Das
Personalpronomen ist eine veränderliche Wortart
Das Personalpronomen oder
persönliche Fürwort gehört zu den
▪
veränderlichen
Wortarten.
ich, du, sie, ihr, wir |
bezeichnet
3 Rollen in einem Gespräch:
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Anredepronomen (im Rahmen von
Sprechaktes
▪
Anrede
zur ▪
Kontaktumgrenzung)
-
"Duzen" (= Du- bzw.
Ihr-Anrede - dir, dich, euch, euer ... - ) nur üblich, wenn
man mit der angesprochenen Person in einem vertrauten Verhältnis
steht; Höflichkeit verlangt oft, dass man vom "Siezen" zum "Duzen"
einvernehmlich übergeht (z.B. bietet häufig der Ältere oder der
Höhergestellte dem anderen das "Du" an) -
"Siezen"
ist die ansonsten verwendete Praxis bei der förmlichen Anrede
mit Verwendung des großgeschriebenen Sie. Sie wird auch im
Geschäftsbrief und im ▪
privaten
Geschäftsbrief verwendet. -
"Ihrzen" (Kurt Marti), also die Anrede mit
"ihr" als Zwischenform vor
allem dann üblich, wenn Unklarheit darüber besteht, ob man sich
"duzen" darf oder "siezen" sollte. -
In
einigen Mundarten werden
häufig zwei oder mehr Personen mit ihr angesprochen. Dies
geschieht selbst dann, wenn man sich ansonsten einzeln nicht duzt.
-
Unüblich und mittlerweile
veraltet ist die Anrede in der 3. Person
Singular (z. B. Spreche er! Höre sie her!
-
Verwendung der Wörter "Herr" und "Frau" in Verbindungen mit dem Namen bei
der Anrede in der
Funktion von Anredepronomen (vgl.
Engel, 22009, S.51)
-
→Rechtschreibung: Anredeform
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Personalpronomen im Dienst der Textverknüpfung
Personalpronomen übernehmen in einem Text
häufig wichtige Funktionen bei der Textverknüpfung (als ▪
Kohäsionsmittel und als
Mittel zur Herstellung von ▪
Kohärenz); beim
anaphorischen oder dem
kataphorischen Verweis fungieren sie als weitgehend inhaltsleere ▪
Pro-Form wie eine
Art Suchanweisung für ihren Inhalt, der innertextlich
oder auch außertextlich zu finden ist (Bezugselement, Referenzbezug).
In zahlreichen
literarischen
Texten, besonders deutlich bei ▪
Kurzgeschichten, bei denen der unvermittelte Beginn konstitutives ▪
Textsortenmerkmal ist, spielt z. B. die (kataphorische)
Wiederaufnahme im Zusammenhang mit der Verwendung von Personalpronomen
eine große Rolle.
Dies lässt sich mit dem Erzählbeginn der Geschichte ▪ »Nachts
schlafen die Ratten doch« von ▪
Wolfgang Borchert
zeigen, bei der das weitgehend inhaltsleere "Er" der ersten Sätze erst
im nachfolgenden Absatz einen Namen bekommt ("Jürgen") und damit wieder
aufgenommen wird.
"Das hohle Fenster in der
vereinsamten Mauer gähnte blaurot voll früher Abendsonne. Staubgewölke
flimmerte zwischen den steilgereckten Schornsteinresten. Die Schuttwüste
döste. Er hatte die Augen zu. Mit einmal wurde es noch dunkler.
Er
merkte, dass jemand gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise.
Jetzt haben sie mich! dachte er. Aber als er ein bisschen blinzelte, sah
er nur zwei etwas ärmlich behoste Beine. Die standen ziemlich krumm vor
ihm, dass er zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Er riskierte ein
kleines Geblinzel an den Hosenbeinen hoch und erkannte einen älteren
Mann. Der hatte ein Messer und einen Korb in der Hand. Und etwas Erde an
den Fingerspitzen.
Du schläfst hier wohl, was? fragte der Mann und sah von oben auf das
Haargestrüpp herunter. Jürgen blinzelte zwischen den Beinen des
Mannes hindurch in die Sonne [...]" (Hervorheb. d. Verf.)
Ähnlich wird häufig auch der Beginn von journalistischen Texten
gestaltet. Auch bei diesen dient diese Art der Verwendung von
Personalpronomen der Erzeugung von Spannung beim Leser und zur Schaffung
einer Erwartungshaltung, wer oder was hinter der weitgehend
inhaltsleeren Pro-Form steckt oder anders ausgedrückt, welche
Informationen der folgende Text zur Füllung des Personalpronomens bei
seiner Wiederaufnahme irgendwann bereitstellen wird. Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
01.05.2022
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