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Text und Stil

Stilregister

 
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Den »Begriff des Registers gibt es in zahlreichen Verwendungskontexten, von denen wir nur die auswählen, die in dem hier darzustellenden Zusammenhang besonders herausragen.

  • Als »Register zum Nachschlagen werden in einem (wissenschaftlichen) Buch die meist im Anhang zu finden alphabetischen Listen von Begriffen (Sachregister) oder Personennamen (Personenregister) bezeichnet, die mit ihren Einträgen auf bestimmte Stellen im Buch verweisen.

  • »In der Musik versteht man unter Registern im Allgemeinen Klangräume eines Klangkörpers, die getrennt oder gemeinsam erzeugt werden können.

  • Die »Register einer Orgel sind Reihen von Orgelpfeifen gleicher Bauart, mit denen sich verschiedene Tonlagen und Klangfarben erzeugen lassen.

  • Ähnliches gilt für die »Register eines Akkordeons, die mit den verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der eingebauten Stimmplattensätze, ebenso unterschiedliche Klangfarben ermöglichen.

  • Als »Register werden auch in der Mikroelektronik verschiedene spezialisierte Speicherbereiche von Prozessoren bezeichnet.

Aber auch in unserer Alltagssprache verwenden wir den Begriff, wenn wir z. B. redensartlich oder mit bestimmten Redewendungen sagen, es müssten um eine Sache zu erreichen, alle oder andere Register gezogen werden.

In die Fachdidaktik hat der Begriff mittlerweile auch seinen Einzug genommen. So wird z. B. in ▪ KMK-Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Ersten (ESA) und den Mittleren Schulabschluss (MSA) (23.06.22) für den Kompetenzbereich Sprechen und Zuhören betont, dass die Schülerinnen und Schüler in kommunikativen Situationen "mit Blick auf die kommunikativen Ziele und die Gesprächspartnerinnen und -partner bewusst und sicher das Register wechseln, z. B. Standardsprache, Alltagssprache, Bildungssprache, Fachsprache (können)".

Im Grunde genommen hat das stilistische Registerkonzept von allem etwas. Es nutzt eine ähnliche Verweisfunktion wie die Nachschlageregister, ein Register enthält für bestimmte kommunikative Zwecke spezialisierte Einträge und kann durch die Auswahl bestimmter Formulierungsvarianten für bestimmte Sprechakte ähnlich wie die Register von Orgel oder Akkordeon mit ihren verschiedenen Klangfarben unterschiedliche Situationen gestalten, die, indem sie unterschiedliche "soziale Tonlagen" gestalten, dem jeweiligen Rezipienten "Sinnangebote" machen (vgl. Heinemann/Viehweger 1991, S.257, vgl. Sandig 22006, S.533). Diese greifen dabei auf ein Repertoire abgestufter Töne auf der "stilistischen Tonleiter" (Hoffmann 2017, S.310) zurück.

Die Stilformen, die einen bestimmten Situationskontext herstellen können, werden dabei als Stilregister bezeichnet. Wenn man sie um die Texthandlungen, deren Bedeutung sie erweitern, gruppiert,  können in diesen Registergruppierungen als "Repertoires der Situationskontextualisierung" (Hoffmann 2017, S.308f.) betrachtet werden. Die Bedeutungserweiterung die Stilregister bewirken, geht dabei also stets vom Kriterium des Situationskontextes aus, in dem die Kommunikation stattfindet. Als funktionale Varianten des Sprachgebrauchs kennzeichnen sie die kommunikative Situationen vor allem, im Hinblick auf den Beziehungsaspekt zwischen den Kommunikationspartnern.

Auf die Untersuchung "The Five Clocks" (1962, dt. 1976) von »Martin Joos (1907-1978) (19621976) geht die vielzitierte nachfolgende Gruppierung mit fünf Stilregistern zurück (zit. n. Plett 2001: 131f.):

  1. Frozen (frostig): Darf ich mich höflich nach dem Wohlbefinden der gnädigen Frau erkundigen?

  2. Formal (förmlich): Darf ich fragen, wie es Ihrer Gesundheit geht, Frau Meyer?

  3. Consultative (beratend): Was macht Ihre Gesundheit, Frau Meyer?

  4. Casual (ungezwungen): Wie geht's, Katrin?

  5. Intimate (vertraulich): Alles o.k., altes Haus?

Solche Stilregister beruhen auf gesellschaftlichen Konventionen und kulturellen Codes. Sie werden durch Erfahrung erworben und auch ausdrücklich gelehrt. Bei ihrer Anwendung wechseln wir sie, abhängig von unserem jeweiligen Situationsverständnis und unserem psychischen Zustand, und tun dies oft, ohne uns dessen bewusst zu sein.


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Wie Hoffmann (2017, S.310) betont, beschreibt die Registerbezeichnung Consultative (beratend) allerdings keine soziale Tonlage und fällt somit eigentlich aus der Reihe heraus. Ebenso sei auch auch die zugeordnete Äußerung kein Beispiel für einen beratenden Stil.

Und schließlich seien Stilregister oftmals komplexer und ließen sich nicht immer auf nur zwei Gegensatzpaare gründen. So müssten die Bedeutungen stilistischer Zeichen oft mehrstufig differenziert werden, um die ganze "stilistische Tonleiter" zu erfassen. Dies zeigt er an einfachen Sprachhandlungen (Sprechakten) ANREDEN, GRÜSSEN oder AUFFORDERN auf, die stilistisch mit einer ganzen Palette unterschiedlicher soziosituativer Bedeutungen aus ihrem jeweiligen Anrede-, Gruß- oder Aufforderungsregister angereichert werden können.

Um den "Ton" im Rahmen eines bestimmten Stilregister zu treffen, greifen wir auf neben der konkreten Situationsdeutung und auch auf unser Sprachwissen zurück, das in das ▪ kognitive Schema eingebettet ist, mit dem wir in einer bestimmten Situation nach einem bestimmten ▪ Ereignis- und/oder ▪ Handlungsschema handeln.

So stehen uns verschiedene sprachliche Varietäten zur Verfügung, denen wir gemeinhin bestimmte "soziosituative Bedeutungen (ebd., S.310) zuschreiben, auch wenn wir in der Regel wissen, dass diese zwar einen regelhaften Charakter haben, aber dennoch weder verlässlich noch eindeutig und auch ihr Bezug aufeinander nicht zwingend sind.

So stehen

(ebd., S.311)

Die soziale Tonleiter bei der Anrede: Das Anrederegister

Der ▪ Sprechakt der ▪ Anrede, der als ▪ Sprechakt zur Kontaktumgrenzung das ▪ Verhalten des/der Sprecherin* als auch das Partnerverhalten festlegt, kann stilistisch mit den Stilformen der entsprechenden Registergruppierung bei der Anrede, dem Repertoire des Anrederegisters, auf unterschiedliche Art und Weise gestaltet werden und damit mit verschiedenem sozialen Sinn vollzogen werden.

Die sprachlich-stilistische Gestaltung, schreibdidaktisch die Textprozeduren, mit denen die ▪ Texthandlung Anreden z. B. im ▪ privaten Geschäftsbrief durchgeführt wird, verdeutlicht dabei den Beziehungsaspekt der Kommunikation, sagt allerdings nichts darüber aus, ob diese Beziehungsdefinition auch vom Adressaten der Äußerung akzeptiert ist. In sein Belieben ist es gestellt, diese zu akzeptieren oder ggf. zurückzuweisen.

Das Anrederegister basiert dabei in erster Linie auf dem Stilregister zur Beziehungsgestaltung, das verschiedene Stile umfasst und auch für Sprach- und Texthandlungen beim GRÜSSEN oder AUFFORDERN eine wichtige Rolle bei der Bedeutungserweiterung spielt.


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Das Anrederegister, aus dem die entsprechende sprachliche Äußerung ausgewählt wird, könnte für eine mündliche Kommunikationssituation z. B. aus den folgenden Varianten bestehen (vgl. Hoffmann 2017, S.310)

  • Ehrerbietig: Hochverehrte Frau Präsidentin!

  • Förmlich: Sehr geehrte Frau Professor Dr. Franke!

  • Familiär: Liebe Charlotte!

  • Intim: Schatz! / Mausi!

Bei der schriftlichen Kommunikation, z. B. im ▪ privaten Geschäftsbrief, besteht das Anrederegister aus einer Reihe unterschiedlicher ▪ Textprozeduren, die als stilistische Zeichen auch den Beziehungsaspekt der Kommunikation verdeutlichen. Dies wird in den unterschiedlichen Stilregistern/Stilformen des Anrederegister zur Beziehungsgestaltung deutlich, mit denen ▪ Anreden als Briefelement und ▪ im Haupttext prinzipiell gestaltet werden können. Gewöhnlich werden die Anreden darin im förmlichen Stil, manchmal je nach Kommunikationssituation auch in einem  freundlichen Stil formuliert.

In den Bereich des Anrederegisters fällt auch die Wahl zwischen der ▪ Du- bzw. der Sie-Anrede.

Das Grußregister

Auch der ▪ Sprechakt des ▪ Grußes, der kann stilistisch auf unterschiedliche Art und Weise gestaltet werden. Als ▪ Sprechakt zur Kontaktumgrenzung legt er das ▪ Verhalten des/der Sprecherin* als auch das Partnerverhalten fest.

Seine Gestaltung verdeutlicht dabei den Beziehungsaspekt der Kommunikation, sagt allerdings nichts darüber aus, ob diese Beziehungsdefinition auch vom Adressaten der Äußerung akzeptiert ist. In ihr Belieben ist es gestellt, diese zu akzeptieren oder ggf. zurückzuweisen.

Das Grußregister, aus dem die entsprechende sprachliche Äußerung ausgewählt wird, könnte für eine bestimmte Kommunikationssituation z. B. aus den folgenden Varianten bestehen (vgl. Hoffmann 2017, S.310) Dabei kann das Stilregister auch in weitere Stufen differenziert werden, wenn dies mit einem kommunikativen Zweck verbunden werden kann.

  • Lässig: Hi! Hallo!

  • Scherzhaft: Hallöchen! / Hallöli! / Hallölilein! / Hallölileinchen!

  • Neutral: Guten Tag!

  • Neutral-Regional: Grüß Gott! / Moin, Moin! Salli!

  • Emotional: Einen wunderschönen guten Tag!

Das Aufforderungsregister

Aufforderungsakte, die als ▪ Sprechakt den Partner festlegend sollen, können sprachlich auf vielfältige Weise vollzogen werden.

Es gibt ▪ explizit performative Äußerungen, ▪ Fragesätze mit und ▪ Fragesätze ohne Modalverben, ▪ indirekte Fragen mit ausgelassenem Hauptsatz, ▪ Aussagesätze mit oder ohne Modalverben, ▪ Befehlssätze, ▪ infinite Verbalphrasen, ▪ Partizipialphrasen und ▪ Äußerungen ohne Verb

Sprechakte, die ▪ Aufforderungen realisieren, werden besonders häufig mit ▪ explizit-performativen Formeln vollzogen. Sie drücken mit diesen ▪ Illokutionsindikatoren damit den illokutionären Zweck der Äußerung direkt aus.

Die jeweilige sprachlich-stilistische Gestaltung verdeutlicht dabei auch den Beziehungsaspekt der Kommunikation, sagt allerdings nichts darüber aus, ob diese Beziehungsdefinition auch vom Adressaten der Äußerung akzeptiert ist. In ihr Belieben ist es gestellt, diese zu akzeptieren oder ggf. zurückzuweisen.

Das Aufforderungsregister, aus dem die entsprechende sprachliche Äußerung ausgewählt wird, könnte für eine bestimmte Kommunikationssituation z. B. aus den folgenden Varianten bestehen (vgl. Hoffmann 2017, S.310) Dabei kann das Stilregister auch in weitere Stufen differenziert werden, wenn dies mit einem kommunikativen Zweck verbunden werden kann.

  • Preziös (Gespreizt): Es erscheint mir an der Zeit, dass Sie sich jetzt endlich auf den Weg begeben.

  • Höflich: Verlassen Sie bitte sofort mein Grundstück!

  • Aggressiv: Runter von meinem Grundstück!

  • Militärisch: Abmarsch!

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 09.01.2024

 
 

 
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