Bis heute existiert aus vielerlei Gründen kein einheitlicher Textbegriff
in der
Linguistik.
Unter anderem gehen die Meinungen auch darüber auseinander, ob nur eine in
Sprache geformte Äußerung, ein rein sprachliches Zeichensystem, eine
bestimmte Äußerung zu einem Text macht.
In der neueren
Textlinguistik freilich
hält man von einer derart engen Textauffassung nicht mehr allzu viel. Hier
beruft man sich darauf, dass in der Praxis sprachlichen Handelns
mündliche, schriftliche Texte und visuelle Texte in
mannigfacher Weise aufeinander einwirken. So werden mündliche oder geschriebene Texte
von Bildern oder Musik unterstützt und sind nicht selten ohne diese
Elemente gar nicht zu verstehen.
Neuere Ansätze der Textlinguistik gehen von einem
erweiterten
Textbegriff aus, der sich an die allgemeine Zeichenlehre, die
Semiotik, anlehnt. Danach
kann sich ein Text auch durch das Zusammenwirken unterschiedlicher
Zeichensysteme auszeichnen. Unter dem Begriff Text wird dann eine Aussageeinheit verstanden, die
aus sprachlichen und
nicht-sprachlichen Elementen bestehen kann. Dies schließt
Bild-Text-Kombinationen ebenso ein wie die
Gestaltungselemente eines Textes
(z. B. Typo und Layout). Text ist daher ein komplexes Gebilde und in
diesem Sinne sprechen wir auch von einem komplexen Text.
Eine besondere Form komplexer Texte stellen die so genannten
visuellen Texte dar. Damit bezeichnet
man Texte, bei denen
das Geäußerte mit der Abbildung, die dazu gehört, "eine Einheit bildet und
somit den Text erst konstituiert." (Gansel/Jürgens
2002, S.14)
Im
Rahmen des teachSam-Angebots für den Deutschunterricht folgen wir
aus didaktischen und pragmatischen Gründen für die Strukturierung
des Contents immer wieder der aus der Sprachdidaktik stammenden
Unterscheidung von ▪ kontinuierlichen und diskontinuierlichen Texten.
Dabei gehen die textlinguistischen Überlegungen zu
komplexen Texten z. B. auch in die
Unterscheidung von kontinuierlichen und diskontinuierlichen
Sachtexten ein, die im Kontext der schulischen ▪
Analyse von Sachtexten vorgenommen wird.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2022