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Das Thema Schuld nimmt in
Bernhard
Schlinks Roman »Der
Vorleser« eine herausragende Rolle ein. Die Beziehung von
Hanna
und Michael
wirft oft die Frage nach persönlicher Schuld der beiden Beteiligten auf, die
Vergangenheit Hannas als SS-Aufseherin in Krakau steht im Zeichen von Schuld
und das Verhältnis der Elterngeneration, die den Nationalsozialismus erlebt
hat, wird von der nachfolgenden Generation unter dem Blickwinkel von
kollektiver Schuld betrachtet. So ist denn auch die Bewertung von Schuld
einer der wichtigsten Aspekte der Schuldproblematik. Dabei ist der Begriff
Schuld allein schon dadurch mehrdeutig, dass er in unterschiedlichen
Zusammenhängen anderes beinhaltet. (vgl.
Text: Schuld)
Die beiden Hauptfiguren sind unterschiedlicher Weise "schuldig".
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Hanna trägt als ehemalige SS-Aufseherin strafrechtliche, und damit
persönliche Schuld durch ihre Mitwirkung bei der Ermordung von mehreren
hundert Gefangenen, worüber Anklage und Urteil keinen Zweifel lassen. Dazu
trifft sie auch moralische Schuld am Tod der Gefangenen.
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Michael leidet unter Schuldgefühlen gegenüber Hanna, zunächst aus
Verlustängsten, dann durch die Verleugnung Hannas, später im Prozess wegen
seiner Erkenntnis von Hannas Analphabetismus, aber insbesondere wegen
seiner Liebe zu einer NS-Täterin. Seiner Ängste und Schuldgefühle kann er
sich nur mit verschiedenen
Abwehrmechanismen erwehren (Betäubung).
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