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Schiller, Die Räuber - Uraufführung 13.1.1782

Besetzung

 
 
 

Die glückliche Besetzung der Rollen durch Mitglieder des Mannheimer Ensembles ist einer der Gründe, die für den Erfolg der Uraufführung on Friedrich Schillers Drama "Die Räuber" im »Mannheimer Nationaltheater am 13.1.1782 gesorgt haben.


August Wilhelm Iffland
(1759-1814)
Franz Moor

Johann Michael Boeck
(1742-1793)
Karl Moor

Johann David Beil
(1752-1794)
Schweizer

Heinrich Christian Beck
(1760-1803)
Kosinsky

»August Wilhelm Iffland (1759-1814), der im Stück Franz Moor verkörpert, liefert eine herausragende Leistung und zieht die anderen Schauspieler mit: Johann Michael Boeck (Karl Moor), Johann David Beil (Schweizer), Heinrich Beck (Kosinsky), Andreas Friedrich Pöschel (Spiegelberg), Christian Wilhelm Dietrich Meyer (Hermann), Johann Georg Kirchhöfer (der alte Moor) und Anna Elisabeth Toscani (Amalia).


Johann Georg Kirchhöfer
Der alte Moor

Anna Elisabeth Toscani
(1761-1799)
Amalia

Die meisten Mitglieder des Mannheimer Ensembles stammen dabei aus der Wandertheatertruppe um »Konrad Eckhof (1720-1778), der selbst einer der besten Schauspieler der Zeit ist und der wegen seiner Verdienste schon zu Lebzeiten “Vater der deutschen Schauspielkunst” genannt wird.  Er begründet 1753 in Schwerin die erste Schauspielakademie auf deutschem Boden und lehrt seine Schüler seine Auffassung von einem realistischen Darstellungsstil. Er bekommt die Leitung des von »Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg (17451804) im Herbst 1775 gegründeten, ersten deutschen »Hoftheaters mit einem festen Ensemble von Schauspielern übertragen und macht es in den folgenden drei Jahren bis zu seiner Auflösung zum Zentrum deutschen Theaterlebens. In Gotha starten auch Iffland, Beck und Beil ihre Schauspielkarrieren.
Einige Monate vor der Auflösung des Gothaer Hoftheaters an Ostern 1779 (Tod Eckhofs im Juni 1778) werden die drei letztgenannten jungen Männer, die eine enge Freundschaft verbindet (Freundschaftsbund vom Siebeleber Holz), zusammen mit dem größten Teil des alten Gothaer Ensembles vom Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz und Bayern für das »Mannheimer Nationaltheater geworben und stellen dort, zusammen mit weiteren Schauspielern, das erste feste Ensemble, das im Januar 1782 dann auch Schillers "Räuber" auf die Bühne bringt. Iffland selbst kommt 1778 nur sehr zögernd nach Mannheim, weil er seine Karriere eigentlich in Hamburg bei Schröder fortsetzen will. (vgl. Iffland, Aus meinen ...S. 40) Doch letztlich entschließt er sich mit seinen Freunden nach Mannheim zu wechseln. Mit zwiespältigen Erwartungen blicken sie dabei auf ihre neue Bühne und ihr künftiges Publikum: "Wir freueten uns auf eine Stadt, welche dafür bekannt war, in den bildenden Künsten guten, sehr guten Geschmack zu besitzen. Da aber der Hof so lange ein gutes Französisches Theater neben der trefflichen Italiänischen großen Oper gehalten hatte, viele Franzosen und Italiäner dort in Diensten oder ansässig waren, Manheim selbst so nahe an Frankreich liegt; – so fürchteten wir uns, man möchte dort mehr Grazie als Wahrheit von uns verlangen. Zwar waren wir uns bewußt, der Wahrheit, welche mir fühlten, nicht den härtesten Ausdruck zu geben; allein wir fühlten doch auch den Mangel an körperlicher Beredsamkeit, wenn ein Publikum ausschließlich von diesem Standpunkte ausgehen wollte uns zu beurtheilen." (41)

Im Jahre 1781 wurde die Oper Alceste von Wieland und Schweizer gegeben

 "Die schöne Wirkung, viele Menschen für Seelenleiden und Menschenschicksale erwärmt, laut und herzlich erklärt zu sehen, riß mich hin, machte mich unaussprechlich glücklich. So entstand der Vorsatz, mehrere bürgerliche Verhältnisse nach und nach dramatisch zu behandeln." (Iffland zu seinem Rührstück "Albert von Thurneisen)"

Ganz ähnlich über die Wirkung seines Stückes: Verbrechen aus Ehrsucht:
"Den 9ten März 1784 wurde das Schauspiel, Verbrechen aus Ehrsucht, zu Manheim zum ersten Male gegeben, und mit inniger Theilnahme empfangen. Ich hörte von mehreren Orten dasselbe, und erlebte es zu Frankfurt am Main selbst.
Mehr als tausend Menschen nach und nach zu Einem Zwecke gestimmt, in Thränen des Wohlwollens für eine gute Sache, allmählich in unwillkührlichen Ausrufungen, endlich schwärmerisch in dem lauten Ausruf, der es bestätigt, daß jedes schöne Gefühl in ihnen erregt sey, zu erblicken – das ist ein herzerhebendes Gefühl. Die meisten Menschen verlassen mit innigem Wohlwollen die Versammlung, bringen es mit sich in ihren häuslichen Zirkel, und verbreiten es auf ihre Angehörigen. Lange noch tönt die Stimmung nach, welche sie in den dicht gedrängten Reihen empfangen haben, und schon vertönt, wird, wenn auch später ähnliche Gefühle an dieser Saite vorüber ziehen, diese nun leichter ergriffen, und antwortet in vollerem Klange." (S.55)

 

"Hierauf erschien Schillers Genius. Die Räuber wurden im Jahre 1782 zum ersten Male gegeben.
Der Freyherr von Dalberg that alles Mögliche dieses Talent zu ehren. Die Vorstellung wurde an Dekorationen, Kostüme, Fleiß und Genie auf eine bewundernswürdige Art gegeben. Wenn Böck auch nicht ganz das Ideal des Karl Moor erreicht hat, so waren doch viele Scenen, besonders die mit Amalien im vierten Akt, und ganz vorzüglich die Scene am Thurm, sein Triumph. Das Publikum, Acteur und Statisten wurden mit ihm fortgerissen in dem allgewaltigen Feuerstrome. Stärker konnte der Dichter nicht gefühlt haben, als er ihn wieder gab." (S.54)

 

 

Die wichtigsten Fassungen der "Räuber" sind:

"Unstreitig waren die Schauspieler der älteren Zeit in Ausführung ihrer Rollen sorgfältiger, präciser, und mehrentheils unterhaltender, als die neueren es sind. Die Stücke, worin sie aufzutreten genöthigt waren, hatten weniger Handlung, mehr Verflößung der Charaktere in Dialogen, als in grellen Zügen. Schon darum waren die Schauspieler verbunden, wenn sie anders interessieren wollten, ihre langen Reden nicht bloß zu erzählen, sondern durch das Leben, das sie hinein zu legen sich bemühten, ein wirkliches Menschengemählde zu schaffen." (Iffland 1793, S. 38)

 

Er sagte mir einst: »Das ist nicht, weil ich nichts dafür empfände, oder nicht Lust hätte, die kräftigen Menschen darzustellen, die darin aufgestellt sind; sondern weil diese Stücke unser Publikum an die starke Kost verwöhnen, und unsere Schauspieler gänzlich verderben würden. Jeder, der die herrlichen Kraftsprüche sagt, hat dabey auch gerade nichts zu thun, als daß er sie sage. Das Entzücken, das Shakspeare erregt, erleichtert dem Schauspieler alles. Er wird sich alles erlauben, und ganz vernachlässigen.« So sagte er, und leider hat er nicht sehr Unrecht gehabt. Wie oft ist Geschrey für starken Ausdruck, Grobheit für Kraft, Roheit für Natur, und Uebertretung all und jeden Wohlstandes für Eigenheit gebraucht worden!
Unsere heutigen Theater können die Stücke von Marivaux und Destouches nicht so geben, wie die Schauspieler vor fünf  und zwanzig Jahren auf dem Ackermannschen und Seylerschen Theater sie geben konnten.
Wie angenehm war nicht der respektuöse Anstand, die feine Galanterie, womit man damals in der Darstellung gegen die Frauenzimmer sich betrug! Mit diesen gehen oft die Dichter, und noch öfter die Schauspieler, jetzt unsanft um und hart. Kaum daß sie eines Seitenblicks sie würdigen, und selten gehen sie ihnen aus dem Wege, wenn diese ihren Platz ändern.
Man zieht sich an, stellt sich hin, sagt seine Lection her, läßt, ohne sich umzusehen, Einheimische und Fremde ins Zimmer kommen, wartet seine Kraftscenen ab, nimmt dann an nichts mehr Theil, zerrt, wenn es hoch kommt, das gnädige Fräulein wie ein Stubenmädchen, Brust an Brust, herum, begegnet dem herein kommenden Vater wie dem Johann – und wenn das alles nur mit Force geschieht – so steht alles wohl und gut." (Iffland 1793, S. 38)

 

Iffland, der 1778 nur sehr zögernd nach Mannheim kommt - er will seine Karriere eigentlich in Hamburg bei Schröder fortsetzen - (vgl. Iffland, Aus meinen ...S. 40)

 

 

bei ihren Erwartungen an Mannheim geht Iffland und seinem Freundschaftsbund vom Siebeleber Holz (Beck, Beil, Iffland)

 

durch den Kopf: "Wir freueten uns auf eine Stadt, welche dafür bekannt war, in den bildenden Künsten guten, sehr guten Geschmack zu besitzen. Da aber der Hof so lange ein gutes Französisches Theater neben der trefflichen Italiänischen großen Oper gehalten hatte, viele Franzosen und Italiäner dort in Diensten oder ansässig waren, Manheim selbst so nahe an Frankreich liegt; – so fürchteten wir uns, man möchte dort mehr Grazie als Wahrheit von uns verlangen. Zwar waren wir uns bewußt, der Wahrheit, welche mir fühlten, nicht den härtesten Ausdruck zu geben; allein wir fühlten doch auch den Mangel an körperlicher Beredsamkeit, wenn ein Publikum ausschließlich von diesem Standpunkte ausgehen wollte uns zu beurtheilen." (41)

Ohrfeige Seylers für die Toskani (S.47)

 

 

 
     
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