▪
arbeitstechnik lesen
▪
Lesekompetenz
▪
Lese- und Rezeptionsstrategien
▪
Primär- und Stützstrategien
▪
Hermeneutischer Zirkel
▪
Themabereich: Lesen
▪
Lesen und Textverstehen
(CI-Modell)
▪
Die
kognitionspsychologische Seite des hermeneutischen Zirkels
Das Lesen als sinnkonstruierender Prozess
Lesen,
darüber besteht heute weitgehend Einigkeit, ist, unabhängig davon, was
man liest, wann und wo man es tut oder mit welcher ▪
Lesehaltung
man beim Lesen unterwegs ist sowie mit welcher ▪
Technik oder ▪
Strategie man liest,
ein Prozess, der darauf hinausläuft, in einer komplexen und
fortlaufenden Leser-Text-Interaktion ▪
einen Sinn zu
konstruieren, um den Text zu verstehen und kognitiv verarbeiten zu
können.
Dabei wird ein Text in Wechselwirkungen von textgeleiteten und
konzept- bzw. erwartungsgeleiteten Prozessen bei seiner kognitiven
Verarbeitung verstanden. Wie weit bzw. wie tief diese Textverarbeitung
geht, hängt dabei von vielen verschiedenen Faktoren ab, vor allem dem
Vorwissen, den Erwartungen, den Zielsetzungen und den Interessen des
jeweiligen Lesers.
Und nicht zu vergessen
ist natürlich, dass auch emotionale Aspekte auf Seiten des Lesers eine
bedeutende Rolle spielen können, wenn es um seine
motivationale
und volitionale
Bereitschaft geht, überhaupt zu lesen, bestimmten Lesezielen zu
folgen und seine Leseaktivität in einem entsprechenden
Setting darauf
einzustellen.
Hinzu kommen aber immer auch
Eigenschaften und
Merkmale des Textes selbst, den ein Leser vor sich hat.
Das sind z. B.
Dies alles trifft im Großen und Ganzen auch auf literarische Texte zu,
also auch auf ▪ erzählende Texte, die aber gegenüber
pragmatischen Texten (auch:
Sachtexten,
Gebrauchstexte,
expositorische Texte,
nichtfiktionale Texte)
auch eine Reihe von Besonderheiten haben, die ihr Lesen (mit-)bestimmen.
Erzählende Texte sind vielgestaltig und prinzipiell auf
Vieldeutigkeit angelegt
Erzählende Texte sind
wie die literarischen Texte überaus vielgestaltig und prinzipiell
vieldeutig. Sie werden von verschiedenen Rezipienten unterschiedlich
gelesen und verstanden. Die jeweiligen Lesarten, die dabei entstehen,
sind prinzipiell legitim, können aber aufgrund vieler Faktoren weit
auseinander gehen. Ob sie im Rahmen des allgemeinen Diskurses über
literarische Texte von bestimmten Gruppen von Rezipientinnen und
Rezipienten allerdings als gleichwertig angesehen werden und ob sie das
überhaupt sollten, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Und dass bestimmte
literaturwissenschaftliche Ansätze wie z. B. die auf die
Sprachphilosophie »Jaques Derridas
(*1930- 2004) zurückgehende poststrukturalistische ▪
dekonstruktivistische Literaturwissenschaft davon ausgeht, dass ein Text "weder seinen Sinn in sich selber hat noch eine Bedeutung, die
im vorausgeht" und "daher auch nicht auf einen authentischen oder
ursprünglichen Sinn hin entziffert werden" kann (Bogdal
1996, S.152) soll an dieser Stelle nur verdeutlichen, dass kontroverse
Ansichten zu Sinngebung und Sinnkonstruktion bei literarischen Texten
schon seit langem einen kaum überwindbaren Graben zwischen ▪
hermeneutischen
und ▪
antihermeneutischen Modellen in der Literaturwissenschaft geschaffen
hat.
Zugleich haben aber auch andere Ansätze dazu beigetragen, dass
seiner weiteren Vertiefung entgegengewirkt werden konnte. Zu
nennen sind dabei u. a. ▪
kontextuelle
oder auch ▪
konstruktivistische und kognitionspsychologische Modelle, welche die
"subjektive Theorie" als Gesamtheit leserseitiger Voraussetzungen des
Lesen, der jeder Leser und jede Leserin bei seiner Lektüre folgt (vgl.
Köppe/Winko 2008, S.1), betonen. In der Literaturdidaktik sind die
modernen Extrempositionen der Literaturtheorie indessen kaum bedeutsam
geworden.
Interferenzen
und Situationsmodelle als Mittel zur Sinnkonstruktion
Betrachtet man das
Lesen eines erzählenden Textes unter dem Blickwinkel der
Konstruktivitätstheorie dann ergeben sich daraus interessante
Gesichtspunkte, wie Leser beim Lesen solcher Texte vorgehen, um Sinn zu
konstruieren.
Ein Leser, der einen
erzählenden Text liest, muss beim Lesen nicht nur die einzelnen Aussagen
verstehen, sondern auch in der erzählten Welt, die ihn ihn in unter
Umständen ganz andere Welten mit einer besonderen
sprachlich-stilistischen Gestaltung führt, den Überblick bewahren.
Will er beim Lesen also
"durchblicken", was sich in der erzählten Welt (Diegiesis)
ereignet, muss er nicht nur die jeweiligen
Zustandsveränderungen, welche die
Erzählung ausmachen, verstehen, sondern auch die vorhandenen
Strukturen des Erzählens
(Exegesis) erfassen.
Im Grunde muss er das ▪ "Wie"
und das ▪ "Was" auf der
lokalen Textebene zusammenbringen. Die konstruktiven Akte, die dabei
nötig sind, gehen dabei bei ihrer kognitiven Verarbeitung von im Rahmen
einer fortlaufenden Text-Leser-Interaktion immer als
zwei
miteinander verschränkte Prozesse vonstatten.
-
Einer von beiden
ist ein textgeleiteter und aufsteigender Prozess, der bottom up, wie
man sagt, von der im Text enthaltenen Information zu dem
Wissen führt, das während der Rezeption des Textes aufgebaut bzw. im
Gedächtnis gespeichert oder repräsentiert wird.
-
Der andere Prozess,
der damit verschränkt ist, der damit verschränkt ist, verläuft in
die andere Richtung, absteigend bzw.
top down, und bringt das
Vorwissen (z. B.
Weltwissen, aktives Wissen,
Erfahrungswissen,
Fachwissen,
Sprachwissen,
Textmusterwissen,
thematisches Wissen) über das man im Gedächtnis verfügen
kann, in den Prozess der Sinnkonstruktion ein.
vgl.
(Christmann/Groeben 1999/2001, S.146).
Erst mit Hilfe dieses
Wissen kann ein Leser die im Text explizit enthaltenen Informationen
organisieren und text- und vorwissenbasierte Schlussfolgerungen (Inferenzen)
ziehen, ohne die sein Lesen ins Leere laufen würde. Diese Inferenzen
sind auch auch beim Lesen erzählender Texte "Motor der
Sinnkonstruktion" (Christmann
2015, S.172), weil sie wie andere Texte auch eben keine vollständige
Totalität erzählen, sondern "Textlöcher", wie die Linguisten sagen (Linke
u. a. 1994, S.226), "Kohärenzlücken" (Christmann
2015, S.173) oder absichtlich oder unabsichtlich gestaltete
▪
Leerstellen aufweisen, die der Leser auf der lokalen Textebene,
aber auch im übergeordneten, globalen Gesamtzusammenhang des Textes
schließen muss, um sich nicht in einem erzählten Text zu verirren
oder zu verlieren und als Folge davon, keine Lust mehr am
Weiterlesen eines Textes zu haben.
Ob und wie viele
▪ Inferenzen beim Lesen eines erzählenden Textes gebildet werden, hängt
dabei von vielen
textseitigen Faktoren (s. o.) ab, davon wie schnell er gelesen wird
(schnelles Lesen ist nicht gerade inferenzfördernd!) und in ganz
besonderem Maße vom Vorwissen des Lesers, das mit
▪
elaborativen Inferenzen den auf der lokalen Textebene konstruierten
Textsinn explizit mit den abrufbaren Gedächtnisinhalten verbindet und
dabei
Erklärungen, Verallgemeinerungen,
Hypothesen, Erwartungen und Assoziationen für das
Erzählte liefert, die
eindeutig über das im Text Enthaltene hinausgehen.
Auch wenn es heutzutage
noch ▪
unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wie und vor allem wann im
Leseprozess die für ein tieferes Textverständnis oder eine höhere Form
der Verarbeitung des Gelesenen Inferenztätigkeit passiert und damit
Kohärenz hergestellt wird, ist das Ganze an sich unstrittig.
Feststeht, dass die
▪
Inferenzbildung bei
literarischen (fiktionalen) Texten wegen ihrer Vieldeutigkeit
und ihrer Vielfalt bei der grammatikalischen und
sprachlich-stilistischen Gestaltung komplizierter ist und anders
funktioniert als
bei pragmatischen Texten (auch:
Sachtexten,
Gebrauchstexte,
expositorische Texte,
nichtfiktionale Texte).
Wer literarische Texte verstehen will, muss in der Regel eine besonders
hohe Eigenaktivität beim
Lesen entwickeln und intensive Inferenzarbeit betreiben.
Dabei könnten sich
vier
Arten von Inferenzen unterscheiden lassen, die beim Verstehen
literarischer Texte, also auch Erzähltexten, wichtig sind (Magliano/Bagett/Graesser
1996, vgl.
Christmann
2015, S.176)
-
Vorhersagen von
künftigen Ereignissen als Inferenz künftiger Beziehungen
-
Schlussfolgerungen,
die Ziele, Handlungen und Motive von fiktionalen Figuren
betreffen
-
Inferenzen, die
sich auf Zustände bzw. Überzeugungen von Figuren beziehen
-
thematische
Schlussfolgerungen, die den Text deuten oder emotionale
Reaktionen darauf darstellen
Die Sinnkonstruktion
beim Lesen erzählender Texte
Wie die
Inferenzbildung beim Lesen kürzerer erzählender Texte aussehen
könnte, ist insbesondere im Hinblick auf den Aufbau von ▪
Situationsmodellen, die im Idealfall Text und Vorwissen integrierend
zusammenbringen, in Teilen inzwischen wissenschaftlich ganz gut
belegt.
Während wir einen
erzählenden Text lesen, können wir uns viele Dinge "merken", zueinander
in Beziehung setzen und damit die Textinformationen fortlaufend
aufnehmen und zu einem Situationsmodell verarbeiten. Wie gut uns das
gelingt, hängt, wie schon erwähnt von
textseitigen und
leserseitigen Faktoren ab.
Wenn es aber aus
verschiedenen Gründen nicht gelingt, die beim Lesen fortwährend
aufgenommen Informationen mehr oder weniger problemlos in das aufgebaute
bzw. sich dynamisch aufbauende Situationsmodell zu ▪
integrieren, können solche Inkonsistenzen nur dann aufgelöst und
damit überwunden werden, wenn man sich z. B. mit einer
Reduzierung des
Lesetempos auf den höheren kognitiven Verarbeitungsaufwand einlässt, der
durch solche Probleme entsteht. Geschieht dies nicht, kann das Scheitern
beim Aufbau eines konsistenten Situationsmodell schnell zur
Frustrationen führen und damit die
motivationale
und volitionale
Bereitschaft, beim Lesen weiter daran zu "arbeiten", erheblich
verringern.
Was wir uns besonders
gut merken und zum Aufbau eines Situationsmodells nutzen, sind z. B.
Dinge bzw. Objekte, die
räumlich in
enge Verbindung mit der Hauptfigur gebracht werden.
Wenn es also
z. B. heißt: "Sie zog ihr Sweatshirt an und ging joggen.", können wir
uns dies besser merken, als wenn es heißt: "Sie zog ihr Sweatshirt aus
und ging joggen." Klingt vielleicht seltsam, hat aber genau damit zu
tun, dass das angezogene Sweatshirt im ersten Fall in eine "räumliche"
Beziehung zur Figur gebracht wird, die beim weiteren Lesen quasi
mitgenommen und beim Aufbau des Situationsmodells verarbeitet wird,
während die andere Variante quasi durch das Raster fällt und tendenziell
vergessen werden darf und kann.

Ähnlich verfahren wir
bei
Informationen über den zeitlichen Ablauf des Geschehens, die
einen erzählender Text anbietet. Allerdings muss man dabei sehen, dass
die Vergabe von Informationen zur ▪
Zeitgestaltung in einem erzählenden Text und ihre
▪ Strukturen
sehr unterschiedlich ausfallen kann und dementsprechend schon bei der ▪
Mikropropositionsbildung auf der lokalen Textebene, aber
insbesondere bei der ▪
Bildung von Makropropositionen ein hohes Maß an
Inferenztätigkeit verlangen kann, die weniger versierte Leserinnen
und Lesern nicht so ohne weiteres leisten können.
Anders ausgedrückt:
Wenn ein Erzähltext - aus welchen Gründen auch
immer - auf den ▪ Ebenen des Dargestellten
(Diegiesis) und
der ▪ Darstellung (Exegesis)
keine klaren Signale (explizite Zeitangaben) setzt, müssen diese
Textlöcher,
Kohärenzlücken oder Leerstellen in der
oben beschriebenen
Verschränkung von Bottom-up- und Top-down-Prozessen geschlossen
werden, aber auch, abhängig von den erworbenen ▪
Lesekompetenzen geschlossen werden können.
Über räumliche und
zeitliche Informationen hinweg werden wohl auch die übrigen ▪
Strukturen eines Erzähltextes für den
Aufbau eines Situationsmodells genutzt, auch wenn darüber derzeit noch
keine empirischen Ergebnisse vorliegen.
Das Situationsmodell,
das in diesem Textverstehensprozess konstruiert wird, stellt, wenn es
mit anderen kommuniziert wird, die Lesart
eines Textes dar. Solche Lesarten sind aus prinzipiellen Gründen
nicht richtig oder wahr, können aber doch als plausibel anerkannt
werden.
Die Überwachung
des Verstehensprozesses: Monitoring
Als Dimensionen werden
sie beim fortlaufenden Verstehensprozess "überwacht". Im Zuge dieser »Monitoringaktivität
wird überprüft, "ob das bisher während des Lesens aufgebaute
Situationsmodell durch die neu eingelesene Information aktualisiert
werden muss." (Christmann
2015, S.178)
Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Leser sich
bestimmte Textinformationen nicht so "hinbiegen" kann, dass
aufgetretene Inkonsistenzen für ein gewonnenes Situationsmodell passend gemacht
werden können. Gelingt das, dann wird dies so verarbeitet und und
vom Leser akzeptiert. (vgl.
ebd.,
S.179)
Textverstehensprozesse
bei erzählenden Texten weisen stets eine Anpassungsdynamik
auf. Sie kann auf Textebene durch verschiedene Komponenten ausgelöst
werden, z. B.
Grundsätzlich ist aber
wohl davon auszugehen, dass nicht alle Dimensionen, die beim
Lesemonitoring überwacht und zur Anpassung des Situationsmodells
grundsätzlich genutzt werden können, für den fortlaufenden Aufbau eines
Situationsmodells auch verwendet werden.
So könnte dabei auch eine Art Relevanzprüfung stattfinden, als dessen Folge z. B. Informationen,
welche sich direkt auf die Figuren beziehen lassen oder die
Zeitgestaltung betreffen, ein größeres Potential für das Auslösen einer
Anpassung haben, als räumliche Informationen. Allerdings hängt auch die
"Anpassungsarbeit" an einem "seidenen Faden", weil sie wie alle Prozesse
beim Lesen von unterschiedlichen textseitigen und leserseitigen
Faktoren abhängt.
Kohärenzbildung über
mentale Modelle, kognitive Schemata und literarische Konventionen
(Gattungen)
In der
neueren Erzähltheorie
wird das Lesen erzählender Texte meistens unter den Vorgaben der
konstruktivistischen Theorie betrachtet. Dabei wird die narrative
Kohärenzbildung mit
der in der
schon beschriebenen
Verschränkung von Bottom-up- und Top-down-Prozessen erklärt. (vgl.
Martínez/Scheffel 1999, 10. Aufl. 2016, S.136) und der Bildung von
Inferenzen erklärt. Statt dem ▪
Construction-Integration Model wird dabei auf die im Kern ähnliche
kognitive
Schematheorie Bezug genommen.
Beim Lesen eines
erzählenden Textes werden danach vom Leser nacheinander
Textinformationen gesammelt, die mit Hilfe von
kognitiven Schemata im
Langzeitgedächtnis
verarbeitet werden (schemageleitete
Strategie). Dabei entsteht ein
mentales Modell des
Textes, den man gerade liest, das wieder in den Lektüreprozess
einfließt. Mit dessen Hilfe ergänzt oder verändert der Leser seine
"Hypothesen über implizite Sachverhalte der erzählten Welt und über den
zukünftigen Verlauf der Handlung" (ebd.).
▪
Die
kognitionspsychologische Seite des hermeneutischen Zirkels
Inferenzen entstehen aber auch durch literarische Konventionen, die für
die Regeln bzw. die Zugehörigkeit von Texten zu bestimmten
Gattungen in einem bestimmten
historischen Zeitraum bestehen;
kausale Motivierungen
werden häufig vom Leser als Erklärung für
Handlungen
oder Ereignisse
inferiert (vgl.
Martínez 2011a,
S.5)
Da eine
Erzählung
nicht alles Geschehen und alle
Ereignisse hinreichend
motivieren bzw.
erklärend darstellen kann, bedürfen solche konstruktiven Akte des Lesers der Ergänzung den
unthematischen
Horizont, auf den bei der Lektüre eines
erzählenden Textes
zurückgegriffen wird.
Mit diesem Rückgriff
wird das "Unbestimmt-Vorhandene" in den Aussagen des
Erzählers und der Figuren mit dem
allgemeinen
(Welt-)Wissen ergänzt. Dieser unthematische Horizont, der also über das im Text
Thematisierte und Dargestellte hinausgeht (=
thematischer Horizont),
einen Bezug stellt den Bezug auf etwas Unbestimmt-Vorhandenes, "die
Totalität einer erzählten Welt" (ebd.,
S.135) her, welche die erzählte Geschichte mit ihren
explizit oder implizit ausgedrückten
Motivierungen
nicht grundsätzlich nicht herstellen präsentieren kann. Das bedeutet,
dass der Leser beim Lesen Aussagen des Erzählers und der Figuren mit
seinem
allgemeinen
(Welt-)Wissen und seinem
Wissen über literarische Konventionen (z. B.
Gattungswissen,
Textsortenwissen) ergänzt
(Inferenz). Zugleich
grenzt der unthematische Horizont auch aus, was nicht zur erzählten Welt
gehört.
Das Konzept der
Äquivalenz in der Erzähltheorie von Wolf Schmid
In der ▪
neueren Erzähltheorie
von Wolf Schmid
(2005, S.27) sind die zeitliche und die unzeitliche
Verknüpfung der Geschehensmomente der
Geschichte
(Äquivalenz) grundlegende
Strukturen, mit denen die Kohärenz
der Geschichte hergestellt wird.
Dabei unterscheidet er
die thematische Äquivalenz,
bei der ein gemeinsames thematisches Merkmal die beiden Zustände für die
Zustandsveränderung verknüpft, von der
formalen Äquivalenz, die sich auf formale Aspekte (textlinguistisch
wohl die Kohäsion)
bezieht;

Für
größere Darstellung bitte an*klicken*tippen!
Äquivalenz
bezeichnet bei Wolf
Schmid (2005, S.27) die "Gleichwertigkeit, d. h. Gleichheit von
Elementen in Bezug auf einen bestimmten Wert", wobei "dieser Wert, das
tertium
comparationis (...) ein im Werk enthaltenes Merkmal, eine
Eigenschaft (ist)".
Sie stellt die
Verknüpfung der Geschehensmomente der
Geschichte und ihre
Art auf der Ebene der Geschichte dar und ist neben als unzeitliche
Verknüpfung neben der zeitlichen Verknüpfung eines der Mittel, mit denen
die Kohärenz der
Geschichte hergestellt wird.
Voraussetzung von Äquivalenz ist ein
bestimmtes Verhältnis der Relationstypen von
Similarität und
Opposition, für das Verständnis besser gefasst als Verhältnis von
Identität und Differenz, zueinander. Beides muss in einer bestimmten Mischung
vorhanden sein, damit die für die Geschichte konstitutiven
(Zustands-)veränderungen
zwischen (zwei) Zuständen, die
zumindest in einem Punkt vergleichbar sein müssen, wirksam werden
können.
Dabei kann in verschiedenen Textsegmenten auch einmal
Similarität und dann Opposition in einem anderen Merkmal im Vordergrund
stehen.
▪
Arbeitstechnik lesen
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Lesekompetenz
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Lese- und Rezeptionsstrategien ▪
Primär- und Stützstrategien ▪
Hermeneutischer Zirkel
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Lesen und Textverstehen
(CI-Modell)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.04.2023
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