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Ländliche
Gegend um das Moorische Schloss.
Räuber Moor.
Kosinsky in der Ferne.
MOOR. Geh voran und melde mich.
Du weißt doch noch alles, es du sprechen musst?
KOSINSKY. Ihr seid der Graf von
Brand, kommt aus Mecklenburg, ich Euer Reitknecht - Sorgt nicht, ich will meine
Rolle schon spielen. Lebt wohl! (Ab.)
MOOR.
Sei mir gegrüßt,
Vaterlandserde! (Er küsst die Erde.) Vaterlandshimmel! Vaterlandssonne! -
und Fluren und Hügel und Ströme und Wälder! seid alle, alle mir herzlich
gegrüßt! - Wie so köstlich wehet die Luft von meinen Heimatgebirgen! wie strömt
balsamische Wonne aus euch dem armen Flüchtling entgegen! - Elysium!
dichterische Welt! Halt ein, Moor! dein Fuß wandelt in einem heiligen Tempel. (Er
kommt näher.) Sieh da, auch die Schwalbennester im Schlosshof - auch das
Gartentürchen! - und diese Ecke am Zaun, wo du so oft den Fanger belauschtest
und necktest - und dort unten das Wiesental, wo du, der Held Alexander, deine
Mazedonier ins Treffen bei Arbela führtest, und nebendran der grasige Hügel, von
welchem du den persischen Satrapen niederwarfst - und deine siegende Fahne
flatterte hoch! (Er lächelt.) Die goldnen Maienjahre der Knabenzeit leben
wieder auf in der Seele des Elenden - da warst du so glücklich, warst so ganz,
so wolkenlos heiter - und nun - da liegen die Trümmer deiner Entwürfe! Hier
solltest du wandeln dereinst, ein großer, stattlicher, gepriesener Mann - hier
dein Knabenleben in Amalias blühenden Kindern zum zweiten Mal leben - hier! hier
der Abgott deines Volks - aber der böse Feind schmollte dazu! (Er fährt auf.)
Warum bin ich hieher gekommen? dass mirs ginge wie dem Gefangenen, den der
klirrende Eisenring aus Träumen der Freiheit aufjagt? - nein, ich gehe in mein
Elend zurück! - Der Gefangene hatte das Licht vergessen, aber der Traum der
Freiheit fuhr über ihm wie ein Blitz in die Nacht, der sie finsterer zurücklässt
- Lebt wohl, ihr Vaterlandstäler! einst saht ihr den Knaben Karl, und der Knabe
Karl war ein glücklicher Knabe - jetzt saht ihr den Mann, und er war in
Verzweiflung. (Er dreht sich schnell nach dem äußersten Ende der Gegend,
allwo er plötzlich stille steht und nach dem Schloss mit Wehmut herüber blickt.)
Sie nicht sehen, nicht einen Blick? - und nur eine Mauer gewesen zwischen mir
und Amalia - Nein! sehen muss und sie - muss ich ihn - es soll mich zermalmen! (Er
kehrt um.) Vater! Vater! dein Sohn naht - weg mit dir, schwarzes, rauchendes
Blut! weg, hohler, grasser, zuckender Todesblick! Nur diese Stunde lass
mir frei - Amalia! Vater! dein Karl naht! (Er geht schnell auf das Schloss
zu.) - Quäle mich, wenn der Tag erwacht, lass nicht ab von mir, wenn die
Nacht kommt - quäle mich in schrecklichen Träumen! nur vergifte mir diese
einzige Wollust nicht! (Er steht an der Pforte.) Wie wird mir? was ist
das, Moor? Sei ein Mann! - - Todesschauer - - Schreckenahnung - - (Er geht
hinein.)
►Text
der Szene im
pdf-Forma (mit
Zeilennummerierung)
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