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Im Jahre
1781 wurde die
Oper Alceste von Wieland und Schweizer gegeben
"Die
schöne Wirkung, viele Menschen für Seelenleiden und
Menschenschicksale erwärmt, laut und herzlich erklärt zu sehen, riß mich
hin, machte mich unaussprechlich glücklich. So entstand der Vorsatz,
mehrere bürgerliche Verhältnisse nach und nach dramatisch zu behandeln."
(Iffland zu seinem Rührstück "Albert von Thurneisen)"
Ganz ähnlich über die Wirkung seines Stückes: Verbrechen aus Ehrsucht:
"Den 9ten März 1784 wurde das Schauspiel,
Verbrechen aus Ehrsucht, zu
Manheim zum ersten Male gegeben, und mit inniger Theilnahme empfangen.
Ich hörte von mehreren Orten dasselbe, und erlebte es zu Frankfurt am
Main selbst.
Mehr als tausend Menschen nach und nach zu Einem Zwecke gestimmt, in
Thränen des Wohlwollens für eine gute Sache, allmählich in
unwillkührlichen Ausrufungen, endlich schwärmerisch in dem lauten
Ausruf, der es bestätigt, daß jedes schöne Gefühl in ihnen erregt sey,
zu erblicken – das ist ein herzerhebendes Gefühl. Die meisten Menschen
verlassen mit innigem Wohlwollen die Versammlung, bringen es mit sich in
ihren häuslichen Zirkel, und verbreiten es auf ihre Angehörigen. Lange
noch tönt die Stimmung nach, welche sie in den dicht gedrängten Reihen
empfangen haben, und schon vertönt, wird, wenn auch später ähnliche
Gefühle an dieser Saite vorüber ziehen, diese nun leichter ergriffen,
und antwortet in vollerem Klange." (S.55)
"Hierauf
erschien Schillers Genius. Die Räuber
wurden im Jahre 1782 zum ersten Male gegeben.
Der Freyherr von Dalberg that alles Mögliche dieses Talent zu ehren. Die
Vorstellung wurde an Dekorationen, Kostüme, Fleiß und Genie auf eine
bewundernswürdige Art gegeben. Wenn
Böck auch nicht
ganz das Ideal des Karl Moor erreicht hat, so waren doch viele
Scenen, besonders die mit Amalien im vierten Akt, und ganz vorzüglich
die Scene am Thurm, sein Triumph. Das Publikum, Acteur und Statisten
wurden mit ihm fortgerissen in dem allgewaltigen Feuerstrome. Stärker
konnte der Dichter nicht gefühlt haben, als er ihn wieder gab." (S.54)
Die wichtigsten Fassungen der "Räuber" sind:
"Unstreitig
waren die Schauspieler der älteren
Zeit in Ausführung ihrer Rollen sorgfältiger, präciser, und mehrentheils
unterhaltender, als die neueren es sind. Die Stücke, worin sie
aufzutreten genöthigt waren, hatten weniger Handlung, mehr Verflößung
der Charaktere in Dialogen, als in grellen Zügen. Schon darum waren die
Schauspieler verbunden, wenn sie anders interessieren wollten, ihre
langen Reden nicht bloß zu erzählen, sondern durch das Leben, das sie
hinein zu legen sich bemühten, ein wirkliches
Menschengemählde zu schaffen." (Iffland
1793, S. 38)
Er sagte mir einst: »Das ist nicht, weil ich nichts dafür
empfände, oder nicht Lust hätte, die kräftigen Menschen darzustellen,
die darin aufgestellt sind; sondern weil diese Stücke unser Publikum an
die starke Kost verwöhnen, und unsere Schauspieler gänzlich verderben
würden. Jeder, der die herrlichen Kraftsprüche sagt, hat dabey auch
gerade nichts zu thun, als daß er sie sage. Das Entzücken, das
Shakspeare erregt, erleichtert dem Schauspieler alles. Er wird sich
alles erlauben, und ganz vernachlässigen.« So sagte er, und leider hat
er nicht sehr Unrecht gehabt. Wie oft ist Geschrey für starken Ausdruck,
Grobheit für Kraft, Roheit für Natur, und Uebertretung all und jeden
Wohlstandes für Eigenheit gebraucht worden!
Unsere heutigen Theater können die Stücke von
Marivaux und Destouches nicht so geben,
wie die Schauspieler vor fünf und zwanzig Jahren auf dem
Ackermannschen und Seylerschen Theater sie geben konnten.
Wie angenehm war nicht der respektuöse Anstand, die feine Galanterie,
womit man damals in der Darstellung gegen die Frauenzimmer sich betrug!
Mit diesen gehen oft die Dichter, und noch öfter die Schauspieler, jetzt
unsanft um und hart. Kaum daß sie eines Seitenblicks sie würdigen, und
selten gehen sie ihnen aus dem Wege, wenn diese ihren Platz ändern.
Man zieht sich an, stellt sich hin, sagt seine Lection her, läßt, ohne
sich umzusehen, Einheimische und Fremde ins Zimmer kommen, wartet seine
Kraftscenen ab, nimmt dann an nichts mehr Theil, zerrt, wenn es hoch
kommt, das gnädige Fräulein wie ein Stubenmädchen, Brust an Brust,
herum, begegnet dem herein kommenden Vater wie dem Johann – und wenn das
alles nur mit Force geschieht – so steht alles wohl und gut." (Iffland
1793, S. 38)
Iffland, der 1778 nur
sehr zögernd nach Mannheim kommt - er will seine Karriere eigentlich
in Hamburg bei Schröder fortsetzen - (vgl. Iffland, Aus meinen ...S. 40)
bei ihren Erwartungen an Mannheim geht Iffland und seinem
Freundschaftsbund vom Siebeleber Holz (Beck, Beil, Iffland)
durch den Kopf: "Wir freueten uns auf eine Stadt, welche
dafür bekannt war, in den bildenden Künsten guten, sehr guten Geschmack
zu besitzen. Da aber der Hof so lange ein gutes Französisches Theater
neben der trefflichen Italiänischen großen Oper gehalten hatte, viele
Franzosen und Italiäner dort in Diensten oder ansässig waren, Manheim
selbst so nahe an Frankreich liegt; – so
fürchteten wir uns, man möchte dort mehr Grazie als Wahrheit von uns
verlangen. Zwar waren wir uns bewußt, der Wahrheit, welche mir
fühlten, nicht den härtesten Ausdruck zu geben; allein wir fühlten doch
auch den Mangel an körperlicher Beredsamkeit, wenn ein Publikum
ausschließlich von diesem Standpunkte ausgehen wollte uns zu beurtheilen."
(41)
Ohrfeige Seylers für die Toskani (S.47)
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