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Das Egmont-Glossar gibt Erläuterungen zu Begriffen und im Text erwähnten
Sachverhalten in .Johann Wolfgang von Goethes
Drama
Egmont
neue Livreen der
Bediensteten
Während eines Gastmahls im Jahre 1563 beschlossen niederländische Adelige,
sich über die Verschwendungssucht von
Kardinal Granvella (1517-86, seit 1661 Kardinal),
lustig zu machen. Zu diesem Zweck ließen einige von ihnen ihren Dienern
neue Kleider aus einfachem Stoff und grauer Farbe schneidern. Auf die
Ärmel wurden dabei Narrenkappen auf einem roten Kopf gestickt, die ganz
offensichtlich den Kardinalshut Granvellas lächerlich machen sollte.
Granvella kann mit Hilfe der Regentin das Verbot des Abzeichens erreichen,
doch Egmont und die anderen Adeligen ersetzten daraufhin das Zeichen durch
ein Bündel Pfeile. Dieses Symbol mit
der Umschrift "concordia res parvae crescunt" (Durch Eintracht wachsen
kleine Dinge oder freier übersetzt: Einigkeit macht stark) wurde dem
Wappen von Kastilien entnommen und von der Regentin und dem spanischen
König als Symbol einer Adelsverschwörung angesehen. Dieser Sicht
entspricht auch die Auffassung der Regentin, die wohl auch das weitere
Aufschaukeln des Konflikts in den Niederlanden auf diese Provokationen
zurückführt. Auf das
Symbol des Pfeilbündels
deutet auch Klärchen
Egmont im seinem
Traum am Ende des Dramas.
Orden des Goldenen Vlieses
1429 von Herzog Philipp dem Guten von Burgund (1419-67) zum Anlass seiner
Heirat mit Isabella von Portugal gestifteter Orden, der "zum
Lob und Ruhm des Erlösers, der Jungfrau Maria und des heiligen Andreas,
wie zum Schutz und zur Förderung des christlichen Glaubens und der
heiligen Kirche, zur Tugend und Vermehrung guter Sitte" beitragen sollte;
wahrscheinlich geht die Bezeichnung auf Pläne Philipps zurück, den von ihm
geplanten Kreuzzug gegen Syrien als einen neuen Argonautenzug besonders
verdienter Männer von altem, unbescholtenem Adel durchzuführen.
Egmont (1522-1568),
wurde 1546 von
Karl V. (1519-56)
wegen seiner Verdienste in Algerien und Deutschland in den Orden
aufgenommen. Damit gehörte Egmont - wie
Wilhelm von Oranien
(1533-1584)zu einem elitären Kreis von Angehörigen des
Hochadels, die ein außerordentliches Privileg genossen: Sie waren nur der
Gerichtsbarkeit des Ordens unterworfen, die von der Gesamtheit seiner
Mitglieder ausgeübt wurde. Die Zugehörigkeit zum Orden wurde symbolisch
durch ein goldenes Widderfell symbolisiert, das an einem blau emaillierten
Feuerstein, dem Kennzeichen Burgunds, befestigt war.
Prinz von Gaure
Egmont (1522-1568)
trägt den Titel Graf Egmont, obgleich ihm der Titel
Prinz von Gaure (bei
Gent) zusteht; damit greift er bewusst auf einen Titel zurück, den seine
Vorfahren getragen haben. Diese waren lange Zeit selbständige Herzöge von
Gelder und konnten von
Karl V. (1519-56)
nur mit großer Mühe unterworfen werden. Den Titel Prinz von Gaure kann
Egmont führen, weil er das Fürstentum Gaure, das in der Nähe von Gent lag,
von seiner Mutter geerbt hatte. Die
Regentin Margarete von Parma fürchtet,
dass
Egmont u. U. noch
einmal Besitzansprüche auf Geldern geltend machen könnte. |
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