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Die
▪
Figurencharakterisierung im ▪
dramatischen Text
kann grundsätzlich ▪ direkt oder indirekt
erfolgen. Die ▪
Techniken, die
dabei verwendet werden, können
▪ auktorial, d. h. vom Autor direkt an
den Zuschauer bzw. Leser adressiert werden, oder
▪ figural sein, d. h. zur Gestaltung des
Sprechens und Handelns der Figuren dienen.
Auktoriale Techniken der Figurencharakterisierung
Informationen, mit denen der Autor (impliziter Autor) die
Zuschauer/Leser eines dramatischen Textes unmittelbar anspricht,
werden nach
Pfister (1977, S.251) als
▪
auktoriale Techniken der
Figurencharakterisierung
im Drama
bezeichnet. (vgl.
▪
figurale Techniken)
Explizite und implizite Charakterisierungstechniken
Bei der auktorialen Charakterisierungstechnik
werden zwei "Klassen" (Pfister
1977, S.251) unterschieden:
Explizit-auktoriale Charakterisierungstechniken
Beispiel: »Gerhart
Hauptmann (1862-1956), »Der
Biberpelz, »II.
Akt
Amtszimmer beim Amtsvorsteher von Wehrhahn: großer
weißgetünchter, kalter Raum mit drei Fenstern in der Hinterwand. In
der linken Wand die Eingangstür. An der rechten Wand rechts der
lange Amtstisch mit Büchern, Akten usw. belegt; hinter ihm der Stuhl
für den Amtsvorsteher. Am Mittelfenster Tisch und Stuhl für den
Schreiber. Ein Schrank aus weichem Holz vorn rechts, dem
Amtsvorsteher, wenn er auf dem Stuhle sitzt, zur Hand, enthält die
Bücher. Aktenregale verkleiden die Linkswand. Sechs Stühle stehen
ganz vorn, von der Linkswand an in einer Reihe. Man sieht die
eventuell Daraufsitzenden von rückwärts. - Es ist ein heller
Wintervormittag. Der Schreiber Glasenapp sitzt kritzelnd auf seinem
Platz. Er ist eine dürftige, bebrillte Persönlichkeit. Amtvorsteher
von Wehrhahn, ein Aktenfaszikel* unterm Arm, tritt schnell ein.
Wehrhahn ist gegen vierzig Jahre alt und trägt ein Monokel. Er macht
den Eindruck eines Landjunkers. Seine Amtstracht besteht aus einem
schwarzen, zugeknöpften Gehrock und hohen, über die Beinkleider
gezogenen Schaftstiefeln, Er spricht nahezu im Fistelton und
befleißigt sich militärischer Kürze im Ausdruck.
-
Die Figuren erhalten vom Autor
sprechende Namen, die von Anfang
an ein kritisches Licht auf ein bestimmtes charakteristisches
Merkmal einer Figur werfen. Hier sind aber auch zahlreiche
Zwischentöne hin zu den implizit charakterisierenden Namen möglich.
Meistens werden sie für Typen verwendet, die im Gegensatz zu
entfalteten Charakteren auf eine bestimmte menschliche Eigenschaft,
Tugend oder Untugend, festgelegt werden.
Beispiele: Glasenapp oder von Wehrhahn im
Biberpelz von Hauptmann; Wurm, der intrigante Sekretär,
in ▪
Schillers »"Kabale
und Liebe" (1784)
Implizit-auktoriale Charakterisierungstechniken
- Die Figuren erhalten vom Autor realistische, d.h. mit der
konventionellen Namensgebung übereinstimmende Namen (interpretative
name), die aber dennoch einen charakterisierenden Bezug zur
Figur haben. Allerdings ist dieser Bezug nicht vergleichbar offenkundig
wie bei den explizit -sprechenden Namen.
Beispiel:
Henrik Ibsen, Brand
Der Name des Pfarrers Brand bedeutet im Norwegischen "Feuer" aber
auch "Schwert" und passt damit ausgezeichnet zu der eifernden Art
des "Alles oder Nichts", das der Pfarrer "in seinem Kampf gegen die
Kompromisse der orthodoxen Theologie und der herrschenden
Kirchenpraxis" demonstriert. (Pfister
1977, S.263)
- Es werden
▪
Korrespondenz- und Kontrastbezüge zwischen Figuren
hergestellt. Dies kann im
Haupttext selbst erfolgen, indem eine Figur etwas Gemeinsames oder
Unterschiedliches selbst erwähnt. Es kann aber auch dadurch erfolgen,
dass Figuren z.B. nacheinander der gleichen oder ähnlichen Situationen
ausgesetzt werden.
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Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
26.05.2020
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