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Schiller, Die Räuber - Stoffgeschichte

Gleichnis vom verlorenen Sohn

 
 
 

Das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn zählt zu den wesentlichen Elementen der Stoffgeschichte von Friedrich Schillers Drama "Die Räuber". Schiller ist mit ihm sicher schon in früher Kindheit in Berührung gekommen, und es ist anzunehmen, dass es neben Unterweisungen und Predigten durch Pfarrer Moser in der Lorcher Zeit auch immer wieder bei den pietistischen Bibelstunden in der Familie Schiller verlesen wird, die Caspar Schiller mit Frau und Kindern regelmäßig veranstaltet. Unter religiös-biblischem Aspekt betrachtet thematisiert das Gleichnis Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe am Beispiel einer Vater-Sohn-Beziehung und das Verhalten von Jesus zu gesellschaftlichen Randgruppen.
Entscheidend für das Verständnis des Gleichnisses ist die Frage nach der Motivation, die der Vater dafür hat, den Sohn unvoreingenommen und vorbehaltlos wieder bei sich aufzunehmen. Liegen die Gründe auf Seiten des "verlorenen Sohnes", so ist es seine, durch seine Rückkehr signalisierte Bereitschaft, sich wieder in das väterliche Haus zu integrieren und damit auch die väterliche Autorität anzuerkennen. Der Vater sieht schon von Weitem, geht ihm in freudiger Erwartung entgegen. Noch ehe der Sohn ihn um Verzeihung bittet und seine Reue deutlich macht, nimmt er in in seine Arme und küsst ihn als Zeichen seiner fortbestehenden Liebe. So ist es auch nicht die Tatsache, dass der Vater um Verzeihung gebeten wird, was ihn dazu veranlasst seinen Sohn so herzlich zu empfangen - kein Wort fällt über die Vergangenheit, kein Vorwurf steht im Raum -, sondern allein seine Liebe zu seinem Sohn, die vorbehaltlos ist und keiner Aufrechnungen im Sinne von Leistung und Gegenleistung verlangt. So ist die Liebe der Quell einer Verzeihung durch den Vater, die andererseits dieser Verzeihung eigentlich kaum bedarf.
Und doch: Grundsätzlich hätte die Begegnung ja auch anders verlaufen können. Ein fordernder Sohn hätte unter Umständen diese Verzeihung nicht erlangt und damit auch die Liebe des Vaters auf eine noch härtere Probe gestellt.


 

Gert Egle, 28.06.2016

 
     
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