Rhetorisches Mittel |
Beispiele |
Wirkung/Wirkungsakzent |
Ausrufe
durchziehen das gesamte Gedicht
und verstärken die emotionale Ausdruckskraft. |
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"Ach!" –
Wiederholte Ausrufe des Sehnens und Überwältigtseins.
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"Hinauf!"
– Ein ekstatischer Ruf, der die Bewegung in Richtung des
Göttlichen symbolisiert.
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Die gefühlsbetonten Ausrufe
machen die leidenschaftliche, beinahe überbordende Emotion
des lyrischen Ichs deutlich. |
Neologismen
unterstreichen als Wortneuschöpfungen den hymnischen
Charakter |
wie »anglühen«
oder »unendliche
Schöne«, |
Betonen die Schönheit des
Unendlichen; gehen wohl auf den Einfluss der »empfindsamen
Lyrik »Friedrich
Gottlieb Klopstocks (1724-1803 zurück (vgl.
Kartaus 22007, S. 165), in der das überschwängliche Gefühl kein Makel für
denjenigen darstellt, der es hat, sondern ihn als sittlichen
Menschen auszeichnet. Um eine so gesteigerte Gefühlsintensität,
verfeinerten seelischen Empfindungen und Selbstbeobachtungen
Ausdruck verleihen zu können, bemühten sich Klopstock u. a. um einen
neuen, differenzierten und nuancenreicheren Wortschatz, schufen neue
Metaphern
und Bilder, die die Sprache um irrationale Komponenten bereicherten.
(vgl, Irmgard Schweikle, in:
Metzler Literaturlexikon 21990, S.122) |
Personifikationen
personifizieren die Natur
und stellen sie als aktiv handelnd sowie emotional verbunden
dar. |
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"Frühling, Geliebter!" – Der Frühling wird als Geliebter
angesprochen, was die innige Beziehung zwischen dem
lyrischen Ich und der Natur betont.
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"Deine
Blumen, dein Gras / Drängen sich an mein Herz“ – Blumen
und Gras werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben,
um die Lebendigkeit und Nähe der Natur zu verdeutlichen.
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Diese Personifikationen schaffen
eine emotionale Nähe und lassen die Natur als lebendige,
liebende Instanz erscheinen. |
Apostrophen (Direkte
Ansprache)
Das lyrische Ich wendet sich
direkt an die Natur und das Göttliche. |
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"Du"-Anrede
"Ach, an deinem Busen / Lieg' ich und schmachte" – Die
Natur wird direkt angesprochen, wodurch eine intime
Beziehung suggeriert wird.
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"Alliebender
Vater!" – Gott wird am Ende des Gedichts direkt
angerufen, was die Sehnsucht nach Vereinigung mit dem
Göttlichen verstärkt.
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Die direkte Ansprache verstärkt
die emotionale Intensität und das Gefühl, dass die Natur und
das Göttliche dem lyrischen Ich unmittelbar nahe sind. So
werden die Natur und das Göttliche personifiziert und in die
emotionale Auseinandersetzung einbezogen. |
Wiederholungen und Anaphern
unterstreichen die Ekstase und das Drängen des lyrischen
Ichs |
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"Umfangend umfangen!"
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"Hinauf!
Hinauf strebt’s"– Die Wiederholung von "Hinauf!" betont
die Dynamik und die sehnsüchtige Bewegung in Richtung
Göttlichkeit.
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"Mir!
Mir!" – Die Wiederholung verstärkt die persönliche,
leidenschaftliche Beziehung des Ichs zur Natur und dem
Göttlichen.
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Die Wiederholungen schaffen eine
rhythmische Intensität und spiegeln das Überwältigtsein des
lyrischen Ichs wider. |
Metaphern
verbildlichen abstrakte Gefühle
und spirituelle Erfahrungen |
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"Ach, an
deinem Busen / Lieg’ ich und schmachte"– Der Busen
symbolisiert Nähe, Schutz und Geborgenheit, die das Ich
in der Natur empfindet.
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"Mit
tausendfacher Liebeswonne / Sich an mein Herz drängt“ –
Die Wärme des Frühlings wird metaphorisch als
Liebeswonne dargestellt.
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Metaphern machen die
Empfindungen des lyrischen Ichs sinnlich erfahrbar und
verstärken die poetische Bildlichkeit. |
Enjambements
überspringen als Satz ihre
jeweilige Versgrenze. |
- "Wie im Morgenrot / Du rings mich anglühst" – Der
Gedanke setzt sich über die Versgrenze hinweg fort.
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Die Enjambements erzeugen einen
fließenden, vorwärtsdrängenden Rhythmus, der die Dynamik und
das unaufhaltsame Streben des lyrischen Ichs nach oben
unterstreicht. Sie tragen dazu bei, die Unruhe und den
Überschwang des lyrischen Ichs auszudrücken. |
Symbole
tragen eine tiefere Bedeutung |
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"Frühling" – Symbol für Erneuerung, Leben und Liebe.
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"Nachtigall" – Symbol für Liebe und Naturverbundenheit.
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"Wolken"
– Symbol für den Übergang ins Göttliche.
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Die Symbole verleihen dem
Gedicht eine universelle Dimension und laden zu einer
mehrschichtigen Deutung ein. |
Kontrast
zwischen der irdische Sehnsucht
und der himmlischen Erfüllung |
Der Anfang ist geprägt von der Beschreibung der Natur
("Deine Blumen, dein Gras"), während das Gedicht in der
letzten Strophe in die göttliche Dimension übergeht
("Aufwärts an deinen Busen").
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Der Kontrast verdeutlicht die
Bewegung vom Irdischen ins Transzendente und gibt dem
Gedicht eine dramatische Steigerung. |
Hyperbeln
verdeutlichen mit ihrer Tendenz
zur Übertreibung die Intensität der Gefühle des lyrischen
Ichs |
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Die Hyperbeln betonen die Größe
und Unfassbarkeit der Gefühle und der Natur. |
Klimax
steigert die innige
Naturverbundenheit bis zur ekstatischen Vereinigung mit dem
Göttlichen. |
"Hinauf!
Hinauf strebt’s […] Aufwärts an deinen Busen, /
Alliebender Vater!"
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Die Klimax symbolisiert die
allmähliche Erhebung des lyrischen Ichs vom Irdischen zum
Göttlichen. |
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
28.11.2024