Die
▪ Handlung von ▪ Schillers
▪ Drama ▪ »Maria
Stuart« spielt sich in 5
Akten (Aufzüge) ab. Die Konfiguration der Figuren kann in Form eines
▪
Szenenschemas
dargestellt werden.
I. Akt
(I,1)
Die Bewacher der im englischen Schloss Fotheringhay gefangen gesetzten
schottischen Königin
Maria Stuart,
Paulet und
Drugeon Drury,
durchsuchen in Anwesenheit von Marias Amme, Hanna
Kennedy, das
Zimmer Marias. Sie finden dabei in einem Versteck Briefe Marias. In einem
Streitgespräch geraten
Kennedy und
Paulet über die
Haftgründe und Haftumstände
Maria Stuarts
aneinander. (I,2)
Als Maria Stuart
hinzukommt, erfährt sie von ihrer Amme , dass ihre letzten persönlichen
Habe durchsucht beschlagnahmt worden sind.
Maria Stuart,
die vor ein paar Wochen in einem gegen sie wegen Hochverrats
durchgeführten Prozess angeklagt worden ist, weiß zu diesem Zeitpunkt noch
nicht, welches Urteil gefällt worden ist. Mehr als das Urteil fürchtet sie
einen Mordanschlag gegen sich. Um ihre Lage zu klären, gibt sie
Paulet den
Auftrag, der englischen Königin
Elisabeth einen
Brief zu überbringen, in der sie um eine persönliche Unterredung bittet. (I,4)
Als Maria und ihre Amme wieder allein sind, gesteht Maria in einer Art
"Beichtgespräch" ihrer Amme am Jahrestag der Ermordung ihres schottischen
Gatten Darnley, ihre Verstrickung und Schuld.
Kennedy
erklärt ihr, dass sie diese Schuld bereits abgebüßt habe und ihr von der
Kirche vergeben worden sei. (I,6)
Danach sucht
Mortimer, der unlängst erst in Fotheringhay eingetroffene Neffe
Paulets mit
Maria Stuart
unter vier Augen ins Gespräch zu kommen. Von ihm erfährt
Maria Stuart
den Schuldspruch des Gerichts. Außerdem berichtet er der schottischen
Königin von seiner Abkehr vom protestantischen Glauben, von seinem Rom-
und Frankreichaufenthalt und von seiner Entschlossenheit, sie gewaltsam zu
befreien. Maria
Stuart will aber, dass er mit Lord
Leicester
Kontakt aufnimmt, von dessen Einflussnahme auf
Elisabeth sie
sich allein Rettung erwartet. Als
Kennedy
aufgeregt das Eintreffen von Lord
Burleigh
ankündigt, bricht das Gespräch ab.
Mortimer und
Kennedy
verlassen den Raum. (I,7)
Burleigh will
in Begleitung von
Paulet Maria
Stuart den Urteilsspruch verkünden. Diese bestreitet aber die
Legitimität des Gerichtsverfahrens gegen sich und klagt ihn und die
anderen Richter an, im Verfahren gegen sie selbst das Recht gebeugt zu
haben. So habe man ihr die ihr nach englischem Recht zustehenden
Rechtsmittel nicht gewährt. Gegen die anklagenden Worte
Maria Stuarts
kann sich Burleigh
mit Argumenten kaum wehren. Unter Berufung auf ein gegen
Maria Stuart
erlassenes Gesetz gibt er ihr den Urteilsspruch des Gerichts bekannt, das
für die ihr zur Last gelegten Verbrechen die Todesstrafe vorsieht. (I,8)
Nach dem Abgang
Maria Stuarts äußert
Paulet
gegenüber Burleigh
Verständnis für die Vorwürfe
Maria Stuarts.
Wie sie beklagt er die nach englischem Recht keineswegs rechtmäßige
Durchführung des Verfahrens.
Burleigh möchte
dessen ungeachtet
Paulet für seine weiteren Pläne gewinnen. Er fordert ihn auf, einen
Meuchelmord an
Maria Stuart zu begehen oder einen solchen zuzulassen. Die englische
Elisabeth solle
damit sich Widersacherin entledigen und mit einer öffentlichen Begnadigung
Maria Stuarts
zugleich das Gesicht wahren können. Dies wird von
Paulet
entschieden abgelehnt.
II. Akt
(II,1)
Im Anschluss an ein Turnier im Palast von Westminster, das anlässlich der
französischen Brautwerbung durchgeführt worden steht für
Kent und
Davison der
Heirat Elisabeths
mit dem französischen Thronfolger eigentlich nichts mehr im Wege. (II,2)
Dennoch hält
Elisabeth die französische Gesandtschaft des Grafen Aubespine weiter
hin und verweigert eine klare Entscheidung. (II,3)
Mit den Mitgliedern ihres Staatsrates
Burleigh,
Shrewsbury und
Leicester berät
sich sie danach über das weitere Vorgehen nach dem Todesurteil des
Gerichts für Maria
Stuart. Cecil (Burleigh)
vertritt aus Gründen der Staatsräson die Hinrichtung, Talbot (Shrewsbury)
bestreitet die Gerichtsbarkeit
Elisabeths über
Maria Stuart
und Dudley (Leicester)
tritt für eine weitere Aussetzung der Hinrichtung wegen möglicher
negativer Folgen ein. Am Ende hält sich
Elisabeth ihre
Entscheidung offen. (II,4)
Als Paulet
hinzukommt und
Elisabeth den Brief
Maria Stuarts,
in dem sie um eine persönliche Unterredung bittet, übergibt, erklärt sich
Burleigh
dagegen, Shrewsbury
und Dudley
Leicester plädieren dafür, wobei sich
Leicester etwas
bedeckt hält.
Mortimer, der bei dieser Gelegenheit von
Paulet
Elisabeth
vorgestellt wird, kann mit seinem Bericht von seinem angeblichen
Doppelspiel in Frankreich das Vertrauen der englischen Königin gewinnen. (II,5)
Im Vier-Augen-Gespräch beauftragt
Elisabeth
Mortimer
Maria Stuart
heimlich zu ermorden, um so der Verantwortung für die öffentliche
Hinrichtung der schottischen Königin zu entgehen.
Mortimer
erklärt sich vordergründig dazu bereit, (II,6)
sieht darin aber nur die Chance auf Zeitgewinn bei seinem Vorhaben,
Maria Stuart
aus der Haft zu befreien. (II,8)
Als Mortimer
und Dudley (Leicester)
auf Wunsch Maria
Stuarts zu einem geheimen Gespräch zusammentreffen, können sich die
ganz unterschiedlichen Männer nicht über einen gemeinsamen Weg zur
Befreiung Marias einigen. (II,9)
Leicester will
eine Begegnung der beiden Königinnen herbeiführen, um so einen Gnadenakt
Elisabeths zu
ermöglichen. Mit Schmeicheleien gelingt es ihm,
Elisabeth mit
Schmeicheleien zu einem Treffen mit
Maria Stuart zu
bewegen.
III. Akt
(III,1)
Auf Schloss Fotheringhay dürfen sich
Maria Stuart
und Kennedy
seit langer Zeit einmal im Park aufhalten.
Maria Stuart
sieht darin ein gutes Zeichen und gibt sich Tagträumen hin. (III,2)
Nachdem Paulet
ihr das kurz bevorstehende Treffen mit
Elisabeth
angekündigt hat, (III,3)
wird sie noch von dem ihr grundsätzlich wohl gesinnten Talbot (Shrewsbury)
ermahnt, sich vor der mächtigeren
Elisabeth zu
demütigen. (III,4)
Als die beiden Königinnen aufeinander treffen, bestreitet
Maria Stuart
zwar prinzipiell jede englische Gerichtsbarkeit über sich, ist aber
dennoch bereit, ihren Anspruch auf den englischen Thron aufzugeben. Doch
Elisabeths
Unnahbarkeit und Arroganz treibt die beiden Frauen in einen heftigen
Streit, der mit der offenen Beleidigung
Elisabeths
durch Maria Stuart
endet. (III,5)
Dennoch sieht Maria
Stuart darin einen persönlichen Triumph, (III,6)
eine Einstellung, die von
Mortimer, der
dem Gespräch der Königinnen von Ferne zugehört hat, bestätigt und noch
überhöht wird. In einem Rausch von Leidenschaft bedrängt
Mortimer
Maria Stuart
bis an den Rand der Vergewaltigung und kündigt den bevorstehenden
Befreiungsversuch an.
Maria Stuart
kann sich nur mit Mühe entziehen und vor ihm zurück ins Schloss flüchten.
(III,8) Als
bekannt wird, dass ein Attentatsversuch auf
Elisabeth
fehlgeschlagen hat, ist
Mortimers Plan
verraten. Dennoch entschließt er sich gegen eine noch mögliche Flucht.
IV. Akt
(IV,1)
Graf Aubespine,
der sich nach dem gescheiterten Attentat nach dem Befinden
Elisabeths
erkundigen will, (IV,2)
wird von Cecil (Burleigh)
wegen seiner Verstrickung in die Attentatsvorbereitung des Landes
verwiesen. Die französische Brautwerbung um
Elisabeth ist
damit erledigt. (IV,3)
Im Anschluss daran kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen
Burleigh und
Dudley (Leicester)
, bei der Leicester
vermutet, dass seine Pläne mit
Maria Stuart
von Burleigh
durchschaut sind. (IV,4)
Als Leicester
darauf hin von
Mortimer gewarnt wird, beschließt jener seinen Kopf mit dem Verrat
Mortimers zu
retten. Mortimer
tötet sich darauf selbst, ehe ihn die von
Leicester
herbeigerufenen Wachen festnehmen können. (IV,5)
Als Maria vom Verrat
Leicesters
erfährt, ist sie empört und will ihn zur Rechenschaft ziehen, (IV,6)
doch Leicester
gelingt es in gewissem Maße, sein Doppelspiel mit seinem Vorhaben, die
Verschwörung
Mortimers zu enttarnen und den Mordanschlag auf
Elisabeth zu
vereiteln, zu rechtfertigen.
Elisabeth hegt
zwar weiter Zweifel an Dudleys Version, lässt ihn aber ungeschoren.
Leicester und
Burleigh werden
von Elisabeth
beauftragt, die Vollstreckung des Urteils an
Maria Stuart zu
beaufsichtigen. (IV,7)
Unter dem Druck der Straße, wo die Forderung nach sofortiger Hinrichtung
Maria Stuarts
laut wird, (IV,8)
sieht sich
Elisabeth mehr und mehr gedrängt, den Hinrichtungsbefehl zu
unterzeichnen, zögert es aber immer noch hinaus. (IV,9)
Dennoch steht ihr Entschluss weitgehend fest. Dies muss auch
Shrewsbury
erkennen, der noch einmal zu Gunsten Marias bei der englischen Königin
interveniert, die Vollstreckung zumindest aufzuschieben. Letzten Endes
kann er sich aber gegen den die Staatsräson von
Elisabeth
einklagenden
Burleigh nicht durchsetzen. (IV,10)
Nach einem Selbstgespräch über die Grundlagen ihrer Herrschaft und ihren
weiteren Machterhalt unterschreibt
Elisabeth den
Hinrichtungsbefehl und (IV,11)
übergibt ihn ihrem Staatssekretär
Davison, dem
sie mit einem beispiellosen Ränkespiel die klare Anweisung, was damit zu
tun sei, verweigert. (IV,12)
Als Burleigh
Davison den
unterschriebenen Hinrichtungsbefehl entreißt, steht die sofortige
Vollstreckung des Todesurteils gegen
Maria Stuart
bevor.
V. Akt
(V,1-5)
Die ehemaligen Bediensteten
Maria Stuarts
warten auf die schottische Königin, die sich ihren verschiedenen Berichten
nach in ihren letzten Stunden auf die bevorstehende Hinrichtung sehr
gefasst und ins Gebet vertieft vorbereitet. (V,6)
Als Maria Stuart
erscheint, verabschiedet sich von ihren getreuen Bediensteten und verteilt
ihre letzten Güter unter sie.
Melvil, ihren
ehemaligen Haushofmeister, bittet sie, ihr Vermächtnis zu erfüllen und
ihre letzten Grüße an ihre französische Verwandtschaft und den Papst zu
übermitteln. (V,7)
Für eine kurze Zeit ist sie daraufhin mit
Melvil allein.
Dieser ist inzwischen Priester geworden und spendet
Maria Stuart
nun die Sterbesakramente und nimmt ihr die letzte Beichte ab, in der
Maria Stuart
ihre Unschuld an allen Anschlägen auf
Elisabeth
betont. (V,8)
Nachdem Burleigh
in Anwesenheit
Leicesters Marias letzte Wünsche entgegengenommen hat, lässt diese
Elisabeth um
Verzeihung wegen ihrer Entgleisung bei der Begegnung bitten und bittet
Paulet um
Vergebung wegen des Todes von
Mortimer. (V,9)
Das Eintreffen des Sheriffs kündigt die bevorstehende Hinrichtung an. Auf
dem Weg dahin richtet
Maria Stuart im
Vorübergehen ein paar letzte Worte an
Leicester, dem
sie Glück bei seinen weiteren Bemühungen um
Elisabeth
wünscht. (V,10)
Leicester
bleibt allein zurück und vernimmt als Ohrenzeuge die Geräusche von Marias
Hinrichtung und bricht danach zusammen. (V,11-12)
Ungeduldig wartet währenddessen
Elisabeth im
Palast von Westminster auf die Vollzugsmeldung und gewinnt durch eine
Information eines Pagen Gewissheit. (V,13)
In dieser Situation erscheint
Shrewsbury mit
der Nachricht, dass der Schreiber Kurl im Tower seine Falschaussage gegen
Maria Stuart
gestanden habe. Ungeachtet der zur Gewissheit gewordenen Hinrichtung
Maria Stuarts
tut Elisabeth
aber so, als sei das Todesurteil gegen Maria Stuart noch aufzuhalten. (V,14)
Als sie aus diesem Grund
Davison zur
Rede stellt, beschuldigt sie diesen, den Hinrichtungsbefehl gegen ihren
Willen an Burleigh
weitergeben zu haben. (V,15)
Als daraufhin
Burleigh,
Elisabeth die Vollstreckung des Todesurteils meldet, wird er wegen
eigenmächtigen Handelns von
Elisabeth
verbannt, Davison
in den Tower geworfen.
Shrewsbury
tritt von seinen Ämtern zurück, während
Leicester nach
Frankreich geflohen ist.
Elisabeth
bleibt allein zurück.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.05.2021