
Die Formen des Imperativs werden für die vertrauliche Form im Singular
von der zweiten
▪
Stammform (= 3. Person Singular Präsens) gebildet. Alle anderen Formen
werden von der ersten Stammform (= Infinitiv) abgleitet. Beispiele:
-
fragt (2. Stammform) - frag/frage!
-
gibt ("2. Stammform) - gib!
-
fragen (1. Stammform) - fragt, fragen wir, fragen Sie!
Bei den
▪
schwachen Verben (z. B.▪
fragen) wird grundsätzlich ein e an den Stamm angehängt (z. B.
rede, mache, komme). Allerdings fällt dieses e in der gesprochenen
Alltagssprache häufig weg (z.B. red, mach, komm).
Be den
▪
starken Verben (z. B.
▪ geben) wird der Stamm der zweiten Stammform verwendet. Allerdings gibt
es einen Trend, wonach die vertrauliche Form der 2. Person Singular mehr und
mehr von der ersten Stammform gebildet wird, so dass dann zwei
Imperativformen in Konkurrenz miteinander treten .(vgl.
Engel 1996, S.426f.) Allerdings sollte man in der Standardsprache die
ursprünglichen Imperativformen bevorzugen. Beispiele:
-
lies/lese
-
nimm/nehme
-
iss/esse
-
hilf/helfe
In den verschiedenen Grammatiken werden die Imperativformen
unterschiedlich eingeteilt.
-
Herkömmlich unterscheidet man den Imperativ Singular und den
Imperativ Plural.
-
In ▪
neueren Grammatiken findet man dagegen die Unterscheidung nach
Imperativ der 2. Person Singular, Imperativ der 1. Person Plural
und Imperativ der 2. Person Plural. Dabei werden diese noch danach
unterschieden, ob sie eine vertrauliche Form oder eine
Distanzform ausdrücken. (vgl.
Engel 1996, S.426f.)
4. Nicht jede Aufforderung ist ein Imperativ
Imperativsätze
enthalten meistens Aufforderungen. Darin besteht auch seine Hauptbedeutung.
Aber nicht alle
▪
Sprechakte, die
▪
Aufforderungen realisieren, werden mit einem Imperativ ausgesprochen.
Man kann Aufforderungen u. a. auch mit Hilfe der Modalverben ▪
sollen und ▪
wollen formulieren, z. B.:
-
Du sollst jetzt schlafen. (auch: Schlaf(e) jetzt endlich!)
-
Sie sollen nicht spicken. (auch: Spicken Sie nicht!)
-
Wir wollen losfahren. (auch: Fahren wir los.)
Der
▪
Sprechakt der Aufforderung ist den ▪
Partner festlegender Sprechakt. Mit ihm will ein Sprecher
seine/n Partner zu einem bestimmten Verhalten veranlassen.
Die
Aufforderung, die hier in einem engeren Sinne verstanden ist, schließt die
Sprechakte
Autorisierung,
Ratschlag,
Vorwurf,
Beschimpfung,
Warnung und
Frage
nicht ein. Sie ist eine Äußerung, die ohne zusätzliche Absichten
gemacht wird.
Aufforderungen
werden als Sprechakte auf verschiedene Art und Weise realisiert,
nämlich als
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.05.2022
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