Dabei soll damit aber nicht unterstellt werden, dass des nur diese
Lesart des Textes gibt, die plausibel gemacht werden kann.
Drei vorangestellte, typographisch vom übrigen Text
abgesetzte, in Versform (zeilenweise) angeordnete 2 Sätze
und ein Halbsatz (Ellipse)
grammatischer Parallelismus
Parataxen |

-
auktoriale Rezeptionslenkung
-
zeitlich
kalendarische Dimensionen (Woche, Jahr, Dienstag) mit
einem langwährenden Ereignis (Krieg) verbunden
|
Vorspann
- auktoriales
Rezeptionssignal, das die Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass
es sich um Geschehen handelt, das ein jedem denkbaren
Dienstag im Krieg so oder so ähnlich passieren könnte |
Raum: Heimat / Schule
typographisch herausgestellt in einer eigenen Zeile, wie
eine wiederkehrende Zwischenüberschrift: "An diesem
Dienstag"
Betonung der Simultaneität der Ereignisse im
Rahmen eines Tages einzelnen Tages

figurale Perspektive Ullas (Wahrnehmungs-perspektive,
ideologische und sprachliche Perspektive)
zeitliche Rahmung der Geschichte durch die Ulla-Episoden 1
und 9: Schule vermutlich vormittags, abends macht sie ihre
Strafarbeit |

▪ Analyse der
Ulla-Episode(n) |
Episode 1 (Ulla-Episode
1)
verbunden mit der Schlussepisode 9, in der Ulla Handlung am
Abend fortgesetzt wird
unvermittelt: "sie"
- Ort: Schule
- Zeit:
abgeleitet aus Unterrichtssituation morgens (erzählte Zeit)
-
Direkte Rede
(ohne
Anführungszeichen
(▪
Verzicht auf Markierung als Stilmittel),
zitierte Gedankenrede
»Friedrich
II. (1712-1786), der Große
»dicke
Berta
"G wie
Grube" (1) (unbeabsichtigte Konnotation mit dem Grab,
der Grube, in der die Toten/totenVäter an der Front
verscharrt werden
Nebelkrähen (Krähen als Symbol des Todes?)
weggeworfenes Brot ("Brotverderben" als moralisch zu
verurteilendes Verhalten?) |
Raum: Kriegsfront
(Im Krieg an
der vordersten Front: Kopfschüsse)
erzählte
Zeit: wahrscheinlich vormittags, nachdem sich Hauptmann
Hesse wohl morgens wie üblich krank gemeldet hat
Kurzer
raffender Erzählerbericht zu Beginn
Direkte Rede
(ohne
Anführungszeichen
(▪
Verzicht auf Markierung als Stilmittel),
szenische
Darstellung
▪
explizite figurale Charakterisierung von Hauptmann
Hesse durch den Major:
- seit seiner
Beförderung zum Hauptmann "etwas flau geworden"
- "sonst
immer so korrekt"
- hat
Kompanie "gut erzogen" |
 |
Episode 2 (Leutnant-Ehlers-Episode)
1) Leutnant Ehlers beim Bataillons-kommandeur
wird anstelle
von Hauptmann Hesse Kompaniechef der 2. Kompanie
- zweimalige
Aufforderung an Ehlers, "roten Schal" abzunehmen (rot als
Zeichen einer sozialistischen oder kommunistischen
Überzeugung?) von Ehlers widerspruchslos (angesichts der
Beförderung?) akzeptiert
- Hinweis an
Ehlers nicht draußen zu rauchen (glühende Zigaretten gutes
Ziel für feindliche Scharfschützen, 5 Kopfschüsse zuletzt)
2) Ehlers
auf dem Rückweg
- raffender
Erzählerbericht (Rückweg zur von Ehlers zu seiner Kompanie)
raucht
- "Das schoss
es" (Leerstelle,
offener Schluss der Ehlers-Episode)
- Leerstelle:
Ehlers vermutlich, noch bevor er sein Amt als Kompaniechef
antreten kann, getroffen oder erschossen? |
Raum: Heimat
erzählte
Zeit: wahrscheinlich vormittags in einem Büro / Betrieb
Herr Hansen
(Chef) gibt Fräulein Severin, das er verniedlichend
anspricht, den Auftrag ("Vielen Dank"), "mal wieder was" für
Hauptmann Hesse zu besorgen
die Verwendung der Formulierung "dem Hesse" (deiktisches
"dem" und bloßer Nachname) lassen vermuten, dass es sich bei
Hansen und Severin um ehemalige Kollegen /Geschäftspartner
Hesses handelt |
 |
Episode 3 (Hansen - Severin-Episode)
keine Angaben zu den handelnden Personen außer ihrer
Beziehung zueinander;
Hansen
(gibt Anweisung, delegiert)
- sieht sich
in der Pflicht, "was zu schicken", Beliebigkeit der
Geschenkideen
- "kennt" den "schlechten Winter draußen" an der Front (ggf.
selbst Soldat gewesen?)
Motiv des Lachens (1) (vgl. Episode 4) |
Raum: Kriegsfront (Seuchenlazarett
Smolensk)
sehr großes Lazarett (1400 Betten) = Seuche grassiert
»Smolensk,
im »Zweiten
Weltkrieg war die Stadt hart umkämpft, In der »Kesselschlacht
bei Smolensk im Spätsommer 1941 wurde Smolensk besetzt
und fast vollständig zerstört
»Fleckfieber
(= Flecktyphus): Infektionskrankheit die durch »Läuse,
vor allem die »Kleiderlaus
übertragen wird; Bez. abgeleitet von dem dabei auftretenden
charakteristischen Fieberverlauf einem rotfleckigen
Hautausschlag, der unter anderem Gesicht und die
Extremitäten befallen kann. Auch Bewusstseinstrübungen, wenn
das Gehirn befallen ist. |
 |
Episode 4
(Hauptmann-Hesse-Episode)
Hauptmann Hesse wird in das Seuchenlazarett eingeliefert
Entlausungsanstalt, "geschoren"
Motto/Leitspruch: laxer Ton (beschönigend, aber auch
angesichts des möglichen Todes (?) gleich machend
Sätze 1- 6 figurale Wahrnehmungsperspektive des fiebernden
Hauptmanns: "Er wurde geschoren ... nach seinem Puls"
danach narratoriale Perspektive
Hauptmann Hesse
verliert im Fieberwahn das Bewusstsein
groteskes Bild:
Hin- und Herpendeln des Kopfes
Motiv des Lachens (2) (vgl. Episode 3)
Motiv des Schnupfens (1) |
Raum: Heimat (Wohnhaus, in dem
Familie Hesse wohnt) erzählte
Zeit: wahrscheinlich später Vormittag, nachdem die Post
zugestellt worden ist
Nachbarin zeigt sich von der Angeberei Frau Hesses wenig
beeindruckt, hebt stattdessen ihr Mitleid mit den frierenden
Soldaten hervor |

Direkte Rede
(ohne
Anführungszeichen
▪
implizite Figurencharakterisierung auf der Figurenebene
von Frau Hesse (Figuralstil)
|
Episode 5
(Frau Hesse-Episode (1))
Frau Hesse hat einen vor 9 Tagen abgesendeten Brief ihres
Mannes erhalten
gibt vor ihrer Nachbarin damit an, dass ihr Mann (vor 9 oder
10 Tagen = in etwa Inkubationszeit des Fleckfiebers!)
befördert worden ist
"Frau Hauptmann Hesse"
erst in
zweiter Linie: 40 Grad Kälte an der Front |
Raum: Kriegsfront
Direkte Rede
(ohne
Anführungszeichen
nüchternes, teilnahmsloses Registrieren eines nur
"scheußlichen" Geschehens
im Durchschnitt 6 Seuchenopfer pro Tag (Hauptmann Hesse ist
das vierte Opfer an diesem
Dienstag,
Episode 8) |
 |
Episode 6
(Lazarett-Ärzte-Episode) Rapport des
Oberfeldarztes über die Anzahl der Seuchenopfer (?) pro Tag
Hilflosigkeit (?) ("sahen sich nicht an" - wollen sich
ihre Machtlosigkeit nicht eingestehen (?) |
Raum: Heimat
erzählte
Zeit: wahrscheinlich am Abend
Aufführung
von
Mozarts (1756-1791) Oper "Die
Zauberflöte", die eine märchenhafte Zauberwelt entfaltet
während Frau
Hesse in die Oper geht, um sich zu vergnügen, stirbt ihr
Mann in Smolensk (Episode 8) |
 |
Episode 7
(Frau Hesse Episode 2)
ohne weitere Kohäsionsmittel (Verweise) an die erste Episode
von Frau Hesse (Episode 2) anschließend
Leerstelle, Kohärenzlücke
Frau Hesse trägt ihren neugewonnen Status als Frau Hauptmann
zur Schau, in dem sie mit den roten Lippen Aufmerksamkeit
sich selbst schmücken und Aufmerksamkeit erregen will (?) |
Raum: Kriegsfront (Seuchenlazarett
Smolensk)
1) Krankenschwester Elisabeth vertraut auf Gott, um
das Grauen im Lazarett auszuhalten
verrichtet
"aber" weiterhin ihren Dienst
Unterarzt
wirkt gebeugt unter psychischen Last, die er durch den
direkten Patientenkontakt und dem täglichen Sterben hautnah
erlebt (im Ggs. zu Oberfeldarzt und Chefarzt)
fragt
Unterarzt, ob sie "ihm" (Hauptmann Hesse) noch "etwas" (ein
Medikament) "geben" soll
Unterarzt
verneint, hat Hesse aufgegeben, "schämt" sich |
 |
Episode 8 (Schwester Elisabeth und Unterarzt Episode)
2)
Hauptmann Hesse ist gestorben, seine Leiche wird weggebracht
Wahrnehmungsperspektive eines anderen Kranken
die Toten werden einfach auf einen Haufen geworfen (hört
Geräusch)
ein anderer
kommentiert ironisierend in einem grotesken Lied, das den
Tod "wegsingt"
3)
tägliche Arbeit und Begegnung des Unterarztes mit den
Kranken, hat ihn gebeugt (äußerlich sichtbar) "als trüge er
ganz Russland" (die Folgen des ganzen Krieges in Russland)
auf seinen Schultern
4)
Zwei Krankenträger haben sich sich der Leiche von Hauptmann
Hesse entledigt, nüchtern zählend:
Nummer vier (bleiben nach der Zählung des Chefarztes
noch mindestens zwei weitere Tote,
Episode 6)
Motiv des Schnupfens (2) |
Raum: Heimat zeitliche Rahmung der Geschichte durch die Ulla-Episoden 1
und 9: Schule vermutlich vormittags, abends macht sie ihre
Strafarbeit
 |

▪ Analyse der
Ulla-Episode(n) |
Episode 9
(Ulla-Episode 2)
schreibt den
Ausgangssatz aber nicht vollkommen so ab, wie er an der
Tafel stand (Krieg statt Kriege), Zeichen für
nonkonformistischen Widerstand gegen die Lehrerin? oder die
darin enthaltene NS-Ideologie?, die Ulla nicht glauben will
(?)
G wie Grube (2) (Tod, Grab des eigenen Vaters Hauptmann
Hesse(?) Bild
der Grube, des Todes, rahmt die ganze Geschichte |