Der Umgang mit • Künstlicher
Intelligenz (K) im Literaturunterricht und ihre Nutzung für das
•
literarische Lernen steckt noch in den Anfängen.
Ein erstes Fazit dazu haben
Carolin Führer und Daniel Nix (2023) auf der Tagung DeutschGPT –
Konferenz zum Deutschunterricht in Zeiten von Chatbots und KI gezogen,
die am 21. Juli 2023 an der Ludwig-Maximilians-Universität München
stattgefunden hat-
"ChatGPT kann literarisches Lernen anregen und literarische
Lesehaltungen potentiell befördern. Dies zeigt sich bezüglich der
Prompts sowie der Weiterverarbeitung der Texte, Voraussetzung dafür ist
jedoch, dass Lesekompetenz und literarisches Verständnis bereits
entwickelt ist. Es können große Matthäus-Effekte bei der Nutzung von
ChatGPT begründet erwartet werden: Schwächere Leser:innen werden stärker
Interpretationen anfordern und diese eher unreflektiert übernehmen,
stärkere Leser:innen werden Anregungen finden und Ko–Konstruktionsprozesse
initiieren. ChatGPT liefert derzeit vorrangig inhaltliche Unterstützung
bei und bringt allgemeines Weltwissen in die Textbegegnung ein,
spezifisch literarische Impulse und Unterstützung bei ästhetischem
Verstehen finden derzeit nicht statt. Daher kann der Chatbot derzeit nur
Hilfsmittel für längere, bekannte Texte in vorbreitenden Phasen sein. Im
literarischen Gespräch im Klassenzimmer ist dann eine personale
Involvierung gefordert, die auf ästhetische Facetten detailliert eingeht
und die Polyvalenz von Texten in der menschlichen Interaktion
herausarbeitet." (Quelle:
Book of Abstracts zu DeutschGPT – Konferenz zum Deutschunterricht in
Zeiten von Chatbots und KI, 2023, S.11)
In Bezug auf • Franz Kafkas
Erzählung •
Auf der Galerie lassen
sich verschiedene Möglichkeiten des Einsatzes von Künstlicher
Intelligenz im Rahmen der Textarbeit gestalten.

Vergleichende Interpretation
Aufgabentypen für
die vergleichende Textinterpretation
Auch wenn es aus
literatur- und schreibdidaktischen Gründen allgemein zu
empfehlen, ist dass die Schreibaufgaben für die
textvergleichende Interpretation Angaben zu dem oder den
geforderten Vergleichsaspekt(en) machen sollte, gibt es
Aufgabenstellungen, die dazu keine expliziten Angaben machen
oder verschiedene Arbeitsaufträge erteilen, von denen nur einer
den gewünschten Vergleich einfordert.
Wird der
Vergleichsauftrag mit Hilfe des ▪
KMK-Operators ▪ "vergleichen",
der vorgibt, dass in einem solchen Fall nach vorgegebenen oder selbst gewählten Gesichtspunkten
problembezogen Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede ermitteln
und darstellen werden sollen, wird die Bandbreite in offenen und stärker
mit Relevanzinstruktionen gelenkten Aufgabenformaten bei der
textvergleichenden Interpretation abgesteckt.
Bei der
Konzipierung von Schreibaufgaben für die textvergleichende
Interpretation ist besonders zu beachten, dass sie nicht so
leicht zum bloßen Aufzählen von Gemeinsamkeiten verleiten
können, sondern Textanalyse und Interpretation als Wege zur
Problemlösung stets eng aufeinander bezogen und
Ineinander greifende Operationen darstellen müssen.
Dies wird an
nachfolgenden Beispielen deutlich (vgl.
Kepser/Abraham 42016,S. 265):
-
Analysieren
und interpretieren Sie den Text A und vergleichen Sie ihn
anschließend mit dem Text B.
oder
-
Vergleichen
Sie Text A mit B im Hinblick auf die Aspekte XY und
formulieren Sie im Anschluss daran eine Gesamtdeutung.
oder
-
Beschreiben
Sie Aufbau und Form von Text A und B. Vergleichen Sie Text A
und B unter den Aspekten XY.
oder im völlig
offenen Aufgabenformat:
-
Interpretieren Sie Text A und B im Vergleich.
Grundsätzlich
ergeben sich aus solchen den Textvergleich einfordernden
Schreibaufgaben drei verschiedene Verfahren die auch zu
unterschiedlichen Arbeitsgliederungen und ▪
Schreibformaten beim
Aufbau der Textinterpretation führen:
-
Getrennte
Analyse und Interpretation der Texte mit einem daran
anschließenden Vergleich (Aufgabentyp 4)
-
Getrennte
Beschreibung und Analyse der Texte und anschließender
aspektgesteuerter Vergleich unter einer nicht explizit
verlangten, aber implizit geforderten
Interpretationsperspektive (Aufgabentyp 3)
-
Verzicht auf
eine umfassende Einzeltextanalyse; Analyse von Text A und
anschließender Vergleich mit Text B unter den bei der
Analyse von A vorgegebenen oder selbst entwickelten oder
festgestellten Vergleichspunkten und -kriterien (Aufgabentyp
2)
-
Analyse der zu
vergleichenden Texte auf der Basis selbst entwickelten
Vergleichsgesichtpunkten (Aufgabentyp 4)
Die Aufgabentypen
sind mehr oder weniger stark an
textsukzessiven oder an
textstrukturierenden Bearbeitungsstrategien orientiert,
können aber auch für unterschiedliche Teile, in denen mehr
aspektorientiert analysiert wird (textstrukturierende
Bearbeitungsstrategie) oder in denen mehr hermeneutisch
interpretiert (textsukzessive Bearbeitungsstrategie) mal so oder
mal so zum Zuge kommen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.10.2024