Die nachfolgende Kurzbiographie zu ▪ Johann Michael
Moscherosch (1601-1669) stammt von Karl Müller (1863).
"Hans Michael Moscherosch, stammt aus einer aragonischen
Ritterfamilie, deren Ahnherr im Jahre 1520 als kaiserlicher
Hauptmann mit Karl V. nach den Niederlanden zog. Nach Karls Rückkehr
blieb dieser Marzloff von Musenrosch, wie der ursprüngliche Name der
Familie lautete, gefesselt durch die Liebe zur Tochter eines
niederländischen Edelmannes in Aachen zurück und folgte später deren
Eltern nach Straßburg, wo er die Geliebte heirathete. Sein Sohn
nannte sich von Mosenrosh, und dessen Nachkomme veränderte den Namen
in Moscherosch und begab sich, weil die Familie durch unglückliche
Prozesse herabgekommen war, seiner Adelsvorrechte. Diesem wurde 1578
ein Sohn, Michael Moscherosch, der Vater unseres Philander, geboren;
derselbe bekleidete die Amtmannsstelle zu Wilstädt, unweit Straßburg
gelegen, und war wegen seiner Redlichkeit ein allgemein geachteter
Mann. Aus seiner Ehe mit Veronika Peck, welche aus einer
ansehnlichen dänischen Adelsfamilie stammte – ihre Großmutter war
die Schwester des berühmten Ritters Sebastian Schärtlin von
Burtenbach (1496-1577) – gingen zwölf Kinder hervor, von denen als
der älteste Johann Michael am 5. März des Jahres 1601 geboren wurde.
Nach einer sorgfältigen Erziehung seitens seiner frommen Eltern
wurde der Knabe, der vortreffliche Gaben in sich spüren ließ, im
elften Jahre auf die lateinische Schule nach Straßburg geschickt, wo
er auch 1620 die Hochschule bezog, um sich dem Rechtsstudium zu
widmen. Seine öffentlichen Zeugnisse, sowie der Umstand, daß er
1624, als er sich um die Magisterwürde bewarb, unter 24 gelehrten
Magistern "unter beifälliger Zustimmung der ganzen Universität" den
ersten Platz erhielt, beweisen, daß er seinen guten Kopf aufs beste
angewendet hat.
Darauf zog er mit Bewilligung seiner Eltern nach Frankreich, um
die französische Sprache und die Welt kennen zu lernen. Nach seiner
Rückkehr nahm er von den vielen Anerbietungen im Jahre 1626 die
Hofmeisterstelle bei den Söhnen des Grafen Philippsen von
Leinungen-Dagsburg, Herrn zu Appermont, an und versah sie zwei Jahre
lang rühmlichst und treulichst. Bald nach seiner im Jahre 1628
erfolgten Verheirathung mit der frommen Esther Ackermann, der
Tochter eines Juweliers zu Frankenthal, begab er sich nach
Crichingen, wohin ihn der »Freiherr
Peter Ernst von Crichingen und Püttingen zu seinem Amtmann
berufen hatte. Hier lebte er "in einer friedlichen und gesegneten
Ehe, in welcher er vier Kinder erzielte", von denen ihn jedoch nur
ein Sohn, Ernst Bogislaus, überlebte. Im Jahre 1634 entriss ihm der
Tod seine "fromme Hester" und bald darauf auch seinen Vater; doch
ging er noch in demselben Jahre seine zweite Ehe mit Maria Barbara
Paniel ein, die er schon im November 1635 wiederum verlor auf der
Reise nach Straßburg, wohin er seine Familie vor den Feinden in
Sicherheit bringen wollte. In Straßburg hielt er sich bei einem
seiner Brüder, der daselbst Arzt war, und bei seiner verwitweten
Mutter auf, bis ihn 1636 der »Herzog
Ernst Bogislav von Croy und Arschot zu seinem Rath und Amtmann
in der Herrschaft Vinstingen an der Saar berief. Kurz darauf
verheirathete er sich zum dritten Mal mit Anna Maria Kilburger, der
Tochter eines reichsgräflichen Amtssekretärs in Biedburg, die ihm
zehn Kinder gebar.
Während seiner Amtmannschaft in Vinstingen hatte er schwer unter
den Stürmen des Krieges zu leiden; dreimal wurde er ausgeplündert
und schwebte mit den Seinigen wiederholt in Todesgefahr. Einmal
wurde plötzlich Lärm geschlagen: der Feind sei vor dem Thor, sei
schon in der Stadt! Während Moscherosch, ohne soviel Zeit zu haben,
seine Kinder zu segnen, mit seinem Gewehr auf seinen Posten lief,
sprang seine Frau aus dem Kindbett und eilte dem Schlosse zu in
solcher Hast, daß sie ihr vierzehntägiges Töchterchen in der Wiege
zurückließ. "Als ich hernach fragte," so schreibt er selbst, "wo
euer Schwesterlein Ernestin-Amely wäre, da ist eurer Mutter erst
eingefallen, daß es unter einem Pack Windeln in dem großen Schrecken
und der Angst war verborgen worden. Das muß ja eine Trübsal sein, da
auch eine Mutter ihres noch säugenden Kindes vergessen kann!" Doch
immer rettete ihn Gottes Hilfe. Zu dem Schrecken der plündernden und
mordenden Kriegsknechte, deren Treiben er im "Soldatenleben" so
getreu und lebendig geschildert hat, kam noch der Hunger und die
grausame Pest, an der er selbst erkrankte. Er half den Armen, soviel
er konnte, so daß er selbst darunter Mangel leiden mußte; als es an
Leuten gebrach, bebaute er selbst seinen Acker und ließ es sich
recht sauer werden, da er daneben noch seine mühseligen
Amtsgeschäfte verrichten mußte.
Aber all dieses Unglück hat ihm nicht so weh getan, als die
heimliche Verfolgung derer, die sich ihm als seine Freunde, in der
That aber als seine "höhnischen, ungerechten und wüthenden Feinde"
erwiesen. Er muß in Wahrheit viel von diesen "Neidhunden und
Anstiftern" gelitten haben, die ihn haßten, weil er es mit dem
Rechten hielt, weil er dem Nothleidenden half und nicht in ihre
Untreue und Falschheit einwilligen wollte.
Endlich jedoch nöthigten ihn die drohenden Gefahren Vinstingen zu
verlassen und die Seinen wieder nach Straßburg in Sicherheit zu
bringen. Hier blieb er nicht lange, da er nach einiger Zeit von der
Krone Schweden zum Staatssekretär und Kriegsrath nach Benfelden
berufen wurde. (Benfelden ist eine kleine Stadt und ehemalige
Festung im Elsaß, drei Meilen oberhalb Straßburg an der Ill. Die
Schweden mußten dem Westfälischen Frieden zufolge die Festungswerke
schleifen.) Recht gelegen kam es Moscherosch, da er "mit Kindern
ziemlich gesegnet ward und seine Gedanken auf ein ruhigeres Leben
richtete, um seine Kinder in der Furcht Gottes besser erziehen zu
können", daß ihm mehrere vorteilhafte Aemter angeboten wurden.
Von den vielen ehrenden Anerbietungen wählte er die
Sekretariatsstelle in Straßburg. Von hier aus folgte er dem Rufe des
Grafen Kasimir von Hanau und Zweibrücken, der ihn zu seinem geheimen
Rath ernannte. In dieser Stelle bewährte er sich so, daß er zum
Präsidenten der Kanzlei und Kammer, sowie zum Kriegs- und
Kirchenrath erhoben wurde. – Aber Neid und Haß machten ihm auch hier
das Leben sauer, so daß er es um seiner Ruhe willen für gut hielt,
diese Aemter niederzulegen. Doch gewährte es ihm Trost, daß ihn sein
Herr überall empfahl. Dadurch wurde er bald danach vom Kurfürsten
Johann Philipp von Mainz "zu einem Rath von Haus" aufgenommen und
späterhin von der Landgräfin Hedwig Sophia, regierenden Fürstin in
Hessen, 1664 nach Kassel berufen und gleichfalls zu einem "Rath von
Haus aus" bestellt. Diese Aemter behielt er bis an sein Ende.
Daneben versah er auch noch die Raths- und Oberamtmannsstelle beim
Grafen Kratz und dieselben bei dem Rheingrafen zu Dhaun und Kirburg,
wo er sich tüchtig bewährte. – Hier sammelte er die Erfahrungen, die
er in der "Hofschule" niedergelegt hat.
Als nun das Alter mit Gewalt hereinbrach, begab er sich zur Ruhe,
wollte aber vorher seinen Kindern das Ihrige ordnen. Daher unternahm
er von Dhaun aus mit Frau und Kindern eine Reise nach Frankfurt zu
seinem Sohn Ernst Bogislaus, der dort Lehrer am Gymnasium war.
Unterwegs in Worms befiel ihn eine "hitzige Schwachheit", welche
zunahm und ihn nöthigte zu bleiben. Er fühlte sein nahes Ende,
wählte noch selbst seinen Leichentext, Hosea 14, 4 "Laß die Waisen
bei dir Gnade finden," und starb den 4. April 1669 im 69.
Lebensjahre."
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Johann Michael Moscherosch (Wikipedia)
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Barock (1600-1720)
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Überblick
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Der
Dreißigjährige Krieg 1618-148
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.12.2024