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Lyrische Texte interpretieren (Schulische Schreibform)
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Grundbegriffe zur Gedichtinterpretation
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Leitfragen und Aufgaben
Johann Wolfgang von Goethes
(1749-1832)
Gedicht • »Ganymed« ist zwischen 1774
entstanden und wurde erstmals 1789 veröffentlicht. Es ist ein
typisches Werk, das der •
Literaturepoche
des •
Sturm-und-Drang (1760-1785) zugeordnet werden kann.
»Ganymed« schildert
die innige Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie den Übergang
vom Diesseitigen zum Göttlichen. Als ein exemplarisches Werk
des Sturm und Drang bringt es die Themen Natur, Gefühl und
Transzendenz in poetischer Sprache zum Ausdruck. Das lyrische Ich,
das sich mit Ganymed identifiziert, fühlt sich eins mit der Natur
und erlebt ein ekstatisches Glücksgefühl, in dem es seine Sehnsucht nach einer umfassenden Einheit mit der Natur und dem
Göttlichen in großer emotionaler Intensität ausdrückt. Zugleich bleibt
es auch ein zeitloser Ausdruck
menschlicher Sehnsucht nach Verbindung mit etwas Höherem.
Inhaltliche Analyse
Das Gedicht
schildert die mystische Einheit des lyrischen Ichs mit der Natur und
das Verlangen, sich dem Göttlichen hinzugeben. Das Bild des Ganymeds,
der in der griechischen Mythologie von Zeus in den Olymp entrückt
wird, dient als Metapher für diese Vereinigung. Die Natur wird dabei
nicht nur als passiver Hintergrund, sondern als aktiver, liebevoller
Partner dargestellt.
-
Frühling und Liebe: Die
ersten beiden Strophen beschreiben die Schönheit der Natur und
die intensive Wahrnehmung des lyrischen Ichs: »Wie
im Morgenglanze / Du rings mich anglühst, / Frühling, Geliebter!«.
Der Frühling/die Natur wird damit als "Geliebter"
personifiziert und unmittelbar angesprochen. Dies verdeutlicht,
dass das lyrische Ich nicht nur Bewunderung für die Natur
empfindet, sondern es eine leidenschaftliche Liebe mit ihr
verbindet. Es empfindet die Natur als Geliebte, die Wärme und
Trost spendet. Der
Frühling symbolisiert dabei die Erneuerung und das Erwachen von
Lebensfreude.
-
Streben
nach und mystische Verschmelzung mit dem Göttlichen: In
der dritten Strophe richtet sich das lyrische Ich an den »alliebende(n)
Vater«, der als Gott oder als Schöpferkraft interpretiert
werden kann. Das lyrische Ich sehnt sich, nach Vereinigung und
Verschmelzung mit dem Göttlichen. Da seine »sehnende
Liebe« endlich so "mächtig (ist), daß sie die Wolken – ein
Bild für Gottes Schoß – herunterneigt; im »Hinab«
(Gottes) und »Aufwärts«
(des Menschen) treffen sich Schöpfer und Geschöpf, »umfangend
umfangen«, im Geben und Nehmen der Liebe." (Borries
1991/52003, S.236) was durch Die wiederholte Bewegung
des "Hinauf" drückt dabei
Verlangen des Ichs aus, mit dem Göttlichen (dem "Alliebenden
Vater") zu verschmelzen, die sich am Ende des Gedichts geradezu
ekstatisch als "unio mystica [...] nur mehr in
stammelnden Ausrufen" (ebd., S.236)
des lyrischen Ichs niederschlägt.
Formale Analyse
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Strophenbau: Das Gedicht besteht
aus freien Versen ohne festes Metrum oder Reimschema, was
typisch für den Sturm und Drang ist. Die Freiheit der Form
spiegelt die emotionale Intensität und die Ungebundenheit des
lyrischen Ichs wider.
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Bewegung und Dynamik: Die
wechselnden Satzlängen und das häufige Verwenden von Ausrufen (»Ach«,
»Hinauf!«,»Aufwärts«) erzeugen eine dramatische, fast ekstatische
Dynamik.
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Enjambements: Durch Zeilensprünge
wird der fließende, unaufhaltsame Drang nach oben betont.
Sprachliche und
stilistische Analyse
Mit Hilfe von KI erstellt
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Lyrische Texte interpretieren (Schulische Schreibform)
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Grundbegriffe zur Gedichtinterpretation
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Leitfragen und Aufgaben
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
24.11.2024
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