▪ WIE WIRD ERZÄHLT? (Zeitgestaltung, Perspektiven, Darbietungsformen
...)
▪
Überblick
▪
Darstellung von
Ereignissen
(Darbietungsformen)
▪
Überblick
▪
Darstellung
gesprochener Worte durch den Erzähler
▪
Darstellung von Gedanken
• Bausteine
•
Erzählformen und Erzählverhalten
(Petersen)
•
Darbietungsweisen
▪
Erzählerbericht und Figurenrede (Ältere
Erzähltheorie)
In
der
Kurzgeschichte • "Shared Cheatah" von •
Jens Ludwig werden verschiedene •
Darbietungsformen/-weisen zur ▪
Darstellung von
Ereignissen
(Darbietungsformen) ▪
Darvon
gesprochenen Worten durch den Erzähler oder zur ▪
Darstellung von Gedanken
verwendet. Der Leser erhält Einblick in die Gedanken und Gefühle der
Protagonistin, erlebt manches durch die verwendete direkte Rede hautnah
mit und wird durch den Erzählerbericht durch die Handlung geführt.
Für die ▪
schulische Analyse und Interpretation erzählender Texte werden hier die wesentlichen Aspekte, die Jürgen H. Petersen
(geb. 1937) (1993,
72006) zu den
• Darbietungsweisen ausführt, dargestellt und ergänzt, um Brücken zu anderen erzähltheoretischen Auffassungen zu bauen.
Damit soll auch das flexibel zu handhabende •
Repertoire unterschiedlicher Werkzeuge erhalten bleiben, das die ▪ "Werkzeugkasten-Fraktion" (Vogt
2011, S.10) immer wieder betont.
Hier werden die wesentlichen Aspekte zu den in dieser Kurzgeschichte
verwendeten Darbietungsformen, - arten oder -weisen überwiegend mit den
Kategorien der
älteren Erzähltheorie beschrieben, wie sie nachfolgenden Schaubild
dargestellt sind. Wo es sinnvoll erscheint, werden aber auch immer
wieder Brücken zu anderen erzähltheoretischen Auffassungen angeboten.
Damit soll auch das flexibel zu handhabende •
Repertoire unterschiedlicher Werkzeuge erhalten bleiben, das die ▪ "Werkzeugkasten-Fraktion" (Vogt
2011, S.10) immer wieder betont.
Diese Beispiele zeigen, wie der Autor verschiedene Erzähltechniken
einsetzt, um die Geschichte lebendig und vielschichtig zu gestalten. Der
Leser erhält Einblick in die Gedanken und Gefühle der Protagonistin,
erlebt die Dialoge hautnah mit und wird durch den Erzählerbericht durch
die Handlung geführt.

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Der überwiegend personal gefärbte Erzählerbericht, in den die die
direkte Rede und die
erlebte Rede eingebettet sind, dient zur ▪
Darstellung des
Geschehens, das in einer •
linear-chronologischen Reihenfolge erzählt wird. Lediglich
einmal denkt Yvonne, aus deren •
personaler
Perspektive (Sichtweise/personales
Erzählverhalten) erzählt wird, in einem kurzen Rückblick über
die Vergangenheit nach, als sie einmal
während einer Klausur neben Dimitrij platziert worden war. Der
personale Erzählerbericht ist dabei auf die
Innensicht des Erzählers beschränkt. Über Fähigkeit zur
Introspektion
in andere Figuren verfügt er nicht.
Über den Text
verteilt werden bestimmte Passagen in •
direkter
Rede (•
zitierte
Figurenrede, •
zitierte "Gedankenrede"(•
Gedankenzitat),
die stets mit
Anführungszeichen markiert ist, dargeboten.

Beispiele dafür
sind:
-
"Ja,
ja, Betten an die Wand!", konterte Christian, der
ganz hinten saß und damit die Lacher auf seine Seite zog.
-
"Das
geht alles von eurer Zeit ab", gab es dann von
vorne zu hören.
-
"Gott,
nee, das ist ja echt assi", rutschte ihr schon
beim raschen Überfliegen der ersten Aufgabe heraus.
-
"Was
guckst du so blöd, Affe?", briet sie ihm dafür
eins über.
Nur an einer Stelle
kommt es zu einem kurzen Dialog, als Yonne ihre Lehrerin
fragt, ob sie das Fenster öffnen darf, diese mit "Bitte, nur zu!"
antwortet und Pia, das Ganze mit ihrer Bemerkung "Mir
ist es aber zu kalt!" kommentiert.
Im Allgemeinen wird
die direkte Rede mit einem
verbum dicendi
oder verbum
credendi
in der
Inquit-Formel gestaltet. Mit ihrer Einbettung in die
Erzählerbericht, in dem die Äußerung meist aus der Sicht des
personalen Erzählers kommentiert und bewertet wird, tritt der
Erzähler allerdings nie, wie bei einer szenischen Darstellung, die
im Text nicht zu finden ist, hinter die Figuren zurück und bleibt
als vermittelnde Instanz spürbar. Bei der Verwendung als •
Gedankenzitat
(z.B. "Aber
hallo!, dachte sie"; "Mist, dieser blöde Vibrationsalarm",
dachte Yvonne.)
Die direkte Rede
erhöht den Eindruck der Authentizität der zitierten Äußerung und
dient auch zur
indirekten Charakterisierung ihres jeweiligen Sprechers. Sie
macht den Leser zum unmittelbaren Beobachter des Geschehens.
An
manchen Stellen des Textes nutzt der personale Erzähler die
Darbietungsform/-art der •
Erlebten Rede
(transponierte Figurenrede),
um für einen Moment nahezu völlig hinter die Figur zurückzutreten (Innensicht),
indem er mit oder ohne redeeinleitendes Verb (verbum dicendi)
in der 3. Person Indikativ Präteritum deren Gedanken darbietet.
unartikulierte, unstrukturierte und halbbewusste Regungen einer Figur
auszudrücken
-
"Ein
Was bitte?" Die
emphatische
rhetorische Frage, die sich Yvonne in Gedanken stellt, kann auch
als ▪
innerer Monolog aufgefasst werden und unterstreicht in ihrer
emotionalen und affektiven Färbung, wie wenig Yvonne mit der
gestellten Aufgabe anfangen kann.
-
"Aber
hallo!, dachte sie, als sich ihr Blick mit dem der Lutz traf.
Jetzt war sie ins Visier geraten, denn so ein Blick
verrät eben alles." In dem zweiten Satz wechselt die das
Tempus. Während der erste Teil des Satzes dem Bewusstsein der
Erzählerfigur zugeordnet werden kann, ist dies bei dem
nachgeordneten Denn-Satz, in dem das Tempus des Verbs im
Indikativ steht, nicht der Fall. Dieser Satz liest sich wie ein
auktorialer Kommentar und würde dann auf ein in diesem Satz
vorhandenes Fluktuieren zwischen der sonst dominierenden ▪
personalen Erzählperspektive und der ▪
auktoriale
Erzählsituation, der hier einen Kommentar abgibt, oder einen
kurzen Wechsel (Fluktuation) von der erlebten Rede zum ▪
inneren Monolog hindeuten.
-
"Wie
war noch gleich der Trick mit der Colaflasche, deren Etikett sich so
großartig als Spicker präparieren ließ?"
-
"Und Cheatah?
Der hatte die Ruhe
weg." Mit ihrer Frage und der nachfolgenden Bemerkung, über die
"Coolness", mit der Dimitrij die Sache angeht, bringt Yvonne ihre
eigene Angespanntheit zum Ausdruck. Die deiktische Verwendung des
Artikels "der" kennzeichnet hier zusätzlich die erlebte Rede.
-
"Yvonne musste einfach grinsen."
Die Verwendung des Abtönungspartikels "einfach", der zwar
andersartige Reaktionen einschließt und des Modalverbs "müssen"
verstärkt die subjektive Qualität der Formulierung im Sinne der
erlebten Rede.
-
"Alles
Verstellung, denn jeder wusste, dass sie mit Spickern, sie nannte das
immer "Täuschungsversuch", kurzen Prozess machte."
Dazu kommen weitere
Beispiele.
Insgesamt dient die in der Geschichte verwendete erlebte Rede stets
dazu, meist kurze subjektive, flüchtige,
in sich widersprüchliche, affektiv geprägte Zustände, Phasen und
Reflexe der Psyche (vgl.
Vogt
1990, S.166-173) Yvonnes, aus deren personaler Perspektive die
Geschichte erzählt wird, darzustellen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
03.07.2024
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