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Aspekte der Analyse und Interpretation

Der Prometheus-Mythos und seine Darstellung in Goethes Gedicht

Johann Wolfgang von Goethe Werke Lyrische Werke Verschiedene GedichtePrometheus

 
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Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Johann Wolfgang von Goethe
Biographie WerkeEpische Werke Dramatische Werke Lyrische Werke Annette-Lieder Balladen Sonette Verschiedene Gedichte (Sammlung) Prometheus TextDidaktische und methodische AspekteÜberblick [ Aspekte der Analyse und Interpretation Überblick Inhalt, inhaltliche Gliederung und Aufbau Strukturbild Sprachlich-stilistische Gestaltung Entstehungsgeschichte: Goethes Prometheus-Dichtung Der Prometheus-Mythos und seine Darstellung in Goethes Gedicht • Interpretationsansätze • Vergleich von "Prometheus" und "Ganymed" Vergleich von Goethes Gedicht mit Johann August Bürgers "Der Bauer ..." Vergleich von Goethes Gedicht mit Gellerts (1715-1769) "Preis des Schöpfers" Camus' Prometheus als Metapher für Humanität und Kultur und Goethes Gedicht ] Bausteine Fragen und Antworten (KI)  BausteineLinks ins Internet  ▪ Friedrich Schiller  ... Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

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Baustein: Goethes Gedicht mit dem Prometheus-Mythos der antiken Mythologie vergleichen

Johann Wolfgang von Goethe verarbeitet in seinem Gedicht • "Prometheus" Elemente des Prometheus-Mythos, der seinen Ursprung in der »griechischen Mythologie hat. Für Thorsten Valk (2012, S.158f.) "(fungiert) der Prometheus-Komplex (...) im 18. Jahrhundert als mythischer Projektionsraum für politische, religiöse und künstlerische Autonomiebestrebungen. Als Inbild eines mündigen und auf sich selbst vertrauenden Menschen ist Prometheus sowohl für die Repräsentanten der Aufklärung als auch für die Anhänger des Sturm und Drang eine Identifikationsfigur ersten Ranges."

Die Bedeutung der Mythologie im antiken Griechenland

Die Mythologie hatte für die alten Griechen eine zentrale Bedeutung und erfüllte viele Funktionen in ihrem täglichen Leben, ihrer Kultur und ihrer Weltsicht. Sie diente als eine Art kollektives Gedächtnis und half den Menschen, das Universum und die menschliche Existenz zu verstehen. Die Geschichten der Götter, Helden und mythischen Kreaturen erklärten Naturphänomene, Moral und soziale Normen und boten Antworten auf Fragen zu Leben, Tod, Schicksal und Ethik. Die Mythologie war für die Griechen ein Spiegel ihrer eigenen Gesellschaft und eine unverzichtbare Grundlage für die Art, wie sie die Welt um sich herum interpretierten und mit ihr interagierten.

Erklärung der Natur: Die griechische Mythologie bot eine Erklärung für viele Naturphänomene, die sie als das Werk der Götter sahen. Blitz und Donner etwa wurden mit Zeus in Verbindung gebracht, der über den Himmel herrschte. Die Griechen schufen eine Welt, in der jede Landschaft, jedes Naturereignis und sogar jeder Stern mit einer Gottheit verbunden war, was ihre Umgebung lebendig und bedeutungsvoll machte.

Moralische Lehren: Viele Mythen vermittelten ethische Prinzipien und moralische Werte. Geschichten wie die von Prometheus, Ikarus oder Sisyphos warnten vor Übermut, Stolz und den Konsequenzen, göttliche Gesetze zu missachten. Die Mythen dienten den Griechen als moralische Orientierung und waren auch Warnungen vor Hybris (Selbstüberhebung) und Respektlosigkeit gegenüber den Göttern.

Identität und Zusammenhalt: Die griechische Mythologie bot den Griechen ein gemeinsames kulturelles Erbe, das sie miteinander verband, besonders angesichts der politischen Zersplitterung in Stadtstaaten. Die Mythen gaben ein Gefühl von Gemeinschaft und ein gemeinsames Verständnis der griechischen Werte, Rituale und Traditionen.

Rituale und Religion: Die griechische Religion und Mythologie waren eng verflochten. Viele Rituale, Tempel und Feiertage wurden zu Ehren der Götter abgehalten und stützten sich auf die Geschichten der Mythologie. So wurden Mythen lebendig und spielten im Alltag eine große Rolle, indem sie den Glauben an die Götter und die Beziehung zu ihnen verstärkten.

Der Prometheus-Mythos nach Hesiod

»Prometheus ist in der griechischen Mythologie ein Mitglied des »Göttergeschlechts der »Titanen. Seine Geschichte wurde vom griechischen Dichter »Hesiod (geb. ca. 700 v. Chr.) überliefert. Prometheus war der Sohn des »Iapetos und der »Okeanidin »Klymene, deren Kinder sonst noch »Atlas, »Menoitios und »Epimetheus waren. Prometheus soll der klügste und weiseste der vier Brüder gewesen sein. Prometheus gilt der Sage nach als Schöpfer der Menschen, die er aus Lehm formte und denen er sehr zugetan war.

In der von Hesiod überlieferten Sage werden die »olympischen Götter »Zeus, »Poseidon und »Hades als die maßgeblichen Götter beschrieben, die über die Welt und die Menschen herrschen. Sie hatten den Titanen die Herrschaft über die Welt entrissen. Während Titanen wie »Atlas oder »Typhon nach ihrer Niederlage gegen die olympischen Götter Sklavendienste leisten mussten, blieb Prometheus, der den Göttern erst diesen Sieg ermöglicht hatte, zunächst in Freiheit – bis er den Menschen das Feuer verriet.

Die Götter verlangten von den Menschen regelmäßige Opfertiere, was Prometheus, der die Menschen zu schützen hatte, nicht gutheißen konnte. Um dies zu verhindern, griff Prometheus zu einem Trick und versuchte Zeus zu überlisten. Im Rahmen eines Tieropfers versuchte Prometheus, Zeus die Knochen des Tieres zu übergeben, während die verwertbaren Teile an die Menschen gehen sollten. Der Plan wurde vom Göttervater durchschaut und daher beschloss er Rache zu nehmen. Diese richtete sich gegen Prometheus und die Menschen. In seinem Zorn entzog Zeus den Sterblichen das Feuer. Prometheus stahl daraufhin das Feuer vom Sonnenwagen des Himmels und brachte es zu den Menschen. Diese Tat, den Menschen das Feuer zu geben, war ein direkter Verstoß gegen den Willen des Zeus, der die Menschen in Unwissenheit halten wollte. Als Folge dieser Ereignisse schuf Zeus die »Büchse der Pandora, die eine Vielzahl von Übeln in die Welt der Menschen brachte. Prometheus wurde von Zeus an einen Felsen in der Einöde des »Kaukasusgebirges geschmiedet. Dort sollte er für seine Tat leiden. Jeden Tag wurde ein Adler herbeigelockt, der ein Stück von Prometheus' Leber fraß, die sich, da Prometheus unsterblich war, über Nacht wieder regenerierte, so dass die Qualen, die Prometheus erleiden musste, jeden Tag von neuem begannen. Dieser endlose Kreislauf von Schmerz und Regeneration dauerte Jahrhunderte, bis »Herakles den Titanen von seinen Qualen erlöste, indem er den Adler mit einem Pfeil tötete. Schließlich wird Prometheus von Zeus, der offensichtlich von Herakles' Mut und Prometheus' Standhaftigkeit beeindruckt war, begnadigt und erhält seine Freiheit zurück. Die Strafe des Zeus für den Frevel des Prometheus hat in der Mythologie einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Sie symbolisiert den Konflikt zwischen göttlicher Autorität und menschlichem Streben nach Wissen und Fortschritt.

Die Entwicklung des Prometheus-Stoffs

Der Prometheus-Stoff hat seinen literarischen Niederschlag in zahlreichen Werken seit der Antike gefunden. Die Stoffgeschichte nimmt dabei ihren Ausgang von »Aischylos' (525 v. Chr. - 456 v. Chr.) tragischer »Trilogie, "die den Empörer, den gefesselten und den befreiten Prometheus behandelte" (Frenzel 1976, S.611) Von dieser Trilogie ist nur der Teil »"Der gefesselte Prometheus" erhalten geblieben. Die Trilogie, neben der »Hesiods (geb. ca. 700 v. Chr.) Erzählung des • Prometheus-Mythos in der »Theogonie weiterwirkte, hat die weitere Stoffentwicklung lange maßgeblich bestimmt. Sie "gestaltete den Trotz des Menschenfreundes, der das Feuer raubte, sich Zeus' Plan, nach den Titanen auch die Menschen zu vernichten, widersetzt hat, an den Felsen geschmiedet nicht sein Geheimnis preisgibt und noch größerer Qual entgegensieht, weil er weiß, daß er unsterblich ist und eine bessere Ordnung sich durchsetzen wird." (ebd.) Später, im Mittelalter wurde dem Prometheus-Motiv kaum noch Beachtung geschenkt, weil man offenbar mit dem "Rebellen gegen Gott" (ebd.) nichts anzufangen wusste. Im 18. Jahrhundert löste sich "die Deutung des antiken Mythenschatzes allmählich aus dem Korsett der aristokratischen Repräsentationskunst", wodurch sich auch die Akzente verschoben, unter denen die Rebellion von Prometheus betrachtet wurde. So wurde der rebellische Gestus von Prometheus im Sinne des nach Selbstbestimmung strebenden Bürgertums um- oder neu codiert. Man diskutierte die Frage, "ob der Feuerraub Segen oder Unglück für die Menschen war" und ob Prometheus die Menschen damit nicht in ihre Hoffnungslosigkeit und in ihre Schlechtigkeit gestürzt habe. Die Aufklärer hielten hingegen am Nutzen und Sinn des Feuerraubs fest.

Und: In Goethes Dramenfragment Prometheus aus dem Jahr 1773 haben die von Prometheus geschaffenen Menschen gute und böse Anlagen. (vgl. ebd. 612ff.)

Goethes Prometheus und der antike Mythos im Vergleich

Goethe greift in seinem Gedicht • "Prometheus" zwar auf den bekannten Mythos zurück, interpretiert ihn aber auf seine eigene Weise und konzentriert sich auf bestimmte Aspekte:

  1. Prometheus als Rebell: Wie in der griechischen Mythologie stellt Goethe Prometheus als eine Figur dar, die sich gegen die etablierte Macht der Götter auflehnt, indem er den Menschen das Feuer, das Wissen und die Kultur bringt und damit ihre Selbstständigkeit und Selbstbestimmung fördert. Er trotzt Zeus und den anderen Göttern und stellt deren Autorität in Frage.

  2. Verachtung der Götter und Ablehnung göttlicher Hilfe: Wie im antiken Mythos zeigt auch Goethes Prometheus ganz offen seine Verachtung der Götter, die er als mehr oder weniger armselige Autoritäten ("Ich kenne nichts Ärmeres / Unter der Sonn', als euch Götter!"). Goethe spitzt diesen Gedanken jedoch noch zu, indem sein Prometheus jegliche Abhängigkeit von den Göttern explizit zurückweist und ihnen jede Autorität und Macht über ihn und die von ihm geschaffene irdische Welt der Menschen abspricht.

  3. Prometheus als Schöpfer und Wohltäter der Menschen: Goethe betont die Rolle des Prometheus als Schöpfer und Beschützer der Menschen. Er hat ihnen das Feuer gebracht und lehrt sie die Künste und Wissenschaften. Im Gedicht heißt es: "Hier sitz ich, forme Menschen / Nach meinem Bilde." Damit stellt er sich als selbstbestimmten Schöpfer dar, der die Menschen aus eigenem Antrieb und ohne göttliche Hilfe formt. Seine eigenständige Schöpferkraft als Gegenpol zur Macht der Götter wird von Goethe besonders stark akzentuiert, da es seiner Vorstellung vom schöpferischen Individuum entspricht, das sich gegen höhere Mächte zu behaupten versteht. Auch in Goethes Gedicht benötigen die Menschen die Hilfe und Unterstützung von Prometheus, der sich als ihr Beschützer versteht.

  4. Das Motiv des Feuers: Feuer ist ein zentrales Symbol im Prometheus-Mythos. Bei Goethe steht es für die menschliche Fähigkeit zur Erkenntnis, zum Fortschritt und zur Selbstbestimmung. Prometheus' Feuer ist nicht nur das physische Feuer, sondern auch das Feuer des Geistes und der Kreativität.

Abweichungen und eigene (Neu-)Interpretationen Goethes

Goethe weicht aber auch bewusst vom antiken Mythos ab und unterzieht bestimmte Elemente seiner eigenen, vom Kontext seiner Zeit und den Ideen der • Literaturepoche des • Sturm und Drang (1760-1785) geprägten Interpretation.

  • Fehlender expliziter Bezug auf den Feuerraub: Im Mythos ist Prometheus vor allem dafür bekannt, den Göttern das Feuer gestohlen und den Menschen gebracht zu haben. Dieses zentrale Motiv fehlt in Goethes Gedicht vollständig. Stattdessen steht die Schöpferkraft von Prometheus im Vordergrund, die sich nicht nur auf die Erschaffung der Menschen, sondern auch auf die Gestaltung ihres Lebens bezieht.

  • Keine Bestrafung durch Zeus: Im Mythos lässt Zeus Prometheus wegen seines Ungehorsams und seiner Überheblichkeit (Hybris) an einen Felsen ketten und von einem Adler quälen, der täglich von seiner nachts immer wieder nachwachsenden Leber frisst. Goethe verzichtet auf die Darstellung dieser Bestrafung und konzentriert sich stattdessen auf die unbeugsame Haltung von Prometheus und seinen Triumph über die Götter. Goethes Prometheus zeigt sich trotzig, betont seine Autonomie und zeigt seinen ungebrochenen Willen. Durch das Weglassen der Strafe wird die Figur des Prometheus bei Goethe zum uneingeschränkten Symbol für Widerstand und Selbstbehauptung. Die tragische Dimension des antiken Mythos, in der der Held für seinen Ungehorsam grauenhafte Qualen erleiden muss, bleibt also bewusst ausgespart.

  • Aussparen der Rolle des Epimetheus und der Pandora-Sage: Im antiken Mythos spielt der Bruder von Prometheus, »Epimetheus, eine wichtige Rolle, die Goethe ausspart. Dieser nimmt nämlich die von Zeus geschickte »Pandora als Frau. Sie ist eine von »Hephaistos, als Gott des Feuers, der Schmiedkunst und der Vulkane einer der zwölf olympischen Gottheiten, aus Lehm geschaffene Frau. Nach frühesten Erzählung des Pandora-Mythos durch Hesiod lässt Zeus Pandora erschaffen, um Rache für den Diebstahl des Feuers durch Prometheus zu nehmen. Pandora erhält zu diesem Zweck einen großen, irdenen Vorratskrug, der alle Übel der Welt enthält. Sie soll diesen Krug (Büchse der Pandora) den Menschen schenken und ihnen mitteilen, dass er unter keinen Umständen geöffnet werden dürfe. Um sie verführerisch zu gestalten, wird Pandora von den Göttern mit vielen Gaben wie Schönheit, musikalischem Talent, Geschicklichkeit, Neugier und Übermut ausgestattet. Der Schutzgott und Götterbote »Hermes bringt Pandora zu Epimetheus, der ihn davor warnt, Geschenke von Zeus anzunehmen. Doch Epimetheus ignoriert die Warnung und heiratet Pandora. Diese öffnet aus Neugierde das Gefäß, das Zeus ihr gegeben hat. Daraufhin entweichen aus diesem alle Laster und Untugenden und alle Übel wie Krankheit, Leid und Tod, die die Menschen bis dahin nicht kennen, kommen in die Welt. Nur die Hoffnung bleibt am Boden des Gefäßes zurück. Bevor auch die Hoffnung aus dem Gefäß entweichen kann, wird es wieder geschlossen. Auf diese Weise wird die Welt ein trostloser Ort und »Hesiod (geb. ca. 700 v. Chr.) schließt daraus, dass man dem Willen des Zeus letzten Endes immer unterworfen ist. Der Grund, weshalb Goethe die Pandora-Geschichte außen vor lässt, dürfte wohl darin zu sehen sein, dass sie seinem Bild vom stolzen, unabhängigen Schöpferbewusstsein des Prometheus und seinem selbstbestimmten Handeln entgegenstehen würde.

  • Fokus auf innere Werte: Goethe legt den Schwerpunkt auf die inneren Werte und Emotionen des Menschen, die Prometheus den Göttern entgegensetzt. Liebe, Leid, Hoffnung und Freude werden als menschliche Qualitäten hervorgehoben, die die Götter nicht kennen. Dieser Aspekt ist im traditionellen Mythos weniger ausgeprägt.

  • Literarische Konventionen des Sturm und Drang: Goethe interpretiert den Prometheus-Mythos im Kontext des • Sturm und Drang. Prometheus verkörpert die Ideale dieser Epoche: Individualität, Freiheit, Auflehnung gegen Autorität und die Kraft des menschlichen Geistes.

Baustein: Goethes Gedicht mit dem Prometheus-Mythos der antiken Mythologie vergleichen

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Gert Egle. zuletzt bearbeitet am: 07.12.2024

 
 

 
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