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Grundprobleme schottischer Politik im 16. Jahrhundert
▪
Genealogie der
Tudors und Stuarts
Der
historische Hintergrund zu
Schillers
Drama »Maria
Stuart« umfasst vor allem die Geschichte Englands unter Heinrich
VIII. und Elisabeth I.
Elisabeth I. |
Maria Stuart |
Stenogramm
Heinrich VIII. -
Katharina von Aragón (1. Frau Heinrichs VIII-) -
Artur, Heinrichs
VIII. Bruder -
Heirat Heinrichs VIII. mit Kathrina von Aragon -
Maria Tudor
-
Annullierung der Ehe mit Katharina -
Anne Boleyn (2.
Frau) -
Elisabeth (Geburt) -
Hinrichtung Anne Boleyns -
Jane
Seymour (3. Frau) -
Eduard
(Geburt) -
Leben Elisabeths unter Heinrich VIII. -
Catherine Howard (4. Frau) -
Maria
Stuart (Geburt) -
Regelung der
Thronfolge -
Tod
Heinrichs VIII. -
Maria Stuart als Kind nach Frankreich
Eduard VI. -
Elisabeth im Prozess gegen Seymore -
Maria Tudor
Königin -
Maria Tudors Heirat mit Philipp II. von Spanien -
Elisabeth im
Tower -
Tod Maria Tudors -
Elisabeth I. Königin von England -
Heiratspolitik -
"The
Virgin Queen" -
Uniformitätsakte -
Maria Stuart Königin von Frankreich -
Vertrag
von Edinburgh -
Maria Stuart gegen Vertrag von Edinburgh -
Maria Stuart verliert französische Krone wieder -
Elisabeth pockenkrank -
Elisabeth bietet Maria Robert Dudley als Ehemann an -
Maria Stuart heirat Darnley -
David Rizzio wird
ermordet -
Jakob VI.
geboren -
Maria
Stuarts Annäherung Bothwell -
Ermordung
Darnleys -
Prozess
gegen Bothwell -
Bothwell setzt Maria Stuart fest -
Maria Stuart heiratet Bothwell -
Maria
Stuart muss abdanken -
Maria Stuart sucht Hilfe in England -
Konspirationspläne Maria Stuarts von Anfang an -
Norfolk-Affäre -
Elisabeth vom Papst exkommuniziert -
Maria Stuart konspiriert weiter -
Ridolfi-Verschwörung -
Bartholomäusnacht in Frankreich -
Maria Stuart schließt ihren Sohn von der englischen Thronfolge aus -
Papst erteilt Freibrief zur Ermordung Elisabeths -
Throckmorton-Verschwörung -
Wilhelm von
Oranien -
Act
for the Queen's Safety -
William Parry
-
Babington-Verschwörung -
Nau und
Curl -
Maria
Stuart in Fotheringhay -
Prozess
gegen Maria Stuart -
Abschiedsbrief Maria Stuarts an Elisabeth -
Elisabeth unterschreibt das Todesurteil gegen Maria Stuart -
Hinrichtung Maria Stuarts -
Reaktionen Elisabeths auf die Hinrichtung -
Elisabeth I. |
Maria Stuart |
28.6.1491
Heinrich VIII., König von England 1509 bis 1537, wird als zweiter
Sohn Heinrichs VII. und der Elisabeth von York in Greenwich geboren.
1501
Der ältere Bruder Heinrichs VIII. und Thronfolger Heinrichs VII.,
Artur (1486-1502), wird am 14.11.1501 mit Katharina von Aragón (1485-1536) verheiratet.
1502
Nach dem Tode seines 15-jährigen älteren Bruders Artur am 2.4. 1502 wird
Heinrich VIII. Thronfolger und mit der Witwe Arturs,
Katharina von Aragón (1485-1536), verheiratet.
1509
Heinrich VII. stirbt am 21.5.1509, tags darauf wird Heinrich VIII.
(knapp 18-jährig) zum König ausgerufen.
1512
Ein Feldzug Heinrichs VIII. mit Spanien gegen
Frankreich scheitert. Heinrich VIII. kann damit sein Ziel, die Krone Frankreichs
wiederzuerlangen, nicht realisieren. Die Krone Frankreichs wird von
England seit der Zeit beansprucht, als sein Onkel Heinrich VI. (1421-1472) sie 1429 erworben hatte. (Fortsetzung des Hundertjährigen Krieges mit Frankreich, Ende erst 1453).
1513
Unter seiner eigenen militärischen Leitung siegt Heinrich VIII. in einem
erneuten Feldzug gegen Frankreich (»Battle of Spurs«); Eroberung von
Terouenne und Tournay durch die Engländer.
Während seiner Abwesenheit siegt die Regentin in der blutigen Schlacht
von Flodden vernichtend über den Schottenkönig Jakob IV. (1473-1513),
den Großvater von Maria Stuart (1542-1587).
1516
Katharina von Aragón schenkt einer Tochter, namens Maria (Maria Tudor
(1516-1558, Königin von England 1553-1558) das Leben.
1519
In Frankfurt wird der
Habsburger Karl I. (1500-1558) von Spanien als
Karl V. (bis 1555) zum deutschen Kaiser gewählt. (Mitbewerber: Franz I. von Frankreich und Heinrich VIII.) Nach der
Wahl anhaltende Rivalität zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich,
die das westliche Europa im Kampf um die Vorherrschaft auf dem Kontinent ein Vierteljahrhundert lang in Kriege
verstrickt.
1520
Heinrich VIII. schließt bei einem Treffen mit Karl V. in Gravelines eine Heiratsvereinbarung:
Karl V. soll sich später
mit der Tochter Heinrichs VIII. Maria Tudor verheiraten, die zu diesem
Zeitpunkt erst vier Jahre alt ist. In der weiteren machtpolitischen Auseinandersetzung zwischen Spanien und
Frankreich spielt Heinrich VIII. danach das Zünglein an der Waage und
ist nach außen hin um eine Gleichgewichtspolitik bemüht.
1521
Beginn der Reformation: Bannbulle gegen Luther; Heinrich VIII.
wendet sich in seiner Schrift Assertio sacramentorum adversus
Martinum Lutherum gegen Luther und erhält dafür vom Papst Leo
X. den Ehrentitel Defensor fidei (Verteidiger des Glaubens)
verliehen.
1523
Erneuter Eintritt Heinrichs VIII. in die Kampfhandlungen mit
Frankreich: Ein
englisches Truppenkontingent von zehntausend Mann dringt bis auf 75
Kilometer nach Paris vor, muss sich aber dann wieder zurückziehen.
1525
Nach seinem entscheidenden Sieg über die Franzosen und der Gefangennahme
von Franz I. von Frankreich erfüllt Karl V. die Hoffnungen Heinrichs
VIII. nach einer Aufteilung Frankreichs und der lange ersehnten
Übernahme der französischen Krone nicht und muss sich fortan mit
Frankreich arrangieren. In der Folgezeit kommt es wegen des drohenden
habsburgischen Übergewichts und wegen dem Plan Heinrichs VIII., sich von
Katharina von Aragon, der Tante des Kaisers, scheiden zu lassen,
zu Spannungen zwischen England und Spanien.
1527
Heinrich VIII. unterrichtet seinen Lordkanzler, Kardinal Wolsey,
von seinen Scheidungsabsichten. In der Hoffnung, dass Heinrich VIII.
nach seiner Scheidung eine französische Prinzessin heiraten würde, um so
ein Gegengewicht zur kaiserlichen Vorherrschaft zu schaffen, beruft
Wolsey für den 17.Mai 1527 - drei Wochen nach dem »ewigen Bündnis« mit
Frankreich - ein Kirchengericht ein, das den Scheidungsprozess verhandeln
soll. Da die Entscheidung aber nach Rom delegiert wird, zieht sie sich
hin. Der Grund dafür: Der Papst, der sich mit Frankreich gegen Spanien
verbündet hat, muss zusehen, wie Rom von den Truppen Karls V.,
monatelang geplündert wird (Sacco di Roma) und gerät dadurch unter die
Kontrolle des Kaisers. Der wiederum hat begreiflicherweise kein
Interesse an der Scheidung Heinrichs VIII. von seiner Tante Katharina
von Aragón.
1529
Im
Frieden von Cambrai zwischen Spanien und Frankreich muss
Frankreich seine Ansprüche auf Italien aufgeben. England bleibt bei der
neuen Friedensordnung außen vor.
1533
Eine durch den Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, einberufene
Gerichtsversammlung im Mai 1533 erklärt
Heinrichs VIII. Ehe mit
Katharina für ungültig und schließt damit seine Tochter Maria als
uneheliches Kind von der Thronfolge aus. Der Papst annulliert dieses
Urteil und exkommuniziert Heinrich VIII., der zu diesem Zeitpunkt schon
mit seiner späteren zweiten Frau, Anne Boleyn (1501-1536), zusammenlebt. Er heiratet diese in Erwartung eines
männlichen Thronfolgers noch vor ihrer Niederkunft mit
Elisabeth (7.9.1533-24.3.1603, Königin von England 1558-1603)
heimlich Anfang des Jahres. Der Widerstand der
katholischen Kirche veranlasst den Bruch des englischen Königshauses mit
dem Papsttum der katholischen Kirche, der sich mit verschiedenen Etappen
bis 1536 vollzieht.
Der
Act in Restraint of Appeals schafft die
Appellationsmöglichkeiten nach Rom ab und legt fest, dass sämtliche im
Land selbst entstandenen Rechtsstreitigkeiten auch im Land selbst zu
entscheiden sind. Oberste Rechtsprechungsinstanz in Kirchensachen wird
dadurch der Erzbischof von Canterbury, der an der Spitze der englischen
Nationalkirche steht.
1533
Elisabeth I.
wird als Tochter von
Heinrich VIII.,
König von England 1509 bis 1537,
und
Anne Boleyn
(1501-1536)
am 7.9.1533 geboren. |
1534
Heinrichs VIII. erster Succession Act legt fest,
dass die mit Anne Boleyn gezeugten Kinder als legitime Thronfolger
anzusehen sind.
Act of Supremacy bestimmt die völlige Unabhängigkeit der
englischen Nationalkirche von Rom: Neuordnung geistlicher
Gerichtsbarkeit, Lehrhoheit innerhalb der Nationalkirche, Recht zur
Ernennung der Bischöfe, Erhöhung der Abgaben von Geistlichen an die
Krone, Aufhebung der geistlichen Privilegien. Heinrich VIII. wird
Oberhaupt der Kirche von England. Er verlangt den Eid
seiner Untertanen auf die Suprematsakte. Wer sich weigert, wird wie
Thomas Morus, der ehemalige Reichskanzler, oder John Fisher, der Bischof von Rochester, hingerichtet.
Heinrich VIII. führt nicht die Reformation in England ein, sondern
schafft eine romfreie katholische Staatskirche, die sich im Laufe des
späten 16. Jahrhunderts zur anglikanischen Kirche entwickelt. In
Glaubenslehre und Liturgie bewahrt sich die englische Kirche
grundlegende katholische Glaubenssätze wie z.B. die Sakramentenlehre,
eignet sich aber auch zahlreiche protestantische Auffassungen an.
1536
Eingriffe Heinrichs VIII. in die Autonomie der Klöster, die ab
einer bestimmten Größe geschlossen werden und deren Besitz an die Krone
geht; von 1640 an werden die verbleibenden Klöster aufgelöst.
Aufstandsbewegung im Norden Englands (bewaffnetes Pilgerheer von 35.000
Mann, »Pilgrimage of Grace«) bedroht die "Reformation von oben" .
Sie kann gestoppt werden, weil Heinrich VIII. zusagt, die Forderungen der
Aufständischen zu erfüllen (Beibehaltung der Bindungen zur Papstkirche und Erhaltung der Klöster)
gestoppt werden. Heinrich VIII. hält aber die Zusagen nicht ein.
Anne Boleyn wird unter fadenscheinigen
Gründen hingerichtet, ihre Tochter Elisabeth für illegitim
erklärt.
1536
Elisabeth wird nach der Hinrichtung ihrer Mutter Anne Boleyn
am 19.5.1536 wegen Ehebruchs für illegitim erklärt und
von der Thronfolge ausgeschlossen. Elisabeth wird nach Hatfield, in einen
weit entfernten, bescheidenen Backsteinpalast, gebracht. |
1537
Heinrich VIII. heiratet Jane Seymour (1509-1537), die ihm am 12. Oktober 1537 den erwünschten
männlichen Thronfolger,
Eduard (1537-1553; König von England von 1547-1553) gebärt. Die
Mutter stirbt im Wochenbett am 24. Oktober.
1537-1547
Nach der Geburt des männlichen Thronfolgers Eduard wird vom
Parlament die Thronfolge in der Reihenfolge Eduard, Maria Tudor und Elisabeth
festgelegt, was von Heinrich VIII. später in seinem Testament
bestätigt wird. Elisabeth verbringt von ihrem 10. Lebensjahr an
unter der Obhut von
Catherine Parr (1514-1548),
der sechsten Frau Heinrichs VIII., viel Zeit mit ihrem Halbbruder
Eduard.
Elisabeth, die als illegitime Tochter des Königs weiterhin an
offiziellen Zeremonien teilnehmen darf, erhält Unterricht von
verschiedenen Lehrern, von denen der Humanist Roger Ascham aus
Cambridge der bekannteste ist. Sie erhält die Bildung, die sonst nur
männlichen Kindern zuteil wird: Sie lernt die antiken Sprachen
Latein und Griechisch, dazu neben Englisch als Muttersprache
fließend Italienisch und Französisch, wird unterrichtet in Rhetorik,
in Geschichte und Moralphilosophie, sie befasst sich mit
theologischen Fragen unter anderem den Gedanken der Reformation und
ist beim Tode ihres Vaters eine hochgebildete junge Frau, von der
ihr Lehrer Ascham sagt: "Her mind has no womangly weakness, her
perseverance is equal of that of a man, and her memory long keeps
what it quickly picks up." |
1540
Nach der Hinrichtung des Lordkanzlers Thomas Cromwell, der seit 1532 das
Amt innehatte, zeigt Heinrich VIII. mehr und mehr paranoide Züge,
wirkt häufig melancholisch und depressiv. Seine Heirat mit Catherine Howard (1525-1542), einer 19-jährigen, sehr attraktiven jungen
Frau, am 28. Juli 1540 endet in einem Fiasko. Da sie offenbar das tut, was Anne Boleyn wenige Jahre zuvor
noch unschuldig aufs Schafott
gebracht hatte, wird sie wie diese wegen Ehebruchs am 13. Februar 1543
enthauptet.
1542
Wiederaufnahme der Feindseligkeiten mit
Frankreich, das von Schottland unterstützt wird. Vernichtende
Niederlage der Schotten bei Solway Cross. Die Geburt Maria Stuarts
und der Tod König Jakobs V. von Schottland wenige Tage danach,
schüren bei Heinrich VIII. die Hoffnung, sich über eine Heirat Maria
Stuarts und seines eigenen Sohnes Eduard der schottischen Krone zu bemächtigen. Seine grausame Behandlung der Schotten freilich hält die
herrschende schottische Partei fest im Lager Frankreichs.
1542
Maria Stuart (1542-1587) wird als einziges Kind Jakobs V. von
Schottland und der Marie de Guise
geboren. Sechs Tage nach ihrer Geburt wird sie auf Schloss
Stirling zur Königin gekrönt, nachdem ihr
Vater im Kampf gegen England gefallen ist.. Ein halbes Jahr später will
Heinrich VIII. einen Heiratsvertrag schließen, der Maria Stuart
später zur Ehefrau seines inzwischen siebenjährigen englischen
Thronfolgers Eduard machen soll. Der Plan Heinrichs VIII. wird u. a.
von Marie de Guise, der Mutter Marias und Regentin Schottlands
während Marias Minderjährigkeit, durchkreuzt. Versuche Heinrichs
VIII., sich gewaltsam Maria Stuarts zu bemächtigen, schlagen fehl. |
1543
Heinrich VIII. lässt seine 5. Frau
Catherine Howard (1525-1542) wegen Ehebruchs enthaupten. Diese und andere
Enttäuschungen machen Heinrich VIII. mehr und mehr zu einem alten und
kranken, verbitterten Mann, den auch seine Heirat mit der ihm würdevoll
zugetanen
Catherine Parr (1514-1548) nicht mehr vor dem endgültigen
physischen Ruin bewahren kann.
1544
Ein erneuter Feldzug Heinrichs VIII. im Bündnis mit Karl V. gegen
Frankreich endet zwar mit der englischen Einnahme von Boulogne, aber
die friedliche Einigung von Kaiser Karl V. mit den Franzosen hinter dem
Rücken Heinrichs VIII. verhindern mögliche weitere Erfolge.
In seinem dritten Succession Act legt Heinrich VIII. die Thronfolge wie
folgt fest: Eduard und seine legitimen Nachkommen, dann Mary Tudor und
ihre legitimen Nachkommen und schließlich Elisabeth und ihre legitimen
Nachkommen.
1547
Heinrich VIII. stirbt am 28. Januar
im Alter von 56 Jahren nach 38 Jahren Regierungszeit. Sein Sohn
Eduard VI. (1537-1553) aus seiner kurzen Ehe mit Jane Seymour (1509-1536) tritt die Thronfolge an. Die Regentschaft für
den erst 10-jährigen Halbbruder Elisabeths übernimmt der Protestant
Edward Seymour (bis zu seinem Tod 1553).
Schon im Mai des gleichen Jahres heiratet die letzte Ehefrau Heinrichs
VIII. Catherine Parr mit
Thomas Seymore (Baron von Sudeley, Lord High Admiral (1508-1549)
ihre große Liebe, bringt Ende August 1548, ihre gemeinsame früh
verstorbene Tochter Maria zur Welt, und stirbt dann selbst sechs Tage
nach der Geburt an Kindbettfieber (5.9.1548).
1548-1558
Maria Stuart kommt im Alter von fünf Jahren an den luxuriösen
französischen Hof Heinrichs II. von Frankreich und Katharina de
Médicis mit ihren zahllosen verwandtschaftlichen Beziehungen. Dort
wird sie mit dem französischen Dauphin Franz, dem späteren
Franz II. von Frankreich (1544-1560) verlobt und wächst mit diesem
gemeinsam von
Kindheit an auf. Schon bald bindet beide eine echte Zuneigung
aneinander. Zugleich steht Maria damit unter der Obhut ihrer
mütterlichen Verwandtschaft in Frankreich, dem einflussreichen
Adelsgeschlecht der Guise.
Maria wächst in der behüteten Atmosphäre des französischen Hofes
auf, nimmt häufig an Jagd- und Tanzgesellschaften teil. Zugleich
erhält sie eine ausgezeichnete Bildung, lernt Latein, Italienisch,
Spanisch und etwas Griechisch. Französisch wird nun zu ihrer
Muttersprache und sie selbst wird eher nach einem französischen,
denn einem schottischen Frauenbild erzogen.
Maria wächst zu einer dem Ideal der Renaissance geradezu ideal
entsprechenden Schönheit und Attraktivität heran. Sie ist groß und
schlank, hat rot-blondes Haar und viel bewunderte bernsteinfarbene Augen. Dazu
kommt noch ihr Sinn für Literatur und Musik. |
1549
Im Januar 1549 wird Thomas Seymore wegen Hochverrats festgenommen. Man
wirft ihm vor, ein Komplott gegen Eduard und die festgelegte Thronfolge
geschmiedet zu haben. Dazu soll er beabsichtigt haben, Elisabeth zu
heiraten, um damit die Krone zu erlangen. Erschwerend kommt hinzu, dass
man Thomas Seymore zu diesem Zeitpunkt nach mehreren Befragungen
Elisabeths und ihrer Diener nachsagt, er habe schon zu Lebzeiten von
Catherine Parr ein äußerst kokettes und über familiäre Beziehungen
hinausgehendes Verhältnis zu Elisabeth unterhalten..
1549
Elisabeth wird im Verlauf des Prozesses gegen Thomas Seymore
mehreren entwürdigenden Verhören unterzogen, verhällt sich aber sehr
umsichtig und selbstsicher. Als sie von der Hinrichtung Seymours
erfährt, zeigt sie keine Regung. |
1553
Eduard VI. stirbt im Alter von fünfzehn Jahren. Ihm folgt
Maria Tudor (1516-1558, Königin von England 1553-1558), die Tochter
Heinrichs VIII. aus seiner ersten Ehe mit Katharina von Aragón (1485-1536) auf den Thron.
Sie leitet sofort eine Restauration des katholischen Glaubens in ihrem
Königreich ein und überzieht das Land und ihre religiösen Gegner mit
unnachgiebiger Verfolgung. Die Blutgerichte und Scheiterhaufen, auf
denen "protestantische Ketzer" brennen, überziehen das Land in einem
Maße, dass Maria Tudor von ihren Gegnern "die blutige Maria" und von ihren
Anhängern in Englands Norden den Beinamen "Maria, die Katholische"
erhält. 1554
Maria Tudor heiratet im Juli 1554 - als
dessen Tante 2. Grades - Philipp von Spanien, den Sohn
Karls V. (1500-1558) und spanischen Infanten. Dieser besteigt zwei Jahre später
als Philipp II. (1527-1598) den spanischen Thron. Der
katholische Philipp II., der nur aus machtpolitischen Gründen an England
interessiert ist, besucht die alternde Maria Tudor in England allerdings
nur zweimal (1554 und 1558). Ein Sohn und Thronfolger, der die Kronen
Spaniens und Englands vereinen würde, wird aus diesen Besuchen freilich
nicht, auch wenn Maria Tudor ihrem Volk zweimal eine Schwangerschaft
vorgaukelt und unter Selbstgeißelungen mit ihrem Gott um einen Sohn
ringt. Die Ehe bleibt kinderlos.
1554
Elisabeth wird unter dem Verdacht, mit protestantischen
Aufrührern gegen die katholische Restauration zu konspirieren, nach
der gescheiterten Rebellion Thomas Wyatts gegen Maria Tudor im
Januar 1554 festgenommen und zwei Monate im Tower von London
inhaftiert. Sie entgeht nach intensiven Nachforschungen
mangels Beweisen nur knapp dem Schicksal ihrer Mutter Anne Boleyn.
Nach zweimonatiger Haft im Tower wird sie für ein Jahr in Woodstock
festgehalten. Elisabeth erklärt freilich während der ganzen
Regierungszeit Maria Tudors ihre Unschuld und Loyalität gegenüber
ihrer Halbschwester und ihre Abneigung gegen jede Form von Häresie.
Sie wird danach wieder nach Hatfield entlassen. |
1558
Maria Tudor stirbt am 17. November 1758.
Zuvor weigert sie sich lange, Elisabeth als ihre Thronfolgerin
anzuerkennen. Auf dem Sterbebett diktiert sie dafür zwei Bedingungen:
Elisabeth müsse sich selbst und im Namen des ganzen englischen Volkes zum
Katholizismus bekennen und die Schulden der Königin übernehmen.
Elisabeth willigt ein, hält sich aber später nicht an diese erpresste
Willenserklärung.
1558
Maria Stuart heiratet den französischen Thronfolger Franz in der
Pariser Kathedrale Notre Dame. In einem geheim gehaltenen
Zusatzvertrag zum Heiratsvertrag ist geregelt, dass Schottland im
Falle des Todes von Maria Stuart an Frankreich fällt. |
1558
Elisabeth I. besteigt unter dem dem Eindruck einer ihr
möglicherweise zuvorkommenden Maria Stuart, für die Heinrich II. von
Frankreich die englische Krone fordert, den englischen Thron.
1559
Elisabeth I. tritt wegen einer möglichen Heirat in
Verhandlungen mit nahezu allen wichtigen Dynastien Europas (u.a. mit Philipp II. von Spanien, Erzherzog Karl von
Österreich, Erik XVI. von Schweden, dem Herzog von Anjou und
späteren König von Frankreich und zahlreichen anderen). In diesem
Netz der internationalen Heiratsdiplomatie hält sie sich geschickt
bedeckt, spielt die Heiratsaspiranten nicht selten gegeneinander aus
und zieht die Verhandlungen darüber oft Monate, mitunter Jahre, in
die Länge. Ihre letzten Heiratspläne verfolgt sie von 1572-1585 mit
Franz, dem Herzog von Alencon. Elisabeth bleibt unverheiratet und
ohne leibliche Nachkommen. Sie verwirklicht damit, was sie schon in
ihren frühen Regierungsjahren erklärt hat. Es sage ihr zu, wenn es
später von ihr hieße: “ A queen having lived and reigned such
and such a time, lived and died a virgin”. Daraus wird der Beiname,
den man bis heute kennt
“The Virgin Queen”.
Die Uniformitätsakte erhebt 1559 den Protestantismus
zur Staatsreligion. Zugleich erklärt Elisabeth I. jedoch, dass ihre
römisch-katholischen Untertanen nur die äußerliche Form des
protestantischen Gottesdienstes einzuhalten hätten, zu Hause
allerdings dem jeweiligen Bekenntnis frei gefolgt werden könne. |
1559
Heinrich II. von Frankreich stirbt. Sein Nachfolger wird Franz II., der
Ehemann Maria Stuarts. Die französischen Truppen in Schottland werden
verstärkt, um der Mutter Maria Stuarts in ihrem Kampf gegen
aufständische protestantische Lords zu helfen. Schottland ist seit
seiner Unabhängigkeit von England (1328) innerlich meist zerrissen wegen
des adeligen Widerstandes gegen die Krone und den Streitigkeiten des
übermächtigen Adels untereinander. Die protestantische Reformbewegung im
16. Jahrhundert wird vom Adel in seinem Ringen mit dem Königtum
ausgenutzt. Der
1559
Nach dem Tod Heinrichs II. wird Maria Stuart an der Seite
ihres Mannes Franz II. Königin von Frankreich. Heinrich II. von
Frankreich stirbt. |
1560
Im Vertrag von Berwick verspricht Elisabeth I. im Februar
1560 den aufständischen schottischen Protestanten Hilfe im
Kampf gegen ihre katholische Regentin, Marie de Guise. |
1560
Marie de Guise, die Mutter Maria Stuarts, stirbt am 11. Juni
1560.
Schottland muss England im Vertrag von Edinburgh, den Abzug der
französischen Truppen in Schottland zusichern. Ebenso muss das junge
französische Königspaar, Franz II. und Maria Stuart, auf seine
englischen Thronansprüche verzichten.
1560
Auf Anweisung ihres Onkels, des Kardinals von Guise, verweigert
Maria Stuart ihre Unterschrift unter den Edinburgher Vertrag und
hält damit ihren Anspruch auf den englischen Thron prinzipiell
aufrecht. |
1560
Nach einer Ohreninfektion stirbt Franz II. von Frankreich (1544-1560) am 5. Dezember 1560.
Maria Stuart verliert ihre französische Krone. Katharina von Medici
übernimmt die Regentschaft in Frankreich für ihren zweiten
minderjährigen Sohn Karl IX.
1560-1561
Nach dem Tod ihres Mannes Franz II. verliert Maria Stuart die
französische Krone und kehrt auf Drängen ihrer schottischen Anhänger
am 19. August 1561 nach Schottland per Schiff zurück, nachdem ihr
Elisabeth I. die Durchreise durch England verweigert. |
1562
Elisabeth I. erkrankt an Pocken und stirbt beinahe daran. Das
Problem einer Verheiratung Elisabeths und der Geburt eines legitimen
Nachfolgers erscheint vielen englischen Großen, die die Thronfolge
der katholischen Maria Stuart und damit die französische Hegemonie,
aber auch einen lang anhaltenden Bürgerkrieg fürchten, immer
dringlicher.
1564
Elisabeth I. macht Maria Stuart den Vorschlag, ihren eigenen
Günstling Robert Dudley, den sie dazu zum Earl von Leicester und
Baron von Denbigh macht, zu heiraten. Robert Dudley ist allerdings dagegen und
spricht auch gegenüber Maria Stuart aus, dass er an einer Verbindung
mit ihr nicht interessiert ist. |
1565
Maria Stuart heiratet am 28.7.1565 ihren neunzehnjährigen
Cousin »Henry
Stuart, Lord Darnley (1546-1567), der mit seiner Herkunft
aus der Linie der Tudors selbst zum Kreis weiterer Thronfolger
Englands zählt. Er ist selbst ein Urenkel Heinrichs VIII. und
besitzt die englische Staatsbürgerschaft.
1566
Vor den Augen der hochschwangeren Maria Stuart wird ihr sehr
geschätzter italienischer Sekretär David Rizzio, den viele in
Schottland für die Maßnahmen gegen die Protestanten verantwortlich
machen, von Patrick Ruthven in Begleitung von Darnley und
anderen ermordet. Trotz ihrer Kenntnis davon, dass Darnley an einer
Verschwörung gegen sie selbst beteiligt gewesen ist, lässt sich
Maria Stuart nicht vom ihm scheiden. Mit ihrem Heer vertreibt
sie die übrigen Verschwörer, die sich meistens nach England
absetzen.
Maria Stuart bringt am 19.6.1566 ihren Sohn Jakob
VI., den späteren König von Schottland und England, zur
Welt. An der Taufe des Sohne nimmt Darnley nicht teil, ein
deutliches Zeichen für die schon bestehende Entfremdung. Maria
wendet sich daher mehr und mehr dem Potestanten James Hepburn, dem Earl von Bothwell
zu. Bothwell (1536-1578), der zusammen mit zwei weiteren Protestanten, Marias
Halbbruder Murray und Maitland, den größten Einfluss auf Maria
bekommt. Nicht nur das: als 1567 bekannt wird, Maria Stuart erwarte
ein Kind, vermutet nicht nur Darnley in aller Öffentlichkeit, dass
der noch verheiratete Bothwell der Vater des Kindes sei. Im
Hintergrund zieht Bothwell schon die Fäden: gemeinsam mit anderen
Verschwörern plant er die Beseitigung Darnleys, um sich selbst als
nächsten Ehemann der Maria Stuart in den Besitz der schottischen
Krone zu bringen.
1567
Darnley erkrankt schwer an Pocken, wird von Maria Stuart nach
Edinburgh in das House at Kirk O'Field gebracht, um eine Ansteckung
des Thronfolgers zu vermeiden. Dort wird Darnley von ihr während
seiner schweren Krankheit versorgt.
9.3.1567: Am 9. März 1567 wird er dort ebenfalls von Maria
Stuart besucht, die ihn um 22.00 Uhr verlässt. Um zwei Uhr in der
gleichen Nacht wird Kirk O'Filed durch eine
Explosion zerstört und man findet Darnleys nackten Leichnam vor dem
Haus und vier seiner Diener aufgehängt im Obstgarten. Obwohl Maria
Stuart erklärt, dass der Anschlag wohl ihr gegolten habe, fällt der
Verdacht sofort auf Bothwell, der alleine oder mit Maria Stuarts
Billigung den Mord an Darnley auf dem Gewissen habe.
12.4.1567: Der Vater Darnleys, der Earl of Lennox, klagt Bothwell des Mordes an. Der
Prozess gegen Bothwell, der am 12. April 1567, stattfindet, endet
jedoch, da der Earl of Lennox nicht erscheint, um seine
Anschuldigungen zu beweisen, mit dem Freispruch Bothwells.
19.4.1567: Während Maria
Stuart versucht, Unterstützung unter den ihr treu ergebenen
Lords zu erlangen, gelingt es Bothwell, sein Vorhaben
voranzubringen. In einem Schreiben von 29 führenden Lords wird Maria
Stuart aufgefordert, Bothwell zu heiraten. Die Interessen der
Bothwell unterstützenden Lords sind allerdings keineswegs auf die
Errichtung einer dauerhaften Herrschaft Bothwells an der Seite von
Maria Stuart ausgerichtet. Vielmehr hofft man, sich im Anschluss
einer Heirat beider zu entledigen: Bothwell als dem Mörder Darnleys
und Maria Stuart als der Mitwisserin und Frau des Darnley-Mörders.
24.4.1567:
Maria Stuart wird nach einem letzten Besuch bei ihrem Sohn auf
dem Rückweg von Schloss Stirling von Bothwell und seinen
Leuten ergriffen, wahrscheinlich gegen ihren Willen nach Dunbar
Castle gebracht und dort vermutlich von Bothwell vergewaltigt.
7.5.1567: Bothwell lässt
sich von seiner Frau Jean Gordon scheiden.
15.5.1567:
Einen Tag nach der Unterzeichnung des Heiratsvertrages heiraten
Maria Stuart und Bothwell. Die Trauung mit der
streng katholischen Maria wird von einem calvinistischen Prediger
nach protestantischem Ritus vorgenommen. Inzwischen sind die
ehemaligen Verbündeten von Bothwell abgefallen und stellen dem
frisch vermählten Paar mit ihrem Heer hinterher. Die beiden fliehen
von Bothwells Stammschloss Borthwick Castle nach Dunbar Castle.
15.6.1567
Das Volk in Schottland gerät angesichts der Heirat ihrer Königin mit
ihrem angeblichen Geliebten und Gattenmörder in hellen Aufruhr.
Elisabeth I. verlangt - wie nahezu alle relevanten Königshäuser
in Europa auch - von Maria Stuart, Bothwell auszuliefern.
Da sich Maria weigert, kommt es zu blutigen Kämpfen der
verfeindeten schottischen Parteien. Bei einem Zusammentreffen mit
den Aufständischen ist Maria Stuart bereit, sich in die Hände
der aufständischen Lords zu begeben, wenn Bothwell dafür freies
Geleit erhält. Bothwell wird aber entgegen der Zusage als Gefangener
nach Edinburgh und dann nach Lochleven Castle gebracht, von wo ihm
am 27. Juni die Flucht nach Norwegen gelingt. Unterwegs wird er
allerdings von dänischen Schiffen aufgegriffen, nach Malmö ins
Gefängnis gebracht, wo er bis zu seinem Tod 1578 inhaftiert bleibt.
Maria wird von ihren Gegner eingekerkert und zeitweilig mit dem
Feuertod bedroht.
18.6.1567
Die führenden Lords verlangen von Maria Stuart, ihre Ehe mit
Bothwell annullieren zu lassen. Maria weigert sich, da sie
unmittelbar vor der Geburt ihres zweiten Kindes steht, dessen Vater
aller Wahrscheinlichkeit nach Bothwell ist (der Zeitpunkt der
Empfängnis wird nie geklärt!). Sie will nicht, dass das Kind
unehelich zur Welt kommt.
24.6.1567
Maria Stuart wird von den schottischen Lords gezwungen, zu Gunsten
ihres Sohnes Jakob VI. (1566-1625, nach dem Tode Elisabeths ab 1603 als Jakob
I. auch König von England) abzudanken. Für den gerade erst ein Jahr
alten Thronfolger übernimmt zunächst Marias Halbbruder Murray, der
drei Jahre später ermordet wird, die Regentschaft.
Juli 1567
Maria erleidet eine Fehlgeburt, Zwillinge, die in aller Eile
begraben werden. (Vater des Kindes wahrscheinlich Bothwell)
15.5.1568
Maria Stuart entkommt aus dem Schloss Lochleven (2.5.1568),
in dem sie unter Murray festgehalten wird, sammelt ein Heer von
6.000 Mann um sich und zieht gegen Murray zu Felde. Ihre Truppen
werden am 15.5.1568 bei Langside von Murray geschlagen. Gegen den
erklärten Willen ihrer nächsten Ratgeber entschließt sich Maria,
Hilfe in England, bei Elisabeth I., zu suchen.
16.6.1568
Maria Stuart flieht in einem Fischerboot über den Golf von
Solway und landet in Workington, Cumberland, von wo sie zwei Tage
später nach Carlisle Castle geleitet wird. In einem Brief an
Elisabeth I. vom 17.5.1568 bittet Maria Stuart Elisabeth I. um
politisches Asyl und ein persönliches Zusammentreffen. |
18.6.1568
Elisabeth I. lässt Maria Stuart durch ihren Gesandten
Middlemore mitteilen, dass sie nicht gewillt ist, Maria Stuart in
London zu empfangen, ehe sie von den Anschuldigungen wegen des Mords
an Darnley freigesprochen ist. |
Oktober 1568
Von
Anfang an konspiriert Maria Stuart mit allen möglichen
europäischen Mächten, denen sie, z. T. unter klarer Verdrehung von
Tatsachen, ein völlig falsches Bild von Elisabeth I. und ihrer
Politik, vor allem in Religionsfragen, zu vermitteln sucht. Einem
Geheimboten Philipps II. von Spanien sagt sie: "Berichtet Eurem
König, wenn er mir helfen will, bin ich in drei Monaten Königin von
England, und die Messe wird in allen Teilen des Landes gelesen."
Während der Untersuchung von Marias Mitschuld am Mord Darnleys in
York, an der neben den Bevollmächtigten Marias und Elisabeths
auch die aufständischen schottischen Lords teilnehmen, legt Murray
offenkundig gefälschte Liebesbriefe Maria Stuarts an Bothwell ("Casket
Letters") aus der Zeit vor dem Mord an Darnley vor, um Marias Schuld
zu beweisen.
1569
Die Konferenz von Westminster am
15.1.1569 kommt zum Schluss, dass Maria Stuart letztendlich
nicht nachweisen kann, ob der schottische Aufstand gegen sie
unberechtigt gewesen ist. Sie bleibt daher in Gewahrsam.
Im Juli 1569 wird bekannt, dass Maria Stuart mit Thomas Howard,
dem englischen Herzog von Norfolk, den Elisabeth I. zum
Vertrauensmann für alle Verhandlungen mit Maria Stuart gemacht
hatte, in Eheunterhandlungen eingetreten ist. Norfolk, selbst
Protestant, aber zugleich durch seine riesigen Besitzungen im Norden
Englands, der bedeutendste Führer dieses noch überwiegend
katholischen Landesteils, ist zu dieser Zeit der ranghöchste
Aristokrat in England. Eine Heirat mit diesem englischen Großen hätte die
Position Maria Stuarts in England beträchtlich verbessert. |
1569
Als Elisabeth I. vom Verrat Norfolks erfährt, lässt sie
diesen in den Tower von London bringen und Maria Stuart muss von
Chatsworth Castle in das düstere Schloss in Tutbury
zurückkehren. Im November gelingt es Elisabeth I. einen Aufstand der
Katholiken unter der Führung der Earls von Northumberland und
Westmoreland im Norden Englands niederzuschlagen, deren Anführer zu
Hunderten gehängt werden. |
1570
Der schottische Regent und Halbbruder Maria Stuart, Murray, wird
ermordet.
1570
Elisabeth I. wird von Papst Pius V. exkommuniziert und alle
Untertanen werden von ihrer Gehorsamspflicht befreit. |
Mai 1570
Maria Stuart
wird wieder zurück nach Chatsworth Castle gebracht und dort der sehr
liebenswürdigen Aufsicht des Grafen Shrewsbury unterstellt.
Dort lebt sie fast frei, kann kleinere Reisen in der Grafschaft
unternehmen, kann sich treffen, mit wem sie will, ihr katholischer
Gottesdienst bleibt ungestört und ihr beträchtlicher Hofstaat
vergrößert sich sogar. Dennoch lässt sie nicht ab von weiteren
Intrigen. Sie beginnt Heiratsgespräche mit Heinrich von Anjou,
dem Bruder des kränklichen französischen Königs Karl IX. und hofft
damit nach dem Tode Karls IX. an der Seite des Herzogs erneut auf
den französischen Thron zu kommen. Ein Brief Maria Stuarts an den
Herzog von Alba, der gerade im Auftrag Philipps II. die nach
Unabhängigkeit von Spanien strebenden Niederlande niedermacht, ihr
und dem katholischen Norden mit einer Hilfsexpedition bei einem
Angriff auf England beizustehen, kompromittiert Maria Stuart
allerdings sehr.
Ein neuer, wenig durchdachter Plan zu ihrer Befeiung wird von Thomas
Gerard, einem Landadeligen aus der Gegend, und einigen anderen
ersonnen, der aber von Maria Stuart missbilligt wird.
Der Herzog von Norfolk kommt im
August 1570 wieder frei und gelangt nach der Erneuerung seines
Lehnseides vor Elisabeth I. wieder in den Staatsrat. |
1571
Norfolk verstrickt sich erneut in ein Komplott zur Befreiung
Maria Stuarts und zum Sturz von Elisabeth I. Die nach dem
Hauptverschwörer benannte Ridolfi-Verschwörung wird aufgedeckt,
Norfolk und die anderen Mitverschwörer werden im September 1571 erneut
inhaftiert. Das unter Folter erzwungene Geständnis eines der wichtigsten
Mitverschwörer Leslie, Bischof von Ross, bringt die Pläne Norfolks,
Philipps II. von Spanien und des Papstes ans Licht: Heirat Norfolks mit
Maria Stuart, Sturz Elisabeths I. und gewaltsame Rückführung Englands
zum römisch-katholischen Glauben. Maria Stuart bestreitet
jegliche Beteiligung an dem Komplott.
1572
Elisabeth I. schließt im Mai 1572 mit Frankreich einen
Friedensvertrag. Die Königin zögert lange, das Todesurteil gegen
Norfolk, einstmals einer ihrer besten Freunde, zu unterzeichnen.
Erst als ein weiterer Mordanschlag gegen sie entdeckt wird, gibt sie
dem Drängen ihres Staatsrates nach. Norfolk wird im Juni 1572
enthauptet. |
1572
Am 24. August 1572 richtet die französische Verwandtschaft Maria
Stuarts, die Herzöge von Guise, ein Blutbad unter den Hugenotten an (Bartholomäusnacht)
1577
Maria Stuart schließt in einem Testament ihren
protestantischen Sohn von der Thronfolge aus, wenn dieser nicht zum
römisch-katholischen Glauben konvertiert und eine spanische
Prinzessin heiratet. Andernfalls vererbt sie ihre angestammten
Rechte auf Schottland, England und Irland an Philipp II. von
Spanien.
Seitdem ist im spanischen Rat die Ermordung Elisabeths I.
beschlossene Sache, zu der Papst Gregor XIII. sogar seinen Segen
gibt. |
1580
Der Papst erklärt offiziell, dass die Ermordung der vom rechten
Glauben abtrünnigen Elisabeth I. keine Sünde darstellt. |
1583
Sir Francis Walsingham, Elisabeths I. Sekretär, deckt die so
genannte Throckmorton-Verschwörung auf, die wie schon die
Ridolfi-Verschwörung eine mögliche Invasion Englands durch Spanien,
unterstützt von den französischen Guise, zum Ziel hat. Throckmorton,
der Sekretär von Maria Stuart, wird festgenommen und behauptet, dass
Maria Stuart über alle Einzelheiten des Planes unterrichtet gewesen
sei. Seit der Throckmorton-Verschwörung wird Maria Stuart
selbst als eine gefährliche Verschwörerin angesehen. |
1584
Wilhelm von Oranien, der
bekannteste protestantische Führer und Befreier der Niederlande von
Spanien, wird ermordet.
Der "Act for the Queen's Safety"
bestimmt, dass bei einem Anschlag auf die Königin nicht nur die Täter,
sondern auch diejenigen, in- und ausländischen Mächte als Schuldige
angesehen werden, zu deren Gunsten ein Anschlag ausgefallen wäre.
1584
Der "Act for the Queen's Safety" richtet sich eindeutig gegen
die Konspirationstätigkeit von Maria Stuart und droht ihr bei
weiteren Anschlägen auf Elisabeth I., die mit ihr in
Verbindung gebracht werden müssen, die Todesstrafe an. |
1585
Maria Stuart wird im Januar 1585 endgültig der milden
Aufsicht Shrewburys entzogen und wieder zurück nach
Tutbury Castle gebracht, wo sie der Aufsicht des harten, aber
niemals grausamen oder gehässigen Amyas Paulet überantwortet
wird.
Im Februar wird William Parry,
ein ehemaliger Agent des englischen Geheimdienstes gefasst. Obwohl
über die Motive seines geplanten Mordes von Elisabeth I. nichts
Genaues ermittelt werden kann, steht sein Plan in einer Reihe mit
den zahllosen anderen Vorhaben gleichen Zieles. |
1586
Walsinghams Agenten decken die so genannte
Babington-Verschwörung zur
Befreiung Maria Stuarts auf, einer Verschwörung junger
katholischer Männer, die auf die Hostie geschworen hatten und in
Maria Stuart eine Märtyrerin sehen. Sie nehmen sich vor,
Elisabeth I. zu töten. Da der englische Geheimdienst von Anfang
an über die Verschwörung im Bilde ist, bringt er sich in den Besitz
von Briefen Maria Stuarts an Babington, die deren Beteiligung
beweisen. Babington und seine Mitverschwörer werden auf der Basis
des "Act for the Queen's Safety" aus dem Jahre 1584
hingerichtet.
Maria Stuart aber leugnet trotz einer bedrückenden Beweislage
jede Beteiligung.
15. Juli 1586: Maria
Stuart wird von Elisabeths Beauftragten festgenommen. Ihre
Schreiber Claude Nau, Franzose in den
Diensten der Guise und Maria Stuarts, und Gilbert
Curl werden nach London
gebracht, während sie selbst mit ihrem Leibarzt Bourgoing nach
Tixall gebracht wird.
Vierzehn Tage später wird sie nach Chartley zurückgebracht, wo ihr
Eigentum beschlagnahmt wird. Nau und Curle gestehen unter Folter, im
Auftrag Marias Briefe an Babington geschrieben zu haben. Die von
Maria geforderte Gegenüberstellung wird nicht gestattet. Nau wird
nach Frankreich zurückgeschickt und Curle bleibt noch ein Jahr im
Gefängnis.
25.9.1586: Maria Stuart
wird nach Fotheringhay Castle
gebracht und wenig später unter Berufung auf den "Act of the
Queen's Safety" unter Anklage gestellt.
9.10.1586: In Fotheringhay treffen die ersten der etwa
vierzig Bevollmächtigten ein, die am bevorstehenden Prozess gegen
Maria Stuart als Richter teilnehmen sollen.
15.10.1586: Maria Stuart
wird im Prozess unter dem Vorsitz von Christopher Hatton
(1540-1591), dem Günstling und Lordkanzler Elisabeths I. seit 1587,
verhört. Stolz und aufgebracht erklärt sie auf den Vorwurf, sie habe
stets nur die Zerstörung der anglikanischen Kirche und Bürgerkrieg
im Sinn gehabt, sie lechze seit Jahren geradezu danach, als Gefahr
für den Ketzerglauben Englands zu gelten. Elisabeth I., die sich in
einem inneren Zwiespalt befindet, verbietet die Bekanntgabe des
Urteils ohne ihre eigene Zustimmung.
25.10.1586: In
Westminsterhall in London, dem Sitz des Parlaments und der
obersten Gerichte, wird das Todesurteil gegen Maria Stuart
gefällt, aber noch nicht öffentlich bekannt gegeben.
19.11.1586: Die Anzeichen über
die Bekanntgabe des Todesurteil gegen Maria Stuart verdichten
sich, wovon Maria Stuart am 19.11.1586 von Lord Brockhurst erfährt.
4.12.1586: Das
englische Parlament verlangt von Elisabeth I. die öffentliche
Bekanntgabe des Todesurteils gegen Maria Stuart. Alle Interventionen
zu Gunsten Maria Stuarts werden von Walsingham boykottiert und
Marias Abschiedsbrief an Elisabeth I. wird der Königin nicht
übergeben.
11.12.1586: In einem weiteren
Brief, der aber von Amiyas Paulet zurückgewiesen wird, bittet
Maria Stuart Elisabeth I. um die zügige Vollstreckung des
Urteils. |
1587
Am 4. Februar 1587 unterzeichnet Elisabeth I. das
Todesurteil gegen Maria Stuart. Burghley, der um den inneren
Zwiespalt Elisabeths I. weiß, hat zuvor den Sekretär Elisabeths I.,
Davison, angehalten, das Urteil wie zufällig unter andere, an diesem
Tag zu unterzeichnende Dokumente zu legen. Elisabeth I. durchschaut
das Spiel zwar, unterzeichnet schließlich doch mit erstarrter Hand.
Davison übergibt das Schreiben Burghley, der schnell, ehe sich
Elisabeth I. möglicherweise eines anderen besinnt, das Urteil zur
Vollstreckung anweist. |
1587
Am 7. Februar 1587 erfahren Maria Stuart und ihre engsten
Vertrauten durch Shrewsbury von der bevorstehenden Hinrichtung.
8. Februar 1587: Maria Stuart wird in der Großen
Halle von Fotheringhay, morgens zwischen neun und zehn Uhr,
hingerichtet. Zweimal fällt die Axt nieder, ehe ihr Kopf vom
Rumpf getrennt ist. Sechzehn Jahre nach ihrem Tod wird ihr Sohn
Jakob König von England und Schottland und im Jahre 1612 lässt er
ihre sterblichen Überreste in der Westminster Abbey beisetzen.
|
1587
Als Elisabeth I. von Shrewsbury über die vollstreckte
Hinrichtung Maria Stuarts unterrichtet wird, reagiert sie sehr
betroffen. Sie lässt Davison, dem sie eigenmächtiges Handeln
bei der Übergabe des Vollstreckungsbefehls vorwirft, inhaftieren und
später seine ganzen Güter konfiszieren. |
1588
Die englische Flotte besiegt die spanische Armada.
1603
Am 24. März 1603 stirbt Elisabeth I. in Richmond. Kurz zuvor
bestimmt sie den Sohn von Maria Stuart, Jakob VI. von Schottland, zu
ihrem Nachfolger. Unter ihrem Regiment werden die Fundamente für den
späteren Aufstieg Englands zur Weltmacht gelegt. |
Elisabeth I. |
Maria Stuart |
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Grundprobleme schottischer Politik im 16. Jahrhundert
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Genealogie der
Tudors und Stuarts
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.05.2021
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