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Methodenrepertoire zur
szenischen Erarbeitung von Dramentexten
▪
Analyse einer dramatischen Szene
▪
Strukturen dramatischer Texte
▪
Analyse einer dramatischen Szene im Überblick
▪
Dramenhandlung
▪
Formtypen
des Dramas
▪
Dramaturgie und Inszenierung
▪
FAQ - Was ist genau verlangt,
wenn man eine Dramenszene einordnen soll?
▪
Baustein: Die Szene (II,8) einordnen
Die Einordnung der Szene
▪
II,8 des
▪
2. Aktes in die Dramenhandlung von
▪ Schillers
▪ Drama ▪ »Maria
Stuart« (vgl.
▪
FAQ) umfasst die inhaltliche und die funktionale Einordnung des
Geschehens.

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Dabei müssen folgende inhaltlichen Aspekte der Dramenhandlung
berücksichtigt werden:
Ferner muss herausgearbeitet
werden, welche Bedeutung und welchen Platz die
Szene in der Komposition des Dramas einnimmt.
Die Leicester-Handlung und die Mortimer-Handlung stellen freilich im
Drama Maria Stuart keine eigenständigen Handlungsstränge dar, sondern
stehen stets in engem Bezug zur eigentlichen (Haupt-)Dramenhandlung. Daher
müssen sie bei der schriftlichen Einordnung nicht unbedingt getrennt von
der Gesamteinordnung abgehandelt werden. Wenn allerdings dazu ein
Schwerpunkt auf der literarischen Charakteristik einer der beiden Figuren
liegt, empfiehlt sich ein derartiges Verfahren nach dem Blockprinzip
durchaus.
Maria Stuart, die im englischen Fotheringhay inhaftiert ist, hat von
Mortimer, dem Neffen ihres Aufsehers
Paulet, erfahren, dass der in England gegen sie wegen Hochverrats
angestrengte Prozess mit einem Todesurteil geendet hat. Zugleich erfährt
sie, dass Mortimer im Bunde mit anderen ihre gewaltsame Befreiung in
Angriff nehmen will. Da sie weiteres Blutvergießen scheut, bittet sie
Mortimer, mit dem Grafen
Leicester Kontakt aufzunehmen, von dessen Intervention bei der
englischen Königin
Elisabeth sie allein noch ihre Befreiung aus dem Kerker erwartet. Sie
fühlt sich völlig zu Unrecht verurteilt und glaubt trotz der offiziellen
Verkündung des Todesurteils durch Elisabeths Großschatzmeister, Lord
Burleigh, nicht daran, dass Elisabeth das Urteil vor aller
Weltöffentlichkeit vollstrecken lassen werde. Allerdings fürchtet sie das
Opfer eines heimlichen Mordanschlags zu werden, mit dem Elisabeth ihre
Konkurrenten um den englischen Thron beseitigen lassen könnte (I,7).
Die Szene führt auf Wunsch Maria Stuarts die beiden Figuren zusammen, die
die Befreiung der schottischen Königin, wenn auch auf ganz
unterschiedliche Weise und mit ganz verschiedenen Motiven, betreiben.
Mortimer, der Maria Stuart über seine geplante gewaltsame Befreiungsaktion
(I,6)
unterrichtet hat, hat sich auf ihre Veranlassung hin während seiner
Vorstellung am Hofe Elisabeths (II,4
– V 1506) mit Leicester zu einem geheimen Treffen verabredet, um ihm den
Brief Maria Stuarts zu übergeben und ihn gegebenenfalls in seine
Verschwörung mit einzubeziehen.
Das Scheitern einer Verständigung zwischen den beiden ungleichen Männern
wirft schon einen deutlichen Schatten auf die noch immer möglich
erscheinende positive Wendung des Geschehens voraus. Auf getrennten Wegen
versuchen beide ihr Ziel, Maria Stuart zu befreien, zu erreichen und sich
damit in den Besitz der äußerst attraktiven und erotischen anziehenden
schottischen Königin zu bringen. Während Mortimer auf die gewaltsame
Befreiung setzt, will Leicester, so wie im Staatsrat angesprochen (II,3)
eine Begegnung der beiden Königinnen arrangieren, die Elisabeth letzten
Endes die Hände bei der Ausfertigung des Hinrichtungsbefehls binden
könnten. Doch beide Vorhaben sind zum Scheitern verurteilt. Maria Stuart
verhöhnt Elisabeth bei ihrer Begegnung (III,4)
und Mortimers Plan wird noch vor seiner Ausführung aufgedeckt (III,8).
Als Mortimer Leicester vor den möglichen Folgen seiner Verstrickung warnt,
wird er von Leicester rücksichtslos verraten und bringt sich selbst um (IV,4).
Leicester kann zwar seinen Kopf trotz der gegen ihn sprechenden Indizien
aus der Schlinge ziehen (IV,6),
muss aber dafür die Hinrichtung Maria Stuarts zusammen mit Burleigh selbst
vornehmen lassen (V,9).
Nach der Hinrichtung Maria Stuarts setzt er sich nach Frankreich ab. (V,
15)
Die Begegnung zwischen Mortimer und Leicester stellt für Mortimer, der
eigentlich lieber heute als morgen zur Tat schreiten will, eine echte
Herausforderung dar. Denn er ist von seiner göttlichen Auserwähltheit zur
Befreiung Marias überzeugt (I,6
V 542) und sieht eigentlich keinen Anlass, sich mit Leicester, dem
vermeintlich "blutigste(n) Verfolger" (V 659) Marias, zusammenzutun. Und
doch ist er bereit, Maria Stuart zuliebe Kontakt mit ihm aufzunehmen und
ihm einen Brief Maria Stuarts zu überbringen.
Als er Elisabeth von seinem Onkel Paulet bei Hofe vorgestellt wird (II,4),
kann er sie mit seinen Mitteilungen über die Machenschaften ihrer Gegner
in Rom und Frankreich, die er während seiner erst kürzlich beendeten Reise
ausgeforscht haben, beeindrucken. Er wirkt so überzeugend, dass Elisabeth
keinen Zweifel an seiner Loyalität hat und ihm in einem
Vier-Augen-Gespräch den Auftrag gibt, Maria Stuart zu ermorden, um sie vor
der öffentlichen Kritik beim Vollzug des amtlichen Todesurteils zu
bewahren (II,5).
Mortimer willigt prinzipiell ein und sieht in seinem Doppelspiel eine
Chance, in Ruhe die Befreiung Marias vorbereiten zu können (II,
6). Die Beteiligung Leicesters an seiner Verschwörung sichert in
seinen Augen vollends den Erfolg (II,8
V 1844). Als der Mordplan aufdeckt wird, kehrt Mortimer dem Hof nicht
sofort in heilloser Flucht den Rücken, sondern warnt Leicester vor
Burleigh, der Beweise für seine Absicht, sich mit Maria zu verbinden habe.
Doch Leicester nutzt diese Gelegenheit zum Verrat an Mortimer, um die
eigene Haut zu retten. Er bezichtigt Mortimer der Verschwörung und will
ihn verhaften lassen. In dieser ausweglosen Situation nimmt sich Mortimer,
ohne den Verrat Leicesters mit gleicher Münze heimgezahlt zu haben, das
Leben. (IV,4)
Leicester, einer der mächtigsten Lords im Reich und zugleich der
Günstling und Geliebte Elisabeths, sieht angesichts der Absichten
Elisabeths, sich mit dem französischen Thronfolger zu vermählen, selbst
keine Chance mehr, an der Seite Elisabeths den englischen Thron zu
besteigen. Aus diesem Grund wendet er sich wieder der schottischen Königin
zu, die zu heiraten er vor geraumer Zeit wegen seiner ehrgeizigen Ziele
gegenüber Elisabeth ausgeschlagen hat. Für den Fall, dass ihm die
Befreiung Marias gelinge, hat ihm die schottische Königin ihre Hand
zugesagt. Leicester, der im Prozess für das Todesurteil gestimmt hat,
verfolgt ihm Staatsrat eine gemäßigte Linie, um Maria Stuart zunächst
einmal vor dem Vollzug der Hinrichtung zu bewahren (II,3
– V 1140). Ehe die Hinrichtung der schottischen Königin noch
Mitleidseffekte erzeugen könne, sei es opportuner, sie weiterhin, aber
unter dem drohenden Vollzug des Todesurteils weiter leben zu lassen. Als
er sich auf Veranlassung von Mortimer zu dem geheimen Gespräch einfindet,
ist er entsetzt über die Verschwörung und ihre Maßnahmen und will Mortimer
davon abbringen. Als ihm dies misslingt, greift er den Gedanken Burleighs
auf, der Elisabeth vor einer Begegnung mit Maria gewarnt hat (II,4
– V 1525f.) und will aus den gleichen Gründen ("denn Gnade bringt die
königliche Nähe") ein Treffen der beiden Königinnen arrangieren. Doch
dieses Treffen endet im Desaster und macht Leicesters Plan unmöglich. Als
einige Zeit später auch noch Mortimers Befreiungsplan vor seiner
Durchführung platzt, droht Leicester in den Strudel der Verschwörung,
zumal Indizien gegen ihn sprechen, hineingerissen zu werden (IV,4).
Durch seinen Verrat an Mortimer kann er zwar seinen Kopf aus der Schlinge
ziehen, muss aber gemeinsam mit Burleigh die Hinrichtung Maria Stuarts vor
Ort durchführen lassen (IV,6).
Mit einem völligen psychischen Zusammenbruch erlebt er – als Ohrenzeuge –
die Hinrichtung Marias (V,10)
und setzt sich danach nach Frankreich ab. (V,
15)
Die Szene, in der sich Mortimer und Leicester erstmals unter vier Augen
begegnen (II,8), steht am Ende des II. Aktes, mit dem die Handlung
ansteigt. Die beiden Akteure, die sich die Befreiung Maria Stuarts
vorgenommen haben, treffen aufeinander und ihre mögliche Kooperation lässt
Hoffnungen auf ein glückliches Ende aufkeimen. Doch auch als ihre
Verständigung scheitert, sind noch alle Zeichen hin auf einen glücklichen
Ausgang gestellt, denn beiden Männer kann aus unterschiedlichen Gründen
zugetraut werden, auf dem jeweils von ihnen eingeschlagenen Weg die
Befreiung Marias zu erreichen.
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Baustein: Die Szene (II,8) einordnen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.05.2021
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