▪
Figurengestaltung in dramatischen Texten ▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren ▪
Figurencharakterisierung
▪
Techniken
der Figurencharakterisierung in dramatischen Texten
▪
Auktoriale Techniken
▪
Figurale
Techniken
▪
Literarische Charakteristik
Zur
▪
literarischen Charakteristik
▪
Nathans in
▪
Lessings
Drama ▪ »Nathan der Weise« lassen
sich u. a. die folgenden Aspekte und Textstellen heranziehen:
-
jüdischer Kaufmann, der mit Geschick und bedachtsamem Umgang mit
Geld zu großem Reichtum gekommen ist
-
lebt in Jerusalem mit seiner angenommenen Tochter Recha und der
christlichen Haushälterin Daja zusammen
-
hat in der Vorgeschichte des Dramas (story)
(18 Jahre vor Beginn der dramatischen Handlung =
plot)
bei einem von Christen verübten Judenpogrom in Gath, seine Frau und
seine sieben Söhne verloren; sie sind beim Brand des Hauses von
seinem Bruder verbrannt; bis zu seiner Mitteilung an den Klosterbruder
hat er die Vorfälle noch niemandem mitgeteilt
-
(IV, 7 - Nathan: "Ihr ist
wohl aber nicht, dass wenig Tage / Zuvor in Gath, die Christen alle
Juden / Mit Weib und Kind ermordet hatten; wisst / Wohl nicht dass
unter diesen meine Frau / mit sieben hoffnungsvollen Söhnen sich /
Befunden")
-
hat in der Vorgeschichte des Dramas (story)
nach der Überwindung seines Hasses auf die Christen vom
Klosterbruder, der als Reitknecht in den Diensten seines gefallenen
Freundes Wolf von Filnek war, dessen wenige Wochen alte Tochter
Recha / Blanda übergeben bekommen und seitdem als Vater
aufgezogen
-
(IV, 7 - Nathan: "Indem
stiegt Ihr / Vom Pferd und überreichtet mir das Kind [...] / Was Ihr
/ Mir damals sagtet; was ich Euch: hab' ich / Vergessen),
-
(V,8
- Nathan über Wolf von Filnek / Assad: "Er war mein
Freund.")
-
kommt mit einer Menge Bargeld und vielfältigen Waren von einer
Reise von Babylon nach Jerusalem zurück
-
I,1
- Nathan
-
II,2
- Sittah: "Den Reichen nennt es ihn / Itzt mehr als je. Die ganze
Stadt erschallt, / Was er für Kostbarkeiten, was für
Schätze / er mitgebracht."
-
II,3:
- Sittah "unermesslichen Reichtümer [...], die keinen mindern
Quell verrieten" - "Sein Saumtier treibt auf allen Straßen,
zieht / Durch alle Wüsten; seine Schiffe liegen / In allen
Häfen."
-
III,7 - Nathan:
"Fast hab' ich / Des baren Gelds zu viel.")
-
seine kaufmännische Vernunft dominiert vor persönlichen
Freundschaftsbeweisen,
-
als er seinem Freund Al-Hafi in dessen Rolle
als Schatzmeister Saladins keinen Kredit gewähren will (I,
3),
-
seine Dankbarkeit für die Schonung des Tempelherrn durch
Saladin lässt ihn diese Haltung jedoch ändern:
(II,7 "Und kaum kann
ich es nun erwarten, was / Er mir zuerst befehlen wird. Ich bin /
Bereit zu allem; bin bereit, ihm zu / Gestehn, dass ich es Euretwegen
bin."
-
die Charaktereigenschaft der Weisheit (Nathan der Weise) wird ihm
ausdrücklich zugeschrieben und
ist gemeinhin unumstritten.
Im Einzelnen schreiben ihm die folgenden Figuren die
Charaktereigenschaft zu.
-
Al-Hafi
(I,
3 u.
II,2)
-
Daja (I,6:
Sein Volk verehret ihn als einen Fürsten / Doch dass es
ihn den Weisen Nathan nennt / Und nicht vielmehr den
Reichen, hat mich oft / Gewundert.")
-
Sittah (III,4)
-
Saladin
(III,5 und
III,7)
-
Tempelherr (III,10)
.
-
in drei großen Erziehungsgesprächen zeigt sich darüber hinaus
Nathans Weisheit:
-
Gespräch mit Recha über ihren Wunderglauben (I,2)
-
Gespräch mit dem Tempelherrn über (religiöse) Vorurteile und die
Überwindung von religiösem Dogmatismus (II,5)
-
Gespräch mit Saladin über den Wahrheitsanspruch der drei großen
Offenbarungsreligionen (III,5 und
III,7)
-
belehrt u. a. Saladin mit der Ringparabel und schließt Freundschaft
mit ihm
(III,7
- Saladin)
-
partnerorientiertes, auf rationale Überzeugung setzende, aber auch
Gefühle berücksichtigende, dadurch z. T. auch empathische
Erziehungsarbeit Nathans gegenüber Recha, dem Tempelherrn und
Saladin; allerdings offenbar ohne Erfolg bei Daja, die er letztlich
nicht überzeugen, sondern nur mit Vergünstigungen gewinnen kann
-
schließt persönliche Freundschaften über die Konfessionsgrenzen
hinweg
-
V,8: in der Vorgeschichte
mit Wolf von Filnek / Assad
-
I, 3
mit dem muslimischen Bettelmönch Al-Hafi
-
II,5
mit dem Tempelherrn,
III,7 mit
Saladin)
▪
Figurengestaltung in dramatischen Texten ▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren ▪
Figurencharakterisierung
▪
Techniken
der Figurencharakterisierung in dramatischen Texten
▪
Auktoriale Techniken
▪
Figurale
Techniken
▪
Literarische Charakteristik
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.05.2021
|