Die
▪ Handlung
der Szene III,6
(6. Auftritt) im
3. Akt von
Schillers
Drama »Maria
Stuart« spielt im Park von Schloss Fotheringhay.
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III,5
Mortimer,
der alles gehört hat, kommt hinzu und bittet
Hanna Kennedy
aufzupassen, damit Maria Stuart und er bei ihrem nachfolgenden
Gespräch nicht überrascht werden können. Als er an
Maria Stuart herantritt, ist er leidenschaftlich erregt. Seine
Bewunderung für Maria, die ihre Gegnerin in den Staub getreten habe,
ist grenzenlos und stilisiert Maria in seinen Augen zu einer Göttin.
Maria, die offenkundig ihre Fassung wieder gewonnen hat, wechselt das
Thema und will von Mortimer wissen, ob er Kontakt zu
Leicester
aufgenommen habe. Unbeirrt davon und mit steigender Leidenschaft hält
er an seinen Lobeshymnen fest und erklärt Maria zur attraktivsten und
aufregendsten Frau der Welt. Als Maria auf ihrer Frage beharrt und
damit auch ihr Interesse an Leicester bekundet, wandelt sich Mortimers
Leidenschaft in Wut. Von einem derartigen Feigling wie Leicester könne
sie nichts erwarten und selbst wenn, müsse er mit ihm auf Leben und
Tod um Maria kämpfen. Indem er Maria die Hoffnung auf Rettung durch
Leicester raubt, bringt er sich und seinen eigenen Rettungsplan wieder
ins Spiel. Bereit dafür auch in den Tod zu gehen, werde er diese Nacht
zur Tat schreiten. Für alle dabei nötigen Gewalttaten, darunter selbst
die Ermordung
Paulets, habe die Kirche ihm und seinen Mitverschwörern im Voraus
Sündenablass gewährt. Maria ist über die Skrupellosigkeit, mit der
Mortimer seinen Plan verfolgen will, entsetzt. Mortimer jedoch lässt
keinen Einwand gelten. Maßgebend sei jetzt nur noch seine Liebe für
Maria, die er ihr erstmals offen eingesteht. Maria fühlt sich von
Mortimer in Wort und Tat bedrängt, aber durch ihren Widerstand
steigert sich Mortimer noch mehr in seine leidenschaftliche Erregung
hinein, für die sexuelle Erfüllung unter der Drohung und im Angesicht
des möglichen Todes der Gipfel aller Leidenschaft ist. Maria will sich
seinem mittlerweile auch handgreiflichem Drängen entziehen, wird
jedoch von Mortimer beim Betreten des Schlosses gehindert.
Unmissverständlich macht er ihr klar, dass er sie nach der gelungenen
Befreiung auch als Frau besitzen wolle. Als Maria dies verzweifelt
zurückweist, versteigt er sich in Bilder von Lust, Tod und
masochistischer Unterwerfung, die Maria zeigen, dass Mortimer in
seiner sexuellen Begierde jede Achtung vor ihrer Person und ihrer
königlichen Würde verloren hat. Mortimer, der ihr zu verstehen gibt,
dass ihre königliche Attitüde angesichts ihrer Lage völlig fehl am
Platz ist, hält ihr dazu in offenem Sarkasmus vor, dass es eben nur
die reine sexuelle Leidenschaft sei, die ihn zu seiner Tat treibe.
Maria sieht sich völlig in die Enge getrieben und drauf und dran, nach
Hilfe gegen ihren vermeintlichen Retter zu rufen, als sie von Mortimer
an sich gerissen und umklammert wird. Marias Widerstand dagegen treibt
Mortimer jedoch nur weiter an. Voller Wut hält er Maria vor, dass sie
sich in früheren Tagen ja auch nicht so geziert habe und sich Rizzio
wie Bothwell hingegeben haben. Maria, so zu Hure abgestempelt,
entrüstet sich gegen diese Anmaßung, muss sich aber weitere, nun offen
vorgebrachte Drohungen anhören. Sie zeigen, dass Mortimer sich nicht
scheuen würde, sie gegen ihren erklärten Willen zu vergewaltigen.
Seine zuletzt ausgesprochene Drohung, Maria solle vor ihm erzittern,
bleibt angesichts des Herannahens bewaffneter Männer allerdings
folgenlos. Maria und ihre Amme aber können die Situation nützen und
sich in das Schloss flüchten.
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