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Aspekte der Analyse und Interpretation

Darstellungen des Prometheus-Mythos in der Bildenden Kunst

Johann Wolfgang von Goethe Werke Lyrische Werke Verschiedene GedichtePrometheus

 
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Baustein: Darstellungen des Prometheus-Mythos in der Bildenden Kunst untersuchen

Johann Wolfgang von Goethes Gedicht • "Prometheus" und »Gottfried August Bürgers (1747-1794) Gedicht • "Der Bauer an seinen Durchlauchtigen Tyrannen" teilen eine rebellische Grundhaltung gegenüber Autoritäten, jedoch mit unterschiedlichen Zielen, Adressaten und literarischen Ansätzen. Beide Gedichte entstammen der Epoche des • Sturm und Drang (1760-85) und drücken die Empörung und Selbstbehauptung des Individuums gegenüber einer übergeordneten Macht aus, allerdings in verschiedenen Zusammenhängen..

Der • Prometheus-Mythos, den auch • Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht • "Prometheus" auf seine ganz spezifische Art und mit seinen Intentionen verarbeitet, ist ein beliebtes Motiv in der Kunstgeschichte. Verschiedene Künstler haben den Mythos auf eindrucksvolle Weise interpretiert und dabei oft in Zusammenhang mit Themen wie Rebellion, Strafe, Schöpfung und menschlichem Fortschritt gebracht. Neben zahlreichen Gemälden gibt es auch Skulpturen, Reliefs und andere Kunstwerke, die Prometheus darstellen.

In diesen Werken spiegelt sich die ganze Vielfalt der Prometheus-Interpretationen: Von Rubens' dramatischer körperlicher Qual über Moreaus mystischen Ansatz bis hin zu Basquiats moderner Gesellschaftskritik bleibt Prometheus ein kraftvolles Symbol für Menschlichkeit, Rebellion und Leiden. Jedes Gemälde bringt eine einzigartige Perspektive auf den Mythos und betont unterschiedliche Aspekte seines Charakters.

Neben den unten dargestellten Beispielen zählen z. B. dazu auch die nachfolgenden Werke.

Das • barocke Gemälde »"Der gefesselte Prometheus" (ca. 1611–1612) von »Peter Paul Rubens (1577-1640) zeigt den an den Felsen geketteten Prometheus, als der Adler seine Leber zerfleischt. Damit stellt Rubens den Schmerz und die körperliche Qual in dramatischer Weise in den Mittelpunkt, was typisch für die • Barockzeit ist. Das Werk hebt damit die physische Dimension von Prometheus’ Strafe hervor und zeigt die Grausamkeit der Götter. Die düstere Farbgebung und die dynamische Komposition machen das Leiden greifbar.
»"Die Folter des Prometheus" (ca. 1668–1670) des barocken Malers »Salvator Rosa (1615-1673) zeigt Prometheus in einer wilden, felsigen Landschaft, wie er, angekettet an einen Felsen Im Kaukasus von dem Adler angegriffen wird. Die Brutalität der Folter spiegelt sich in seinen überanstrengten Gliedmaßen und verzerrten Gesichtszügen wider. Eine seiner Hände ist geballt, die andere weit geöffnet, und seine Sehnen platzen fast aus seinem Handgelenk: Seine gespreizten Beine sind beide angespannt. Sein Bauch wurde aufgerissen und enthüllte ein Fragment der menschlichen Anatomie. Hier wird der Adler gezeigt, wie er seinen Darm verschlingt, obwohl der Mythos tatsächlich von seiner Leber spricht, die jeden Tag neu wuchs und so zu einer täglichen Mahlzeit und endlosen Folter wurde. Die Figur wird durch die brennende Fackel in der unteren rechten Ecke als Prometheus identifiziert, mit der der Titan der Menschheit die Gabe des Feuers verliehen hatte.Die dramatischen Licht- und Schatteneffekte betonen die Einsamkeit und Tragik der Figur. Rosa interpretiert Prometheus als ein Symbol der Naturgewalt und der erbarmungslosen Macht des Schicksals.
»Johann Heinrich Füssli (1741-1825), der in seiner Werk immer wieder die Welt der Träume und Visionen, oft auch des Grauens, thematisiert, greift mit seiner Bleistiftzeichnung »"Hephaistos, Bia und Krato fesseln Prometheus an den Kaukasus", das um 1800–1810 entstanden ist, greift den Moment des Mythos heraus, indem das Schicksal von Prometheus besiegelt zu sein scheint und Zeus über ihn triumphiert. Das Bild zeigt den Augenblick der Fesselung ein und betont die Gewalt und Brutalität der Szene. Prometheus liegt nackt und muskulös auf einem Felsen. Sein Körper ist verdreht und angespannt, sein Gesichtsausdruck zeigt Schmerz und Widerstand. »Bia und »Kratos, die Personifikationen von Gewalt (Bia) und Macht sowie roher Gewalt (Kratos), helfen »Hephaistos. Bia hält Prometheus' Arm fest, während Kratos auf seinem Rücken kniet und ihn nach unten drückt. Sie wirken brutal und unbarmherzig. Der Künstler konzentriert sichiauf die physische Qual des Prometheus und die unbarmherzige Macht der Götter. Das Bild ist ein typisches Beispiel für Füsslis Stil, der von der romantischen Bewegung und ihrer Faszination für das Dunkle und Dramatische geprägt ist.
»Gustave Moreau  (1826-1898), der in seinen Aquarellen und Zeichnungen vor allem biblische, mythische und phantastische Szenen darstellte und großen Einfluss auf den »Fauvismus und den »Surrealismus hatte, stellt in seinem »symbolistischen Gemälde Gemälde »"Prometheus" (1868) Prometheus als gefallenen Helden, gefesselt an einen Felsen inmitten einer traumartigen, mystischen Landschaft dar. Damit betont Moreau die spirituelle und metaphysische Dimension des Mythos. Prometheus erscheint dadurch als ein Symbol für den ewigen Konflikt zwischen Mensch und Gott, Geist und Materie.
Die verschiedenen Prometheus-Gemälde »"Prometheus" (1928) des »symbolistischen Malers »Franz von Stuck (1863-1928) ( z. B. »"Prometheus" (1928)) zeigen Prometheus stets in einer apokalyptischen Landschaft, betont durch eine dramatische Farbgebung und eine monumentale, heroische Haltung. Von Stuck interpretiert Prometheus als einen tragischen, aber bewundernswerten Helden, der für seine Tat büßt, aber dennoch triumphiert. - Weitere Prometheusbilder: »1 - »2 - »3 - »4
  Das Gemälde "Untitled (Prometheus)" (1982) des zeitgenössischen Künstlers »Jean-Michel Basquiat (1960-1988) interpretiert Prometheus in seinem charakteristischen Neo-Expressionismus-Stil, mit rohen Linien, Textfragmenten und intensiver Farbgebung. Basquiat verbindet Prometheus damit mit modernen Themen wie Unterdrückung, Kreativität und den Kämpfen der Menschheit, insbesondere im urbanen und gesellschaftskritischen Kontext. (Video: »Wie ein Basquiat mir bei meiner Entfesselung half")
Das »"Prometheus"-Gemälde (1882) von » Arnold Böcklin (1827-1901) ...
»Max Klingers (1857-1920) »"Die Entführung des Prometheus" (1894) greift den Moment des Mythos heraus, bei dem Prometheus entführt wird, um ihn am Kaukausus festzuketten. ....
Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Moderne Werke, die noch unter das Urheberrecht fallen, können hier leider nicht dargestellt werden.

Für ein • Arbeitsblatt Goethes Prometheus haben wir aus didaktischen Gründen die nachfolgenden vier Gemälde ausgewählt.

Goltzius/Baudous: Prometheus erschafft den Menschen und erweckt ihn mit dem Feuer von Himmel zum Leben (um 1620)

Der Kupferstich des Niederländers »Hendrick Goltzius (1588-1617) basiert auf einer Zeichnung von Robert de Baudous (1574/1575 - nach 1655). Es stellt die mythologische Szene dar, in der Prometheus den Menschen erschafft und ihm Leben einhaucht, indem er Feuer vom Himmel stiehlt.

Der sehr detailreich ausgeführte Kupferstich besitzt eine große Symbolkraft. Der Schöpfungsakt des Prometheus, der den Menschen erschafft und ihm das Feuer bringt, steht für den Beginn der Zivilisation und den Aufstieg des Menschen. Das Feuer steht dabei für Wissen, Fortschritt und die Fähigkeit, die Natur zu beherrschen. Die Tiere repräsentieren die natürliche Welt, mit der der Mensch in Harmonie leben muss.

  • Prometheus steht links im Bild und hält einen Stab, an dessen Ende eine Flamme brennt. Er blickt den von ihm erschaffenen Menschen an.

  • Der Mensch steht nackt und aufrecht neben Prometheus. Sein Körper wirkt noch etwas unfertig und er scheint sich seiner selbst noch nicht ganz bewusst zu sein.

  • Das Feuer bzw. die Flamme am Stab von Prometheus ist das zentrale Element des Bildes. Sie symbolisiert das Wissen und die Fähigkeit, die der Mensch durch das Feuer erlangt.

  • Im Hintergrund ist eine hügelige Landschaft mit Bäumen, einem Fluss und Tieren zu sehen. Dies symbolisiert die Welt, die der Mensch nun bewohnen und gestalten wird.

  • Die Tiere: Die verschiedenen Tiere im Vordergrund (ein Löwe, ein Hund und ein Ziegenbock ...) repräsentieren die Natur und die tierische Welt, von der sich der Mensch, dem das Feuer (Wissen) gegeben ist und der sich dadurch von der tierischen Welt  abhebt.

  • Die Szene im Himmel: Im oberen Teil des Bildes ist eine Szene im Himmel dargestellt, die wahrscheinlich die (olympischen) Götter (Helios) im Sonnenwagen, der Götterbote Hermes mit dem Kerykeion (Hermesstab)  und Petasos (Reisehut) und Zeus (?) zeigt. Dies verdeutlicht die mythologische Bedeutung des Geschehens.

Piero di Cosimo: Mythos des Prometheus (1615)

Der italienische Maler und Zeichner der »Renaissance »Piero di Cosimo (1462-1521) hat zwei Versionen mit dem gleichen Titel  "Der Mythos des Prometheus" (1515) geschaffen. Eines der Ölgemälde befindet sich in der Alten Pinakothek in München. Es zeigt eine zentrale Statue unter anderen Aktivitäten im Gemälde. Das hier ausgewählte Bild ist Teil der Sammlung des Musée des Beaux-Arts in Straßburg. Es zeigt auf der linken Seite der Leinwand eine Statue, die von Prometheus angesprochen wird, während an anderen Stellen auf der Leinwand andere Aktivitäten mit gleicher Bedeutung dargestellt werden, darunter ein dunkler Vogel auf der rechten Seite der Leinwand, der offenbar die ewige Qual des Prometheus symbolisiert, wie sie in mythologischen Quellen aufgezeichnet ist.

»Erwin Panofsky (1892-1968) kommentierte in seinem Buch Studies in Iconography (1939) das Gemälde von Prometheus im Vergleich zu Gemälden über »Vulkan (Mythologie) und das Thema der menschlichen Entwicklung von der primitiven Menschheit zur zivilisierten Menschheit mit der Aussage: "... stellen den Mythos von Prometheus und Epimetheus dar. In beiden Fällen dreht sich die Vorstellungskraft des Künstlers um das ‚Erwachen der Menschheit‘, und in beiden Fällen ist der Stimulus dieses Erwachens das Feuer“ (S. 50, Übersetzung mit Google translate).

Illustration aus Ovids Metamorphosen (1472)

Dieses Bild ist eine Illustration aus einer Ausgabe von Ovids (43 v. Chr. - 17 n. Chr.) "Metamorphosen" aus dem Jahr 1472 und zeigt, wie Prometheus den Menschen erschafft. Es handelt sich um einen Holzschnitt, eine frühe Drucktechnik, die durch ihre klaren Linien und kontrastreichen Flächen charakterisiert ist.

Das Bild vermittelt die Idee, dass Prometheus nicht nur den Menschen erschafft, sondern ihm auch die Fähigkeiten und das Wissen verleiht, die Zivilisation aufzubauen. Die verschiedenen Szenen im Hintergrund zeigen die Fortschritte der Menschheit in verschiedenen Bereichen, aber auch die damit verbundenen Gefahren.

Im Vordergrund:

  • Links im Bild steht Prometheus, erkennbar an seinem Mantel und dem nachdenklichen Blick. Er scheint gerade dabei zu sein, den Menschen aus Lehm zu formen, der neben ihm auf dem Boden liegt.

  • Der Mensch ist noch nicht vollständig geformt, sondern eher eine grobe Skizze einer menschlichen Figur. Dies symbolisiert den unfertigen Zustand des Menschen zu Beginn seiner Existenz.

Im Hintergrund:

  • Die Entwicklung der Zivilisation: Der Hintergrund zeigt verschiedene Szenen, die die Entwicklung der menschlichen Zivilisation durch den Einfluss von Prometheus und dem Feuer symbolisieren.

  • Hausbau: Zwei Männer bauen ein Haus, was für die Entwicklung von Architektur und Sesshaftigkeit steht.

  • Landwirtschaft: Ein Mann pflügt mit einem Ochsen ein Feld, was die Entwicklung der Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion darstellt.

  • Schifffahrt: Ein Segelschiff auf dem Wasser symbolisiert Handel, Entdeckungsreisen und die Erweiterung des menschlichen Horizonts.

  • Krieg: Eine Gruppe von Kriegern kämpft mit Schwertern und Schilden. Dies zeigt die Schattenseiten der Zivilisation, wie Gewalt und Konflikt.

Jordaens: Der gefesselte Prometheus (1640)

Das Gemälde »"Der gefesselte Prometheus" von »Jacob Jordaens (1593-1678) illustriert die Strafe, die Prometheus für seinen Diebstahl des Feuers und seine Hybris gegenüber den Göttern erleidet. Es symbolisiert aber auch den ewigen Konflikt zwischen göttlicher Macht und menschlichem Streben nach Wissen und Fortschritt. Das Bild kann aber auch als Allegorie auf den menschlichen Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit interpretiert werden. Prometheus wird als Held dargestellt, der trotz seiner Qualen seine Tat nicht bereut.

Ein alternder, aber immer noch herkulischer Prometheus scheint rücklings in das große schwarze Loch des »Hades zu stürzen. Mund und Auge sind zum Todesschrei weit aufgerissen. Eisenketten, von denen eine noch mit dem Felsen verbunden ist, schlingen sich um seine Hand- und Fußgelenke. Die Diagonale der Leinwand bildet ein Adler mit übergroßer Flügelspannweite, der mit seinem Schnabel in die Leber des Opfers hackt. Von rechts oben blickt der jugendliche Herold Hermes mit seinem breitkrempigen Hut, dem »Petasos, auf die Erde herab. In der linken Hand trägt er den Stab des Hermes, den »Caduceus, in der rechten Hand hält er einen grünen Zweig, hinter dem er sich die ganze Zeit über versteckt zu haben scheint.

  • Prometheus ist an einen Felsen gekettet, sein Körper ist verdreht und angespannt. Er blickt mit schmerzverzerrtem Gesicht nach oben. Seine Muskeln sind angespannt, was seinen Widerstand und seine Qualen verdeutlicht.

  • Der Adler, der von Zeus geschickt wurde, hackt mit seinem Schnabel in Prometheus' Leber. Der Adler ist groß und mächtig dargestellt, seine Krallen sind in Prometheus' Fleisch vergraben.

Diese Szene symbolisiert die ewige Qual, die Prometheus ertragen muss, da seine Leber sich jeden Tag regeneriert, nur um vom Adler erneut gefressen zu werden. Ob man in dem Bild eine Darstellung des trotz aller Qualen ungebrochenen Willens von Prometheus sieht oder in ihm, wie zahlreiche der Zeitgenossen, eine Art dämonischen  Luzifer, der seine gerechte Strafe für seine Hybris und den Versuch, den höchsten Gott zu betrügen, ist wohl bis heute dem Betrachter überlassen.

Baustein: Darstellungen des Prometheus-Mythos in der Bildenden Kunst untersuchen

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Gert Egle. zuletzt bearbeitet am: 22.11.2024

 
 

 
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