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Das Ende des Dramas in der Fassung der Handschrift des
Mannheimer Soufflierbuchs 1781/82
• VII, 2 in der Fassung des Mannheimer Soufflierbuchs 1781/82
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VII, 3 in der Fassung des Mannheimer Soufflierbuchs 1781/82
(Ende des Dramas)
Das so genannte
• Mannheimer Soufflierbuch,
das Gerhard
Storz (1959/31963, S.20) noch "von der gewaltsamen
Entstellung des Werks" sprechen lässt, stellt die authentische Version
der Bühnenfassung von
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Friedrich Schillers
Drama
•"Die
Räuber" dar, so wie es am 13. Januar 1782 auf der Bühne
des Mannheimer Nationaltheaters
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uraufgeführt worden ist. Das Mannheimer
Soufflierbuch ist die älteste der erhalten gebliebenen Bühnenfassungen
der "Räuber" und steht wohl "trotz aller Dalbergschen Fremdkörper
[...] der verlorenen Urform der Theaterfassung weitaus näher als deren
erste gedruckte Redaktion", die
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Trauerspielfassung, die in der Schwanschen Hofbuchhandlung 1782, von
Schiller selbst erarbeitet, 1782 erschienen ist. "Nicht zuletzt eignet
dem Soufflierbuch höchster dokumentarischer Wert für die
Bühnengeschichte der 'Räuber', indem es die dramaturgischen
Vorrichtungen der Regie veranschaulicht, unter denen das Stück am 13.
Januar 1782 seine erste öffentliche Vorstellung erlebte." (Schulz
1959, S. 29)
Schiller,
dessen Stück auf Vermittlung des Mannheimer Verlegers Schwan in die
Hände des Intendanten des Mannheimer Theaters
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Wolfgang Heribert Freiherr von Dalberg (1750-1806) geraten war, muss
das Stück, wenn es dort zur Aufführung gelangen soll, im
Sommer 1781
überarbeiten. Die
Anzahl und die Art der von Dalberg geforderten
Änderungen am Stück machen Schiller zu schaffen, aber um des Erfolges
und der Anerkennung als Bühnenautor willen ist er bereit, Konzessionen
zu machen und einige Änderungswünsche umzusetzen. Er fügt aus Gründen
besserer Bühnenwirksamkeit ein paar Szenen in sein Drama ein, z. B. eine
heftige Auseinandersetzung von Hermann mit Franz und dessen
Gefangennahme durch die Räuber.
Anfang Oktober sendet er seine
überarbeitete Fassung an Dalberg, der er sogar einen neuen Titel
verpasst: Der Verlorne Sohn, mit
den Worten: "Hier scheint endlich der Verlorne Sohn, oder die
umgeschmolzenen Räuber." (zit. n.
Wais 2005, S.34) Doch Dalberg ist mit der Bühnenbearbeitung
Schillers, die leider nicht erhalten ist, nicht zufrieden. Für ihn sind,
so verlangt es der Schauspielstiel seiner Bühne, "die durch
Anstand
und Schicklichkeit gezogenen Grenzen unüberschreitbar. Nachhaltig
setzte er sich in seinen Aufführungskritiken gegen gelegentliche Fälle
von vergröberndem Natürlichkeitskrampf auf der Bühne zur Wehr. Nicht
einmal zur komischen Charakterisierung durften derartig veräußerliche
Mittel, die das ästhetische Empfinden des Zuschauers beleidigen konnten,
herangezogen werden. […]". (Schmidt
1959, S.155) Wenn es auf die Bühne gebracht werden kann, dann
nur, so viel steht für ihn fest, wenn das Stück "am abschreckenden Beispiel"
bürgerliche Moral demonstriert, wie es dem Verlangen des Publikums in
Mannheim entspricht. "Sentimentale
Familienmoralität und pseudoritterliches Bühnenheldentum" (ebd.,
S.157) sind dort gefragt, und lassen Dalberg zur Überzeugung gelangen,
dass "Die Räuber" "nur als »Familiengemälde« des Hauses Moor" (ebd.,
S. 155) in den Spielplan passen.
Dalbergs Ansinnen durch eine Rückverlegung der Handlung ins
Spätmittelalter dem Stück seine politische Sprengkraft zu nehmen, geht
Schiller zu weit und wird von ihm zunächst abgelehnt: "Alle Karaktere sind zu
aufgeklärt, zu modern angelegt, daß das ganze Stück untergehen würde,
wenn die Zeit, worin es geführt wird, verändert würde". (Brief an
Dalberg vom 3.11.1781, zit. n.
ebd.). Und so gehen die Argumente der beiden hin und her: "Dalberg
erklärte, in unseren Polizeistaaten sei eine solche Räuberbande nicht
möglich; der Dichter entgegnete, dem Mittelalter widersprächen Franzens Räsonnements. Dalberg wies auf die Möglichkeit hin, dass der Bösewicht
auch im sechzehnten Jahrhundert eine sophistische Anwendung von der
aristotelischen Philosophie gemacht haben könne. Schiller bekannte, er
sei so scharfsinnung nach Haus geschickt worden, dass er nun schweigen
und abwarten müsse." (Palleske
1859, S.232) Im Protest gegen die Verlegung der Handlung in
die Vergangenheit meldet sich auch der Regisseur des Nationaltheaters,
Meier, im Auftrag des Ensembles zu Wort: "Wir halten uns verpflichtet,
Eurer Exzellenz zu benachrichtigen, daß in Betracht der Räuber die
allgemeine Stimmung wider das altdeutsche Kostüm sich erklärt hat. Da
die Wirkung, welche dieses Stück im ganzen machen wird, schwer zu
bestimmen ist, sollten wir im Fall einer nicht ganz erwünschten Wirkung
uns wohl nicht dem Vorwurf aussetzen, das veränderte Kostüm habe die
Wirkung gemindert?“
Doch Dalberg lässt sich auch davon nicht beirren und notiert am Rande
dazu: "Mag die allgemeine Stimmung sagen, was sie immer will; Urteile
des Publikums über Stücke können nur alsdann Eindruck machen, wenn die
Stücke erst vorgestellt sind. Hier ist es schiefes Vorurteil einiger mit
Schauspielwirkung wenig vertrauter Köpfe. Die Räuber können nach allen
Begriffen vom Theatereffekt nicht anders als mit idealistischem Anspruch
und älteren Kostümen gegeben werden. Denn wo ist nur der geringste Grad
von Wahrscheinlichkeit, daß in unseren jetzigen politischen Umständen
und Staatenverfassung sich eine solche Begebenheit zutragen könne? Dies
Stück in unsrer Tracht wird Fabel und unwahr.“ (zit. n.
Schnatz 1914, S.107f.)
Eineinhalb Monate später freilich stimmt auch Schiller notgedrungen und
zähneknirschend in einem weiteren Brief an Dalberg zu, äußert aber
zugleich die Bitte, sonst notwendige Kürzungen selbst, am besten nach
einer Probenteilnahme, vornehmen zu können. Doch Dalberg entspricht
diesen Bitten nicht. (vgl.
Schulz 1959, S. 30) Im Gegenteil: Um "Die Räuber" der in Mannheim
"so hochgeschätzten Rührdramatik familiären Einschlags" (Schmidt
1959, S.156) anzupassen, nimmt Dalberg so weitgehende Eingriffe in
das Stück vor, dass es, verglichen mit der Buchausgabe, "nicht mehr das
gleiche Stück" darstellt. (vgl.
Hofmann1996, S.54) Sein am Publikumsgeschmack orientierter
Theaterverstand sagt ihm, dass das Stück ohne eine Begegnung der beiden
Brüder viel von seiner Wirkung einbüßen könnte. Folgerichtig fordert er
Schiller die entsprechende Änderung der Handlung ab, was dazu führt,
dass Franz am Ende von den Räubern gefangen vor den Hauptmann geführt
wird, der ihn in dem Verließ des mittlerweile befreiten alten Moor nun
ohne Gnade dem Hungertod preisgibt. Der
Verzicht auf den Selbstmord von
Franz Moor stellt damit in gewisser Weise "die ganze Idee des
Dramas auf den Kopf" und "vernichtet auch völlig die eigentliche Tragik.
Indem nämlich Karl als 'Bevollmächtigter des Weltgerichts' diese
grausame Justiz übt, fällt er wieder in den früheren Irrtum seines
Lebens zurück. Der unsympathische Rächer heischt ein klägliches Opfer.“
(Schnatz
1914, S. 109)Zweite Szene
Auf diese Weise werden Handlung und insbesondere die Figuren von Dalberg verändert: "Nicht nur all die zynischen Ausfälle, die sich Franz dort
»gegen Gott, Gewissen, Moral und das törichte Vorurteil der Blutsbande«
(Stubenrauch) zuschulden kommen ließ, sind hier sorgsam getilgt - auch
sein Entschluss zum Brudermord in der berühmten •
Galerieszene (IV,2) muss
den »Zuckungen der sterbenden Tugend« weichen, die ihn dazu nötigt, die
»Reliquien der Menschheit« im eigenen Innern »in Ehren« zu halten; er
empfindet plötzlich »noch etwas, das der Liebe gleicht«. Von ähnlich
rührseliger Unwahrheit ist die erkünstelt edelmütige Haltung, mit der
Karl Moor in der Schlussszene (VII,3) seine Gefolgsmänner
•
Schweizer und Kosinsky - den »Unreinen« und den »Reinen«
- dem •»Vater im Himmel«
wiedergibt und, nachdem sie sich von
•»von beiden Seiten herüber um den
Hals« gefallen sind,
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den Besitz seiner Grafschaft in ihre Hände legt.
Die
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würdevolle Mahnung aber, die Karl Moor unmittelbar zuvor an seine
ganze Räuberbande richtet, ist ein Musterbeispiel für die moralistische
Umbiegung der Schlusskonzeption, die nun selbst die blutgierigsten
Mordbrenner - es koste, was es wolle - wieder in die gesittete Ordnung
der Gesellschaft zurückzuführen imstande ist:
•»Grosse Kräfte! Herrliche
Keime! Und die guten Geister weinen über ihren Trümmern! Geht hin!
opfert ihre Reste dem Staat. Dienet einem Könige, der für die Rechte der
Menschheit streitet.« Auch das neue Handlungselement (VII,2), das Franz
von seines
•
Bruders Strafgericht
ergreifen und ihn vor dessen Tribunal
schleppen lässt, dient unmissverständlich der Verdeutlichung eines
moralistisch gedeuteten Schicksalzusammenhangs: Karls höhere Sendung
erfüllt sich in seiner Berufung zum
• »Bevollmächtigten des
Weltgerichts«."(Schmidt
1959, S.156)
Schiller seinerseits befindet sich bis zur Aufführung seines
Debütdramas "in einem Zwiespalt zwischen der Größe seiner eigenen
künstlerischen Gestaltungskraft und den Ansprüchen des konventionellen
Theaterwesens- und -geschmacks." (Schulz 1959,
S.23)
Als die "Räuber" schließlich am 13.1.1782 mit dem jungen
•
Iffland in der
Rolle des
• Franz Moor in seinem Theater in Mannheim uraufgeführt werden,
hat sich Dalberg durchgesetzt und dazu
eigenmächtig weitere
Änderungen, meistens bühnentechnisch oder durch Theaterkonventionen
wie dem Wechsel des Bühnebildes bedingte (Schmidt
1959, S.173), vorgenommen.
Nicht nur die Handlung ist in die
Vergangenheit zurückverlegt, sondern "aus fünf Akten werden
sieben
Handlungen, [...] die lyrischen Einlagen fehlen; der
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Pater im 2. Akt
wird in eine 'Magistratsperson' umgewandelt;
•
Pastor Moser
(wird) im 5.
Akt (...) gestrichen;
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Franz will
•
Hermann
zum Mord an
•
Karl überreden,
aber Herrmann lehnt sich auf und bedroht Franz schließlich mit der
Pistole; Franz begeht nicht Selbstmord, sondern wird von der Bande
gerichtet; Amalia wird nicht von Karl erstochen, sondern tötet sich
selbst." (Grawe
1976/2002, S.81f.) Manche dieser Änderungen dürfen
freilich nicht allein dem Publikumsgeschmack, sondern auch den
herrschenden Zensurregeln geschuldet gewesen sein, die z. B. auch keine
geistlichen Personen auf der Bühne duldeten.
Hinzu kommt für das Stück, das ja in
seiner ersten Fassung ausdrücklich nicht für die Bühne geschaffen
war, einfach in seiner Aufführungsdauer zu lang ist und gekürzt werden
muss.
(Schulz 1959,
S.30)
Schiller bekommt die Fassung des
Mannheimer Soufflierbuchs allerdings nicht zu sehen, sieht das Stück in
der Bearbeitung Dalbergs erst bei der
• Uraufführung in Mannheim am
13.1.1782.
Die Aufführung ist, dafür sprechen alle Fakten, aber
nicht trotz der Umarbeitungen
oder trotz seiner
"verballhornten Form“ und seiner von Dalberg vorgenommenen "ärmlichen
Einschränkungen“ (Schnatz
1914, S.109) ein großer Erfolg, wie Kritiker der Soufflierbuchfassung
(darunter auch
Storz (1959/31963, S.20) gerne betonen. Dazu sind die
Faktoren, die zu dieser Publikumsreaktion führen, zu komplex. Aber einer
der Gründe für den Erfolg der "Räuber", zumindest auf der Mannheimer
Bühne, ist wohl gerade dieser
am Publikumsgeschmack orientierten Bearbeitung des vielgescholtenen
Dalberg geschuldet.
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Das Ende des Dramas in der Fassung der Handschrift des
Mannheimer Soufflierbuchs 1781/82
• VII, 2 in der Fassung des Mannheimer Soufflierbuchs 1781/82
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VII, 3 in der Fassung des Mannheimer Soufflierbuchs 1781/82
(Ende des Dramas)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.10.2023