Wann ich solte / wie ich dencke
Ich verwechselt ewren Schein:
Cloris ob ich euch verschencke
Oder noch behalt' allein:
Mag ich nicht versichert leben
Daß ihr euch nicht thut vergeben.
Chloris ich euch jetzund tauffe/
Vorhin ward ihr Magdalis:
Weil mit jedem Tageslauffe
Nam' vnd Sinn verendert ist.
Nam vnd Sinn mit jedem Tage
Dürffen einer newen Frage.
Ihr fast in der frembden Gasse
Auch schon frembde Lufft zugleich /
Mit ist gleich / ob ich euch hasse
Oder ob ich lieb sey euch:
Denn ich hasse mein Belieben
Kans doch nichts als nur betrüben.
Denckt nur nicht daß von Gesichte
Ihr die Schönste wollet seyn:
Zwar ich euch auch gar nicht vernichte/
Doch die Schwarze thut euch ein:
Schwarz von aussen / weiß von innen
Können Schönen abgewinnen.
Wann ihr ewren Lippen trawet
Jemandd zu beschwatzen was/
Und er euch zugleich beschawet
Ists nur ein verliebter Haß:
Eure Worte will erhören
Doch nicht ewre Schönheit ehren.
Mich sols wundern / krieg ihr Einen/
Einen der sich euch ergiebt:
Der es trew mit euch thut meynen
Nicht auff einen Schein euch liebt:
Denn ein Kluger wird sich selten
Zur Belohnung lassen schelten.
Wer will dich so thörlich leben
Daß er sich mit einem Wort
Gar und gänzlich wolt vergeben:
Ist die Welt doch auch ein Ort
Da man vielfach Liebe findet /
Die so gelgen vns nicht bindet.
Keine Noth mag mich antreiben
Euch zu bleiben gar allein:
Wollt ihr nicht laß ich mich schreiben
In der schwarzen Zedel ein.
Schwartze tragen Mund un Herzen
Mögen nicht mit Worten schertzen.
Einst ist das ich muß vernichten
An euch /Cloris / stolzer Standt/
Den ihr euch zwar selbst könnt richten
Wann euch hilft die fleissge Hand:
Wunder ists das Hand bemühen
Kan ein Herz stolz vberziehen.
Ihr seysd edel nicht geboren
Ob ein Dorff gleich ewer Hauß /
Bawern werden offt verlohren
Cavalliere macht man drauß.
Wil man sie den Bawern finden
Muß man gar viel Liecht verzünden.
Tugend macht den rechten Adel
Wann ihr nun was Edels seyd /
So beweist es nicht die Nadel
Das Gemüth muß seyn beschrent:
Gut Gemüth vnd gut Geblüte
Ist die rechte Adels Güte.
Kleider müssen Leute machen
Ist ein wahr Wort aller Welt:
Doch verstellt dem man das prachen /
Wann er sich nur sauber helt
Und deckt mir mit den stoltzen hüllen
Den demütgen guten Willen.
Ist eim Cavallier verbotten
Euch zu warten ehrlich auff:
Die vielleicht in schlechtern Kauff:
Wird das Thörichte verbieten
Euch auch närsche Diener mieten.
Der fängt an ein Thor zu werden
Der von euch nicht lassen kan:
Weiß er nicht die grosse Erden
Die noch heget 1000 Mann:
Drumb solt ich wol wol andre lieben
Wann nur wolte mein belieben.
Mein Belieben mag nicht wollen
Oder wil: Ich endre mich:
Die mich besser halten sollen
Denen dien ich willigllich:
Drumb so wil ich andre lieben
Ob gleich nicht wil mein Belieben.
C. Brehmens
allerhandt Lustige/ Trawrige/ und nach gelegenheit der Zeit
vorgekommene Gedichte : Zu Passierung der Weyle mit dero
Melodeyen mehrentheils auffgesatzt / Brehme, Christian
*1613-1667*. - Electronic ed.. - Leipzig : Lanckisch, 1637 [more...]
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