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Aspekte der Analyse und Interpretation

Vergleich der Gedichte "Prometheus" und "Ganymed"

Johann Wolfgang von Goethe Werke Lyrische Werke Verschiedene GedichtePrometheus

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Johann Wolfgang von Goethe
Biographie WerkeEpische Werke Dramatische Werke Lyrische Werke Annette-Lieder Balladen Sonette Verschiedene Gedichte (Sammlung ) Prometheus TextDidaktische und methodische AspekteÜberblick [ Aspekte der Analyse und Interpretation Überblick Inhalt, inhaltliche Gliederung und Aufbau Strukturbild Sprachlich-stilistische Gestaltung Der Prometheus-Mythos und seine Darstellung in Goethes Gedicht • Interpretationsansätze Vergleich von "Prometheus" und "Ganymed" Vergleich von Goethes Gedicht mit Johann August Bürgers "Der Bauer ..."   Vergleich von Goethes Gedicht mit Gellerts (1715-1769) "Preis des Schöpfers" Camus' Prometheus als Metapher für Humanität und Kultur und Goethes Gedicht ] Bausteine Fragen und Antworten (KI)  BausteineLinks ins Internet  ▪ Friedrich Schiller  ... Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

Lyrische Texte interpretieren (Schulische Schreibform)
Grundbegriffe zur Gedichtinterpretation
Leitfragen und Aufgaben

Der Textvergleich  ist eine der wichtigsten kontrastiv angelegten ▪ Methoden bzw. Verfahren des Literaturunterrichts. Dabei geht es im Kern immer um das Gleiche: "das Finden von Äquivalenzen (was ist gleich oder zumindest ähnlich) und das Erkennen von Unterschieden" (Spinner 2010., S.215) und die Nutzung dieser Erkenntnisse für ein vertieftes Textverständnis. Dabei kann der Vergleich durchaus von intuitiv und subjektiv empfundenen Analogien (subjektiv-wertender Vergleich) ausgehen, ehe die dabei gemachten Beobachtungen im Rahmen ▪ kognitiv-analytischer Umgangsweisen genauer analysiert werden. Dabei sollte allerdings das Verhältnis von ▪ Analyse und Interpretation schreibaufgabenabhängig sehr flexibel gestaltet werden

Der Vergleich von bestimmten Textphänomenen oder -merkmalen innerhalb eines Textes (intratextueller Vergleich) und der Vergleich zweier oder mehrerer Texte miteinander (intertextueller Vergleich) gehören daher auch zu den Standardaufgaben bei der mündlichen oder ▪ schriftlichen Textinterpretation in der Schule. Der Textvergleich erfolgt im Allgemeinen unter Fokussierung auf einen oder zum Teil auch mehrere Vergleichsaspekte.

Spezifische Vergleichsaspekte, die auch im Zusammenhang mit Goethes Text eine Rolle spielen können, charakterisieren die nachfolgenden Textvergleichstypen, die auch in Kombination auftreten können: ▪ subjektiv-wertender, ▪ lebensweltlicher, ▪ intertextueller, ▪ thematischer, ▪ poetologischer, ▪ synchroner, ▪ diachroner oder ▪ literarhistorischer Vergleich sowie ▪ Motivvergleich, ▪ Plot- und Stoffvergleich, ▪ Stilvergleich, ▪ Fassungsvergleich, ▪ Gattungs- bzw. Textsortenvergleich, der ▪Vergleich von professionellen Rezitationen und/oder eigenen sprechgestaltenden Interpretationen (▪ intermedialer Vergleich, ▪Adaptionsvergleich) oder auch der Vergleich von Rezensionen und Interpretationen durchgeführt werden. Entsprechende Arbeits- bzw. Schreibaufgaben hängen dabei von der Art und dem Umfang des zum Vergleich stehenden Textkorpus ab.

Vergleich der beiden Gedichte Johann Wolfgang von Goethes

Johann Wolfgang von Goethes Gedichte • "Prometheus" und • "Ganymed" entstanden beide in der Epoche des • Sturm und Drang (1760-85) und werden oft als komplementäres Paar betrachtet, da sie zwei gegensätzliche Haltungen des Menschen gegenüber dem Göttlichen darstellen.

Weil Goethe schon in der Ersten Weimarer Gedichtsammlung und später in allen Werkausgaben der  sein Gedicht Ganymed auf seine Prometheus-Hymne folgen ließ, scheint der Schluss nahe zu liegen, "er habe in den beiden Gedichten die komplementären Seiten seines damaligen ›Weltbildes‹ gestaltet. (Drux, Rudolf 1996a, S.116) In jedem Fall, so scheint es denen, die die Veröffentlichungsgeschichte als Kontext zur Sinnkonstruktion mit heranziehen, so zu sein, dass die Selbstermächtigung von Prometheus nicht alles ist, was das Weltbild des jungen Goethe widerspiegelt.

"Prometheus" verkörpert den aufbegehrenden, selbstbestimmten Menschen, während "Ganymed" die Sehnsucht nach Transzendenz und Vereinigung mit dem Göttlichen darstellt. "Prometheus" und "Ganymed" repräsentieren zwei Pole der menschlichen Erfahrung im Verhältnis zum Göttlichen: Auflehnung und Hingabe einerseits, Autonomie und Verschmelzung andererseits. Beide Gedichte zeigen dabei auch die Intensität des menschlichen Gefühls und die Sehnsucht nach Grenzüberschreitung, die charakteristisch für den Sturm und Drang sind. Während "Ganymed" die Harmonie, Liebe und Hingabe feiert, steht "Prometheus" für Rebellion, Stolz und menschliche Autonomie. Dieser Gegensatz verdeutlicht nicht nur die Vielschichtigkeit von Goethes Werk, sondern auch die Spannungen innerhalb der • Sturm und Drang-Epoche zwischen Gefühl und Freiheit, Hingabe und Selbstbestimmung.

Schon die beiden Anfangsverse genügen, so Binneberg (21993, S.86), um sich nach dem Rezitieren der Texte den "Klangeindruck" herauszuspüren, den "die unterschiedlichen Gefühlslagen" in beiden Gedichten erzeugen: "Ist es im 'Prometheus' das Pathos der kraftvoll-trotzigen Selbstbehauptung, das sich im Wechsel von scharf akzentuierten Aussagen und aggressiven Fragesätzen bekundet, so überwiegt im 'Ganymed' der Eindruck einer weicher fließenden Bewegung, die von einem längeren rhythmischen Atem getragen wird."

Prometheus

  • Haltung gegenüber dem Göttlichen: Ablehnung, Trotz, Auflehnung gegen die Götter. Prometheus verachtet Zeus und die anderen Götter und betont seine Unabhängigkeit von ihnen. "Prometheus“ steht für eine anthropozentrische Weltsicht: Der Mensch steht im Mittelpunkt und schafft sich seine Welt unabhängig von göttlicher Autorität.

  • Selbstverständnis: Prometheus sieht sich als Schöpfer und Wohltäter der Menschen. Er ist stolz auf seine eigene Kraft und seinen freien Willen. Er "objektiviert seine Gefühlsrevolte in der schöpferischen Tätigkeit, die als künstlerischer Schaffensprozeß aufzufassen ist." (Binneberg 21993, S.95)

  • Bild des Göttlichen: Die Götter werden als schwach, neidisch und gleichgültig dargestellt.

  • Sprache und Stil: Kraftvoll, expressiv, voller Wut und Leidenschaft. Verwendung von Ausrufen, rhetorischen Fragen und Imperativen.

  • Motiv des Feuers: Symbolisiert die menschliche Schaffenskraft, den Lebenswillen und die Unabhängigkeit.

Ganymed

  • Haltung gegenüber dem Göttlichen: Verehrung, Sehnsucht nach Verschmelzung mit dem Göttlichen als "harmonische Seinsverbundenheit durch Liebe" (Binneberg 21993, S.95) Ganymed fühlt sich von Zeus geliebt und strebt nach Vereinigung bzw. nach einer Verschmelzung mit dem "Alliebenden Vater". in „Ganymed“ dominiert eine pantheistische Weltsicht: Gott und Natur sind eins, und das lyrische Ich strebt nach einer Einheit mit dem Kosmos.

  • Selbstverständnis: Ganymed erlebt sich als passiv, hingebungsvoll und empfänglich für die göttliche Liebe.

  • Bild des Göttlichen: Zeus wird als liebende und allmächtige Kraft dargestellt, die den Menschen zu sich emporhebt.

  • Sprache und Stil: Lyrisch, schwärmerisch, voller Liebe und Sehnsucht. Verwendung von Bildern der Natur, Metaphern und Personifikationen.

  • Motiv des Fluges: Symbolisiert die Sehnsucht nach Transzendenz, die Überwindung der irdischen Grenzen und die Vereinigung mit dem Göttlichen.

Gemeinsamkeiten

  • Sturm und Drang: Beide Gedichte spiegeln die typischen Merkmale des • Sturm und Drang (1760-85) wider: die Betonung von Gefühl, Individualität und Natur.

  • Mensch und Gott: Beide Gedichte thematisieren die Beziehung zwischen Mensch und Gott, allerdings aus gegensätzlichen Perspektiven.

  • Grenzüberschreitung: Sowohl Prometheus als auch Ganymed überschreiten die Grenzen des Menschlichen. Prometheus durch seinen Trotz und seine Auflehnung, Ganymed durch seine Sehnsucht nach Verschmelzung mit dem Göttlichen.

  • Beide Gedichte sind als Rollengedichte gestaltet, bei denen sich Goethe bestimmter vorgegebener mythologischer Gestalten bedient und sich damit einen Rahmen schafft, "in dem ein poetisches Spiel zwischen Autor-Ich, fiktivem Sprecher-Ich und Leser entfaltet werden kann." (Binneberg 21993, S.87)

Mit Unterstützung von KI erstellt

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Gert Egle. zuletzt bearbeitet am: 06.01.2025, mit Hilfe von KI erstellt

 
 

 
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