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Seit
Mitte Dezember 1781 macht sich
Friedrich Schiller,
dessen Autorschaft am 22. Oktober 1781 von
der "Erfurtischen Gelehrten Zeitung" gelüftet und allgemein
bekannt gemacht wird, eine
Bühnenfassung seines Dramas
"Die
Räuber" zu schreiben. Sie soll, so die
Absicht Schillers, Vorschläge des Intendanten des Mannheimer Theaters,
Wolfgang Heribert Freiherr von Dalberg (1750-1806) berücksichtigen
und irgendwie mit seinen eigenen Auffassungen in Einklang bringen.
(vgl. Soufflierbuch
der Uraufführung). Was
dabei herauskommt, nennt Sautermeister
(2005, S. 2) einen "Kompromiss", der die ältere Gliederung in
fünf Akte wiederherstellt und einige stilistische Änderungen beinhaltet.
Das Titelblatt dieser von
dem einflussreichen
Christian Friedrich Schwan
(1733-1815) verlegten Fassung "Die Räuber, ein Trauerspiel von
Friedrich Schiller. Neue für die Mannheimer Bühne verbesserte Auflage.
Mannheim, in der Schwanischen Buchhandlung 1782" signalisiert, dass es
sich dabei um die im Gegensatz zur Erstfassung des "Lesedramas" hierbei
um eine reine Bühnenfassung handelt. Schwan, der zunächst das Verlegen
der ersten Fassung des "Lesedramas"1781 noch aus politischer
Rücksichtnahme aber auch aus Rücksicht auf den herrschenden
Publikumsgeschmack ablehnt, kann die moderate Bühnenfassung nun ohne
weiteres in sein Programm aufnehmen. Denn: Im Verlagsgeschäft ist
Schwan ein knallhart kalkulierender Kaufmann, der sich das Geschäft mit
Schillers Drama nicht entgehen lassen kann. Später lässt er auch
Schillers Werke, wie das zu dieser Zeit ohne jeden Urheberrechtsschutz
eben üblich ist, mehrfach ohne jede Absprache mit dem Autor und vor
allem ohne die geringste Bezahlung nachdrucken, als er feststellt, dass
der Markt nach den Schöpfungen des jungen Autors verlangt.
In der "Trauerspielfassung" bleibt der Bezug zur Aufführung in
Mannheim bleibt natürlich auch in
wesentlichen Strukturen dieser Ausgabe erhalten: die Handlung spielt
weiter im Spätmittelalter, der
Pastor Moser
bleibt gestrichen, der
Pater ist
eine Magistratsperson, die eingeschobenen Lieder sind immer noch
herausgefallen und
Franz Moor wird am Ende von den Räubern gefangen genommen
und hingerichtet. (vgl.
ebd.,
vgl.
Fricke/Göpfert 1973, Bd. 1, S. 914) Aber auch die Neubearbeitung des
Dramas durch Schiller, mit der er hofft, grundlegende Einwände namhafter
Kritiker abgewehrt zu haben, findet nicht überall Zustimmung. So äußert
sich Christop Martin Wieland
in einem Brief an Schwan, dass auch das modifizierte Werk in seinen
Augen nicht "vor dem Richterstuhle der Vernunft und des Geschmacks
bestehen könnte." (zit. n.
Hinderer 1992/2005b, S. 11, dort. zit. n.
Böhm 1960, S.597-602)
Fast ein ganzes Jahrhundert bleibt die Trauerspielfassung Grundlage
aller Inszenierungen der Räuber, wobei man schon bei der Aufführung in
Leipzig im Jahr 1782 die mittelalterlichen Kostüme gegen zeitgenössische
Kleidung eintauscht (vgl.
Ludwig 1912, S. 80). Aber erst etwa einhundert Jahre später ist es
das »Hoftheater
von Meiningen, welches das Stück in der Schauspielfassung neu einstudiert
und im Rokokokostüm aufführt. So gelingt der Schauspielfassung endlich
der Durchbruch auf den deutschen Bühnen. (vgl.
Schnatz 1914, S. 109)
Gert Egle -
01.05.2015
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